Kleintiere haben keine Lobby

Die Helfer von Meerschweinchen in Not kümmern sich auch um Härtefälle

KÖRPERKONTAKT: Pflegestellen-Helferin Anja Zörner (links) und Pressesprecherin Dagmar Nuhn kuscheln mit den Tieren in der Quarantänestation. (Fotos: Schlempp-Kasimir)

Kelsterbach. „Samstags ist bei uns richtig was los“, sagte Karoline Neudert. Dann öffnet die Vorsitzende des Tierschutzvereins „Meerschweinchen in Not“ nämlich ihr Gartentor für die zahlreichen Helfer, denn in ihrem Garten befindet sich die Quarantänestation des Vereins.

Das Gebäude sieht von außen wie eine Gartenhütte aus. Der Innenraum aber ist komplett auf die Kleintierpflege abgestimmt. An zwei Wänden türmen sich vom Boden bis zur Decke beliebig abtrennbare Käfige. Tageslicht fällt durch die großen Glastüren und ein Fenster in den Raum. Ein Sonnensegel vor der Hütte verhindert, dass der Innenraum im Sommer zu sehr aufheizt. Gut isolierte Wände, Heizkörper und ein Belüftungssystem garantieren zu jeder Jahreszeit ein angemessenes Klima.
Trotz der hochsommerlichen Temperaturen quietscht und quiekt es vergnügt hinter den Glasscheiben. Damit sich die Meerschweinchen abkühlen können, liegen Fliesen in jedem Käfig. „Es ist wichtig, dass man besonders aufmerksam und verantwortungsvoll mit ihnen umgeht“, sagte Neudert. „Anders als zum Beispiel Hunde oder Pferde können Meerschweinchen nicht laut werden, wenn es ihnen schlecht geht.“ Bei der Stallreinigung wird deshalb jedes Tier gewogen.
Die freiwilligen Helfer des Vereins übernehmen aber noch andere Tätigkeiten als nur den wöchentlichen Stalldienst. Sie führen auch Vorkontrollen durch, bei denen überprüft wird, ob das Tier wirklich mit mindestens einem anderen Meerschweinchen zusammenleben wird. Auch die artgerechte Haltung sollte vorher angesprochen werden. Grundsätzlich vermittelt der Verein die Tiere nur mit einer Schutzgebühr. Meerschweinchen in Not nimmt die Tiere auch jederzeit zurück.
Die Helfer bieten auch Pflegestellen an. Sie kümmern sich um die Tiere, bis sie adoptiert sind.
Da Meerschweinchen für Krankheiten anfällig sind und nur kastrierte Tiere vermittelt werden, übernehmen die Helfer außerdem regelmäßige Fahrten zum Tierarzt. Für ein so kleines Tier die hohen Arztkosten aufzubringen, ist für die Tierfreunde selbstverständlich. Verärgert reagieren sie aber über das Unverständnis anderer. „Zu mir hat mal jemand gesagt: Wieso achtzig Euro beim Tierarzt bezahlen, wenn du für zehn Euro ein neues Meerschweinchen bekommst?“, so die Vorsitzende.
„Das Problem ist, dass Kleintiere keine richtige Lobby haben“, so Neudert. Mit rund siebzig Helfern kümmert sie sich deshalb in ihrer Freizeit um die Tiere. Auch die neue Pressesprecherin des Vereins ist sehr engagiert. Dagmar Nuhn ist mit Meerschweinchen aufgewachsen und nimmt bevorzugt kranke Tiere auf, die es schwer haben, adoptiert zu werden. „Meine Schweinchen daheim begrüßen mich sogar, wenn ich nach Hause komme – das ist total süß“, erzählte sie.
Obwohl der Verein erst seit 2001 besteht, wurde er 2014 bereits mit dem Hessischen Tierschutzpreis gewürdigt. Bei ihrer Arbeit sind die Vereinsmitglieder auf Spenden angewiesen. Nähere Informationen zu Meerschweinchen in Not gibt es beim Sommerfest am Samstag, dem 15. August, ab 17 Uhr im Hof des Vereinsheims in der Mörfelder Straße 36. (lsk)

Eigene Bewertung: Keine Durchschnitt: 4 (4 Bewertungen)


X