Mörfelden-Walldorf: Neues Einsatzgebiet für ausgemusterte Drehleiter

Feuerwehr-Fahrzeug aus Walldorf wird in der ukrainischen Stadt Chmelnyzkyj benötigt

Ukrainische Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrau Iryna Driukova (an der Fahne links) nehmen die Drehleiter in Empfang. Mit bei der Übergabe dabei sind auch Claire Linke von der Friedensinitiative (rechts an der Fahne) sowie Bürgermeister Thomas Winkler (Dritter von rechts) und Erster Stadtrat Karsten Groß (Vierter von rechts). Foto: Erlenbach

Mörfelden-Walldorf – Die MAN-Drehleiter der Walldorfer Feuerwehr steht noch gut da. Obwohl sie Baujahr 1996 ist, hat sie kaum Gebrauchsspuren und nicht einmal 48 000 Kilometer auf dem Tacho. Nun allerdings wird sie Einsätze in der Ukraine fahren.
Nachdem die bisherige Drehleiter der Walldorfer Feuerwehr marode war, musste dringend ein neues Einsatzfahrzeug her. Doch wegen der langen Lieferzeit von mehr als zwei Jahren war eine Übergangslösung nötig. So hatte die Stadt der Feuerwehr vor etwas mehr als zwei Jahren für 25 000 Euro eine gebrauchte Drehleiter als Übergangslösung gekauft. Nachdem die neue Drehleiter inzwischen geliefert wurde, sollte das alte Fahrzeug nun weg. Für 20 000 Euro wollte die Stadt es verkaufen.

Über die örtlichen Friedensinitiative hörte Bürgermeister Thomas Winkler von der Absicht, der ukrainischen Stadt Chmelnyzkyj eine Drehleiter zu spendieren, die dort dringend gebraucht werde. Denn die fast 300 000 Einwohner zählende Stadt rund 300 Kilometer westlich von Kiew werde immer wieder mit Bomben und Drohnen angegriffen.
Neben der örtlichen Friedensinitiative engagierten sich auch die Organisation „Wir sind Bergstraße“ und das „Team Bensheim“ für das Ansinnen der Feuerwehr in der Ukraine, unterstützt von der Bensheimer Feuerwehr. Dort hörte man von der Verkaufsabsicht in Walldorf und nahm Kontakt zur Stadt auf. Bürgermeister Thomas Winkler war bereit, vom ursprünglich geforderten Kaufpreis 10 000 Euro nachzulassen. Die restlichen 10 000 Euro brachten die Friedensinitiative und der Rotary Club Bensheim auf.
Am Donnerstag vergangener Woche nun trafen vier Feuerwehrmänner und eine Feuerwehrfrau aus Chmelnyzkyj in Bensheim ein und kamen am darauffolgenden Freitagmorgen nach Walldorf, um das Feuerwehrfahrzeug in Empfang zu nehmen. Feuerwehrfrau Iryna Driukova erzählte von Leid und Tod in ihrer Heimat. Immer wieder würden auch zivile Gebäude von russischen Raketen oder Drohnen getroffen. Zwei Feuerwehrleute seien bereits im Einsatz ums Leben gekommen.
Neben dem Feuerwehrfahrzeug hatte die Walldorfer Feuerwehr auch zahlreiche Ausrüstungsgegenstände, wie Helme, Einsatzanzüge und Wasseraufbereitungstabletten sowie Gaskocher und Wasserfilter gekauft, die ebenfalls aus Spendengeldern finanziert wurden. Zudem war das Feuerwehrfahrzeug durch den TÜV gebracht und vollgetankt worden. Die Delegation aus der Ukraine bedankte sich bei den Walldorfern mit Feuerwehrabzeichen, einigen Erinnerungsstücken sowie einer großen ukrainischen Fahne für die Spenden.
Bürgermeister Winkler berichtete, derzeit seien in Mörfelden-Walldorf rund 500 Menschen aus der Ukraine untergebracht. „Wir kennen die Leute, und wir kennen ihre Probleme“, so Winkler. „Wir wollen diese Leute in ihrem verzweifelten Kampf auch weiterhin unterstützen.“ „Wir sind sehr dankbar für die Menschlichkeit, die uns entgegengebracht wird“, sagte Iryna Driukova. Die beiden Bensheimer Vereine haben seit Beginn des russischen Angriffskriegs Kontakte in die Ukraine. Sie setzen sich derzeit auch für die Behandlung eines schwer an Krebs erkrankten Kindes ein und sammeln Spenden, um den Jungen an der Uniklinik in Heidelberg behandeln lassen zu können, berichteten die Vereinsvertreter. erl

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