Zwischen Rallyeautos und Lastwagen
Auf dem Bolzplatz flog der rote Sand durch die Luft, so rasant waren einige der Flitzer unterwegs. Die besonders schnellen Modelle schaffen 70 Stundenkilometer und sind entsprechend schwierig zu steuern. Wer kurz nicht aufpasste oder ein gewagtes Fahrmanöver hinlegte, musste mit damit rechnen, dass sich sein Gefährt überschlug.
Etwas weiter hinten auf dem Spielplatz ging es etwas gemütlicher zu. Hier rollten kleine Panzer übers Gras, außerdem drehten Rallyeautos und Lastwagen ihre Runden. Und natürlich wurde gefachsimpelt. Denn hier trafen sich zahlreiche passionierte Bastler zum gemeinsamen Jahresausklang. Die Schiffs-Modellbau-Arbeitsgemeinschaft (SMA) rief das Silvesterfahren vor etlichen Jahren ins Leben. Mittlerweile sind auch der Modellflugclub Rhein-Main und der Racing Club Walldorf dabei.
Ein Hobby der „Hobby der tausend Berufe“
Was an Gefährten auf der Wernertanne unterwegs war, ist in vielen Stunden liebevoll gebastelt worden. So musste man schon suchen, um ein Modell von der Stange zu finden. Denn natürlich legte ein Bastler überall selbst Hand an, verbessert und modifiziert seine Wagen. Angesagt ist es etwa, Spielzeugautos ein Upgrade zu verpassen und zu ferngesteuerten Wagen aufzurüsten.
Thomas Horlacher nahm einen Unimog für die Sandkiste, baute Teile eines günstigen Rennwagens und zusätzliche Technik ein. „Es braucht etwas Erfahrung“, sagte Horlacher. Dafür könne man so relativ günstige gute Modelle zum Fahren bringen.
Das Modellbauen sei ein „Hobby der tausend Berufe“, meinte Horlacher weiter. Denn um ein individuelles Fahrzeuge hinzubekommen, müsse man sich mit allem etwas auskennen. Mechanik und Elektronik natürlich, aber auch Metallverarbeitung sowie der richtige Umgang mit Holz und Farbe sind gefragt. Im Clubraum der Schiffs-Modellbau-Arbeitsgemeinschaft finden sich entsprechend Geräte, wie spezielle Bohrer und Fräsen.
Lackierung kostete zwei Monate
Viele der Bastler sind dabei mehrgleisig unterwegs. Bertram Nestler etwa baut eigentlich Rennboote. Auf der Wernertanne war er allerdings mit einem Jeep unterwegs, an dessen Steuer eine Terminator-Puppe saß. Das Auto wirkte abgewetzt, verrostet und machte dabei einen authentischen Eindruck. Zwei Monate arbeitete Nestler an dem Modell, die meiste Zeit ging für die aufwendige Lackierung drauf. „Das ist eigentlich nur meine Winterbeschäftigung“, sagte er.
In den wärmeren Monaten sei er dann wieder zu Wasser unterwegs, so Nestler. Was sich da alles tummelt, kann man im nächsten Jahr beim nächsten großen SMA-Schaufahren auf dem Badesee erleben.