„Ganz klar Grenze überschritten“

Ärger über den abgesägten Kerwebaum Schuldiger soll für Schaden aufkommen

REPARIERT: Der Baum wurde notdürftig geflickt und wieder aufgestellt. Die Spitze musste mit Holzlatten befestigt werden. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf.  In der Nacht zum Sonntag wurde der Walldorfer Kerwebaum abgesägt. Kerwebopp, Kranz und der in Mitleidenschaft gezogene Baum blieben auf dem Festplatz liegen.
„Wir Walldorfer wären keine Walldorfer, wenn wir den Baum nicht schon längst wieder gestellt hätten“, kommentierte der Kerweverein am Sonntag den Vorfall. Gemeinsam mit der Feuerwehr machte man sich daran, den Baum aufzurichten. Dafür musste er um einige Meter gekürzt werden. Nichts mehr machen ließ sich beim Kranz, der durch den Sturz zu stark beschädigt wurde. Auch die Kerwebopp blieb unten. So machte der Baum, dessen Spitze von Holzlatten gehalten werden musste, einen recht zerflederten Eindruck.
„Der Kerwebaum ist für viele Walldorfer ein Zeichen von Tradition und Verbundenheit“, sagt der Vorsitzende des Walldorfer Kerwevereins, Sebastian Hirsch angesichts der Aktion. „Zu dieser Tradition gehört sicherlich auch, dass die Puppen geklaut und ausgelöst werden, aber mit dem Fällen des Kerwebaumes wurde ganz klar eine Grenze überschritten.“
Als in Mörfelden Kerb gefeiert wurde, hatten die Walldorfer über eine Leiter die Puppe heruntergeholt. Auf dem Walldorfer Festplatz dürfte eine Leiter kaum ausreichen, weshalb sich der Baumfäller vermutlich für eine radikalere Gangart entschied.
„Was in der Nacht zum Sonntag geschehen ist, ist ein Schlag ins Gesicht aller, die sich darum bemüht haben, die verhärteten Fronten zwischen den beiden Kerwevereinen zu überwinden“, kritisiert der stellvertretende Vorsitzende des Kerwevereins, Walter Klement. Die Walldorfer seien in diesem Jahr zum ersten Mal seit langem wieder beim Mörfelder Umzug mitgelaufen. Damit habe man ein Zeichen gesetzt, um wieder ins Gespräch zu kommen.
Auch in Mörfelden hat man kein Verständnis. „Dieses Vorgehen, egal wer dafür verantwortlich ist, hat nichts mit irgendwelchen Traditionen zu tun und ist schlichtweg dumm und gedankenlos“, heißt es in einer Stellungnahme des Mörfelder Kerwevereins. Darin wird weiter die Verantwortung für die Aktion zurückgewiesen und sich von der Fällung distanziert.
Mittlerweile ist man offenbar schlauer. Wie Jan Körner, Pressesprecher des Walldorfer Vereins, auf Nachfrage erklärte, wisse man dank der guten Zusammenarbeit mit den Mörfelder Kollegen, wer den Baum gefällt hat. Derjenige soll vor längerer Zeit aus dem Mörfelder Kerweverein geflogen und dort nicht mehr aktiv sein. „Wir werden nach reiflicher Überlegung vorerst keine Anzeige stellen und Kontakt mit der betreffenden Person aufnehmen, um über die Behebung des Schadens zu sprechen“, sagte Körner. (seb)

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