Meisterschaft und Bahnrekord

SKV Mörfelden/Olympia – Kegeln.

MEISTERJUBEL: Die Kegler von Olympia Mörfelden holten sich am Samstag die Deutsche Meisterschaft. In der Keglerklause feierten die Spieler Jürgen Fleischer, Heiko Held, Johannes Dill, Sven Völkl, Stefan Beck (stehend von rechts), Stephan Michel, Robert Nägel, Holger Liebold, Pascal Jestädt und Trainerin Erika Weichwald (vorne von rechts). (Foto: Schwappacher)

Bundesliga 200. Wurf – Olympia Mörfelden – Rot-Weiß Sandhausen 6327:6078. In einem hochklassigen Spiel vor rund 120 Zuschauern hat Olympia Mörfelden den Titel in der Deutschen Classic League verteidigt und ist zum sechsten Mal Deutscher Meister im Sportkegeln. In der dritten Auflage der zum Gefallen der Kegelfans aufrecht erhaltenen Traditionsliga über die ursprünglichen 200 Wurf, wurde Mörfelden damit zum zweiten Mal Deutscher Meister und konnte sich am 17. Spieltag vorzeitig die Titelverteidigung gegen Walldorf (Baden) sichern.
 

Unter den Zuschauern weilte auch Manfred Schulmeyer, der bei den ersten vier Titeln (1985–1988) noch zusammen mit Jürgen Fleischer das kongeniale Schlussduo bildete (zu jener Zeit fanden die Bundesligaspiele noch über vier Bahnen in Mörfelden statt) und war am Ende sichtlich begeistert. „Dass nach der goldenen Zeit in den Neunzigern überhaupt wieder ein Titel geholt wurde im letzten Jahr war schon sensationell. Aber diesen zu verteidigen und mit einer solchen Dominanz die Heimspiele zu gewinnen ist großartig. Es war nicht zu erwarten, dass es eine solche neue Ära gibt“, war Schulmeyer begeistert.
Sein damaliger Partner Fleischer spielt längst im Starttrio und sollte auch heute zusammen mit Heiko Held und Stephan Michel vorne für Dampf sorgen. Fleischer (seit heute sechsfacher Deutscher Mannschaftsmeister und zwölffacher Deutscher Meister) begann gegen Sören Busse, Stephan Michel hatte Dieter Hasenstab als Gegner und Heiko Held duellierte sich mit Jens Auer. Sandhausen agierte, wie erwartet ohne Druck und das Team um den sportlichen Leiter Ralf Herbold, legte los wie die Feuerwehr. Mörfelden geriet gleich einige Hölzer in Rückstand und nach einer Bahn führte Sandhausen mit rund 30 Holz.
Auf der zweiten Bahn steigerten die Hardtwälder ihren Druck und Mörfelden war teilweise in Summe 80 Holz hinten, wobei man immer einige wenige Würfe weniger absolviert hatte. Am Ende war es Stephan Michel mit großen Abräumspiel und zwei Neunern in den Würfen 95 bis 100 vorbehalten, den Rückstand auf 45 Holz zu verkürzen (287 auf der zweiten Bahn). Alle Gäste waren deutlich über 500 Kegeln, insbesondere Busse (541) führte das gesamte Feld an. Zu dieser Zeit war Held (501) der schwächste Akteur. Dann war die große Zeit von Jürgen Fleischer gekommen. Auf Bahn sechs, lange nicht in seinem Stammrepertoire der Bahnen angesiedelt, eröffnete er über acht Wurf 68 auf zehn Wurf 81 und trieb seine Mitspieler zur großen Wende. Der Vorsprung der Gäste schmolz in der frühlingshaften Sonne über Hessen und nach drei Bahnen hatte Olympia rund 50 Holz Vorsprung (Fleischer 283).
Am Ende konnten die Hausherren alle Duelle gewinnen. Stephan Michel spielte dabei mit 1.051 neue persönliche Heimbestleistung gegen Dieter Hasenstab (1038), Jürgen Fleischer konnte mit 1058 am Ende doch deutlich gegen Sören Busse (1018) gewinnen und selbst Heiko Held (1026) konnte noch gegen Jens Auer (1010) punkten.
Olympia führte mit 3135 zu 3067, also mit 68 Holz zur Halbzeit.
Sollte das schon die Vorentscheidung sein? Mit Stefan Beck, Holger Liebold und Pascal Jestädt hatte Olympia das von den Fans erkorene „beste Schlusstrio der Welt“ am Start, Sandhausen hatte den schnittbesten Spieler der Liga, René Zesewitz, am Start, der von den zuletzt groß aufspielenden Christian Cunow und Joachim Künzie flankiert wurde. Bereits nach 50 Wurf zeichnete sich eine Vorentscheidung ab, besonders Beck (284) machte die Pace für Olympia, Jestädt kam mit 253 gut ins Spiel, nur Liebold (249) hing etwas hinter seinen Erwartungen und musste Zesewitz den Vortritt lassen. Zur Hälfte des Spiels war eine Vorentscheidung gefallen. Beck lag mit 550 auf Kurs 1100. Der Vorsprung der Hausherren war auf über 150 Holz angewachsen und die treuen Fans der Olympianer feierten nun jeden gelungenen Wurf der drei Spieler, und es gab einige davon.
Pascal Jestädt hatte sein Duell gegen Christian Cunow jederzeit unter Kontrolle und konnte am Ende mit 1045 zu 975 deutlich gewinnen, verschenkte aber, bei abfallender Konzentration ein noch besseres Ergebnis und krönte eine überragende Saison. Insbesondere Jestädt erfüllte die von den Fans geforderten Neuner und stand mit den Fans im ständigen nonverbalen Dialog. Gleich mit drei Neunern brachte er die Keglerklause auf neue akustische Höhen und die Gesänge der Fans überschlugen sich. „Ich hatte die letzten 30 Wurf eine Gänsehaut. Als der Druck abfiel und das Spiel entschieden war, habe ich das einfach nur noch genossen und es war wunderschön, für die Fans ein Spektakel zu bieten“, so Jestädt.
Von der nun ansteigenden Feierlaune bei den auf das Spielende wartenden Fans schlich sich Liebold immer näher an Zesewitz ran und konnte diesen am Ende sogar noch mit 1057 zu 1038 besiegen und krönte damit seine überragende Heimrunde, die er mit einem Heimschnitt von über 1060 Kegeln abschließen konnte. Und Stefan Beck? Nach 837 bei drei Bahnen ging er mit 1000 auf das letzte Abräumen. Auch ihm fehlte nun ein wenig das Glück und der Spannungsabfall war bemerkbar.
Zehn Wurf vor Schluss begann der „Stehblock“ hinter Bahn zwei dann mit einem Dauergesang und skandierte: „Deutscher Meister ist wieder Olympia“, spätestens hier war auch für Stefan Beck, dem das sichtlich egal war, der Spannungsabfall zu spüren. Über „Oh wie ist das schön“ und bei erreichten 6300 mit „Dreiundsechzighundert, ohohohohoh“ fand das Sangesfinale mit: „Steht auf, wenn ihr Olympia seid“, einen Höhepunkt. Beck gewann sein Duell mit 1090 zu 998 gegen Künzie, der im 199. Wurf den Tausender verpasste und Olympia Mörfelden gewann das Spiel in einer äußerst überragenden Manier. Der Deckel war drauf, der Strich drunter, der Titel bleibt in Mörfelden. Mit 6327 Kegel wurde der Bahnrekord um 105 Holz übertroffen und selbst der Liga-Rekord war möglich, was letztendlich aber angesichts der Ereignisse völlig nebensächlich war. Mit 3192 Kegeln hatte das Trio infernale wieder zugeschlagen.
Nach der Verabschiedung der Spieler fanden sich die Akteure in einer Traube wieder und die ganze Keglerklause hatte nur den einen Wunsch: „Wir wollen Euch Tanzen sehen“, welches die Mannschaft um Vortänzer Holger Liebold auch prompt Folge leistete.
In der Absprache gratulierte Sandhausen dem alten und neuen Deutschen Meister. Nachdem man im Hinspiel Olympia noch eine Niederlage beibringen konnte, konnte man dieses Mal mit erhobenem Haupte die Bahnen räumen.
Danach gab es kein Halten mehr. Die Mannschaft um die sechs Spieler, Ersatzmann Sven Völkl und die ebenfalls im Verlauf der Saison zum Einsatz gekommenen Spieler Reinhold Ernst , Robert Nägel, Johannes Dill und Patrik Veit konnten, sofern nicht noch am Kegeln, feiern.
„Ich bin so stolz auf dieses Team“, befand Trainerin Eri Weichwald.
Statistik: Stephan Michel: 670/381/2/1.051, Jürgen Fleischer: 679/379/1/1.058, Heiko Held: 661/365/1/1.026, Pascal Jestädt: 661/384/1.045, Holger Liebold: 663/394/1/1.057, Stefan Beck: 690/400/0/1.090. Total: 4.024/2.303/5/6.327. (pj/em)

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