Der logische nächste Schritt

Nach seiner Arbeit im Jugendzentrum leitet Abraham Tekie nun die Kindertagesstätte XI

ABRAHAM TEKIE leitet seit dem letzten Herbst die Kita im Walldorfer Nordring. Zuvor arbeitete der gebürtige Eritreer bei der Deutschen Bank und in Jugendzentren in Dreieich und Walldorf. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. „Die Arbeit mit Zahlen hat mich nicht erfüllt“, sagt Abraham Tekie. Sein Studium finanzierte er sich mit einem Job bei der Deutschen Bank, nach dem Abschluss nahm er eine Vollzeitstelle an. „Irgendwann habe ich mich gefragt, für wen ich eigentlich arbeite“. Zum Glück waren die Wirtschaftswissenschaften nur Tekies Nebenfach, und so konnte der gebürtige Eritreer problemlos in den pädagogischen Bereich wechseln.

„Hierfür schlägt mein Herz. Ich schau beim Arbeiten nicht auf die Uhr und kann mehr geben“, berichtet der 37-Jährige. Der studierte Pädagoge ging zuerst ins Jugendzentrum Dreieich, bevor er 2012 in die Jugendpflege nach Walldorf wechselte. Seit dem letzten Herbst leitet er nun die Kindertagesstätte XI im Nordring.
Während er seine Stationen der letzten Jahre aufzählt, bekommt man den Eindruck als sei die Kita-Leitung der logische nächste Schritt gewesen. In Dreieich lernte Tekie die unterschiedlichsten Bereiche der Jugendarbeit kennen, bevor er im Walldorfer Jugendzentrum den Offenen Treff sowie den „Lazy Sunday Afternoon“ betreute.
Als Verantwortlicher für die Ferienspiele hatte er dann zum ersten Mal viel mit kleineren Kindern zu tun. „Ich wollte wissen, wo die Jugendlichen herkommen. Der Kindergarten ist für mich ein Teil der Jugendarbeit“. Dazu kam, dass er selbst zwei Kinder im Alter von drei und fünf Jahren hat. Unregelmäßige Arbeitszeiten, auch am Wochenende, sind da wenig vorteilhaft.
„Der Kindergartenbereich hat mich interessiert. Auch weil immer mehr Bedeutung auf die ersten Lebensjahre gelegt wird“, sagt der Pädagoge. Mit der Kita im Nordring hat Abraham Tekie daher auch einiges vor. Gemeinsam mit seinen vierzehn Kollegen möchte er ein neues Konzept erarbeiten. Die Eckpfeiler sollen ein starker Bezug zur Natur und der Blick aufs lebenslange Lernen sein. Die Nähe zum Wald möchte Tekie dabei ausnutzen und einen Garten auf dem Kitagelände anlegen. Außerdem soll sich die Kita stärker nach außen öffnen. Dabei sollen Eltern, Gruppen und Initiativen vermehrt einbezogen werden.
Fertig sein soll das Konzept, wenn der Umzug von den Containern in die neue Kita ansteht. Denn noch werden die rund 70 Kinder in einer Übergangslösung betreut, die aber so schnell wie möglich einem Neubau weichen soll.
Die Kita XI hat dann völlig neue Räume und ein sehr junges Team mit einem Altersdurchschnitt, der bei etwas über 30 Jahren liegt. Eine weitere Besonderheit ist der hohe Anteil an männlichen Pädagogen. Vier Männer arbeiten im Nordring, plus Tekie, der als Kita-Leiter auch eher eine Ausnahme ist. Oft wird er verdutzt angeschaut, wenn er sich vorstellt. Denn die meisten erwarten eine Frau auf diesem Posten.
Mit seinem Migrationshintergrund hatte Abraham Tekie bislang keine Probleme. Wenn es zu einem Elterngespräch kommt und die Betroffenen haben selbst einen Migrationshintergrund, kann diese Gemeinsamkeit sogar von Vorteil sein, weil sich die Eltern besser verstanden fühlen. „Meine Erfahrungen sind positiv. Die Menschen sind neugierig und extrem offen“. In Mörfelden-Walldorf habe er sich gleich willkommen gefühlt, sagt er. (seb)

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