Einen neuen Stil angekündigt

CDU-Stadtverband hat Kirsten Schork als Bürgermeisterkandidatin nominiert

KIRSTEN SCHORK, Stadtverbandsvorsitzende der CDU, will Bürgermeisterin der Doppelstadt werden. Links CDU-Fraktionschef Karsten Groß, rechts der CDU-Kreisvorsitzende Stefan Sauer. (Foto: Jaworr)

Mörfelden-Walldorf. Nachdem das Ergebnis feststand, ging ein Strahlen über das Gesicht von Kirsten Schork: Mit 19-Ja-Stimmen war die 41 Jahre alte CDU-Stadtverbandsvorsitzende soeben zur Bürgermeisterkandidatin ihrer Partei gekürt worden – bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung.
 

Als erste Partei hat die CDU ihre Bewerberin für die Wahl am 3. März 2013 aufgestellt. Schork, die seit 1997 im Kreistag und seit 2001 im Stadtparlament sitzt, wird wohl Amtsinhaber Heinz-Peter Becker (SPD) herausfordern, auch wenn die Nominierung bei den Sozialdemokraten noch aussteht.
Vor den CDU-Mitgliedern im Goldenen Apfel umriss die Diplom-Verwaltungswirtin, die im Kassen- und Steueramt der Stadt Frankfurt arbeitet, ihre Ziele und Pläne für Mörfelden-Walldorf, dessen Finanzen auf gesunde Füße gestellt werden müssten. Die Stadt habe 30 Millionen Euro Schulden angehäuft, was knapp 1000 Euro pro Einwohner seien. Das Kassenkreditvolumen liege bei 60 Millionen Euro und entspreche fast einem Jahresetat. „Für normale Bürger gibt es zwei Monatsgehälter Dispo.“ Während Mörfelden-Walldorf im Jahr pro Einwohner 503 Euro für Sach- und Dienstleistungen ausgebe, komme die Nachbarstadt Groß-Gerau mit 317 Euro aus. „200 Euro mal 34 000 Einwohner sind 6,8 Millionen“, sah Schork Sparpotenziale.
Durch interkommunale Zusammenarbeit ließen sich Synergieeffekte erzielen; in der Verwaltung gelte es, Aufgaben sinnvoll zu bündeln. Als Beispiel nannte Schork das Zusammenführen von Bau- und Umweltamt, das dann an nachhaltiger Entwicklung arbeiten solle. Die Stadtwerke will die Kandidatin mittelfristig zu einem Versorgungsunternehmen für Gas, Wasser und Strom umbauen.
Um die Einnahmesituation zu verbessern, baut Schork auf Gewerbeansiedlung. „Mörfelden-Walldorf ist verkehrstechnisch gut erschlossen, hat freie Gewerbeflächen: aber wer weiß das?“, fragte sie. Die Außendarstellung zu verbessern, sei Chefsache. Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung müssten aktiv betrieben werden.
Als Ziel gab Schork aus, die Kitagebühren gegen Null zu führen. Zwar könne sie nicht versprechen, dass es in sechs Jahren keine Kitagebühren mehr gebe, doch wolle sie Schritt für Schritt möglichst nah an die Null kommen, so Schork, die einen neuen Stil im Umgang mit den Bürgern versprach.
Sie wolle echte Bürgerbeteiligung, auf Sachverstand und Engagement der Einwohner zurückgreifen, kündigte die 41-Jährige an, die vom Parteikollegen Gottfried Jahn aufgefordert wurde, verstärkt zu den Vereinen zu gehen. „Wenn Du Bürgermeisterin werden willst, geht das nur über die Vereine“, sagte Jahn.
Die Kandidatin Kirsten Schork agiere mit Bestimmtheit und klarem Wollen, sei in der Stadt gut vernetzt, besitze einen hohen Sympathiefaktor und reichlich Erfahrung in Verwaltung und Politik, hatte der stellvertretende CDU-Stadtverbandsvorsitzende Karsten Groß eingangs die Empfehlung des Vorstands begründet.
Es entspreche dem demokratischen Verständnis der Christdemokraten, an einer Direktwahl mit einem eigenen personellen Angebot teilzunehmen, sagte Groß und erlaubte sich einen Seitenhieb auf die Grünen, die in der Koalitionsvereinbarung mit der SPD auf einen eigenen Bewerber verzichtet haben. Die Grünen verabschiedeten sich so von ihrem Grundsatz der Basisdemokratie.
Zufrieden war der CDU-Kreisvorsitzende und Groß-Gerauer Bürgermeister Stefan Sauer, der die Versammlung leitete. Es sei nicht selbstverständlich, dass man Kandidaten finde, sagte er mit Blick auf die Groß-Gerauer SPD, die darauf verzichtet, 2013 an der Direktwahl teilzunehmen. Beim Thema gebührenfreie Kindertagesstätten warnte er vor zu hohen Erwartungen. „Man muss in die Richtung streben, darf aber nicht enttäuscht sein, wenn es nicht ganz erreicht wird.“
Sauer verwies allerdings auch darauf, wie schwer es sei, gegen einen Amtsinhaber anzutreten, dem eine ganze Verwaltung zuarbeite. Er nahm deshalb die CDU-Mitglieder in die Pflicht: Strahlen könne eine Kandidatin nicht allein – da seien schon alle zur Unterstützung aufgerufen. (mr)

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