Kräftige Linien und bunte Flächen

Teilnehmer lernen beim Graffiti-Workshop den richtigen Umgang mit der Sprühdose

Farbe auf die kahlen Wände brachten Jugendliche während eines Graffiti-Workshops am Walldorfer Jugendzentrum. Natürlich wurde nur auf legalen Flächen und mit entsprechender Schutzkleidung gesprüht. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Graffiti haben in den letzten Jahrzehnten eine große Wandlung erfahren und sind längst in den Museen und Galerien angekommen. Während eines zweitägigen Workshops der Stadtjugendförderung zeigte der Künstler und Profi-Sprayer Jens Jansen den Teilnehmern nun, worauf es beim Sprühen ankommt.

Im Walldorfer Jugendzentrum brachten die Teilnehmer erst einmal die eigenen Ideen zu Papier, danach wurden die Dosen geschüttelt und die Farben auf Holz- und Steinwände gesprüht. „Nicht alles was man gezeichnet hat, kann man später auch umsetzen“, erklärte Diplomdesigner Jens Jansen, der Ende der 1980er seine ersten Graffiti entwarf. Ein paar Jahre später sprühte Jansen zum ersten Mal gegen Bezahlung und erhielt immer neue Aufträge. Heute trägt unter anderem das Steinweg Bahnviadukt in Mörfelden seine Handschrift. Jansen arbeitete aber auch für große Hotelketten oder die Frankfurter Goethe-Universität.
Damit sich die Graffiti der sechs Workshopteilnehmer auch sehen lassen können, wurde zunächst rund ums Jugendzentrum geübt. Wertvolle Tipps, wie man die Dosen am besten hält, gab es von Jens Jansen. Dabei kommt es darauf an, was man gerade sprühen möchte. Der Abstand zur Wand und der Winkel der Dosen bestimmen das Resultat. Für eine kräftige Linie nimmt man wenig Abstand, soll die Farbe eher leicht auftragen werden, hält man die Dose etwas weiter weg. Es gibt laut Jansen aber auch unterschiedliche Aufsätze für die Dosen, und nicht zuletzt kommt es auf die Geschwindigkeit an, mit der man seine Linien zieht und Flächen ausmalt. „Das sind große Unterschiede zum Zeichnen auf dem Papier“, erklärt der Profi-Sprayer, der in Offenbach an der Hochschule für Gestaltung seinen Abschluss als Diplomdesigner machte.
Die Idee, in den Osterferien einen Graffiti-Workshop anzubieten, kam eher zufällig, erzählte Streetworker Philipp Gempe. Jansen sollte eigentlich nur einen Bus der Jugendförderung grafisch gestalten, letztlich wurde daraus aber ein Workshop für den Sprayernachwuchs. In dem farbenfrohen Bus wird Gempe zusammen mit dem Rapper Riccardo Montero ab Mai in Mörfelden-Walldorf unterwegs sein und ein mobiles Musikangebot im Gepäck haben. Der „Beatbus“ wird noch mit einer Anlage, Mikrofon und einem Computer ausgerüstet und soll dann als kleines Musikstudio dienen. „Es ist ein Angebot für die Straße, das Vorbild ist der Rockbus, den es auch in Frankfurt gibt“, berichtete Gempe.
In Zukunft möchte der Streetworker weitere Graffiti-Workshops organisieren. Dafür hat er schon einige Flächen im öffentlichen Raum und rund um das Jugendzentrum im Blick. Gempe hat auch Kontakt zu professionellen Sprayer-Gruppen, die ihn beim Workshop unterstützen und ist immer auf der Suche nach freien Flächen. Wer also seine Garage verschönern lassen möchte, kann mit dem Streetworker telefonisch unter 40 42 94 oder per Mail unter philipp.gempe[at]moerfelden-walldorf[dot]de Kontakt aufnehmen. (seb)

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