Manche Abschnitte fast trocken

Tierwelt des Gundbachs erkundet – Niedriger Wasserstand macht ASV Sorgen

KAMBERKREBS MIT BEUTE: Leonhard Peter zeigte den Teilnehmern des Spaziergangs am Gundbach das mit einer Reuse gefangene Tier, das sich bei der Gelegenheit in dem Korb etwas zu Futtern besorgt hatte. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Alle fünf Sinne waren bei einem Spaziergang am Gundbach gefragt. Hier lernten die rund 20 Teilnehmer, ausgerüstet mit Gummistiefeln und Keschern, die Tier- und Pflanzenwelt kennen. Dabei zeigte sich, dass der Wasserstand des Gundbachs stark schwankt. Vielerorts waren kleine Sandbänke zu sehen, teilweise floss das Wasser nur auf einem schmalen Streifen.

Worauf es beim Betrachten und Verstehen eines Gewässers ankommt, erklärte der Geschäftsführer vom Verband Hessischer Fischer, Leonhard Peter, während einer Einführung in der Gundwiesenhalle. Gebraucht würden alle fünf Sinne, so Peter. Um einen Fluss oder Bach richtig wahrzunehmen sei aber vor allem Geduld nötig, so der Experte, und zeigte dabei auf eine Thermoskanne. „Abwarten und Tee trinken“, riet er den Teilnehmern.
Unterstützt wurde Leonhard Peter während des Spaziergangs von Mitgliedern des Angelsportvereins Walldorf (ASV), die an mehreren Stellen Reusen ausgelegt hatten, um den Teilnehmern Fische und Krebse aus dem Gundbach zu zeigen.
Gleich an der ersten Brücke fiel den Teilnehmern der niedrige Wasserstand ins Auge. „Der Stand schwankt extrem. Manche Abschnitte sind fast trocken“, berichtete der ASV-Vorsitzende Mario Ricker. Seit März hat der Verein den Gundbach gepachtet und erstellt eine Bestandsaufnahme. Die Ursache für die Wasserknappheit ist bisher unklar. In Zeppelinheim führt der Bach oft noch ausreichend Wasser, von dem aber nicht alles in Walldorf ankommt.
Peter vermutet, dass irgendwo unerlaubterweise eine Pumpe angeworfen wird, um mit dem Wasser aus dem Bach große Flächen zu bewässern. Für den ASV erschwert die Situation die Arbeit, denn eigentlich möchte der Verein dem Gundbach neues Leben einhauchen, Fische ansiedeln und die Artenvielfalt erhöhen. „Zu einem neuen Angelrevier wird der Bach nicht. Das ist ein Pflegeprojekt“, erklärte Ricker.
Schnell bekamen die Teilnehmer die Bewohner des Gundbachs zu sehen, darunter einen kleinen Stichling, Flohkrebse, Bachegel, Körbchenmuscheln und sogar einen großen Kamberkrebs. Vielleicht hätten die ASV-Mitglieder auch noch weitere Tiere in den Reusen gefangen. Aber nachdem diese am Morgen ausgelegt worden waren, fiel der Wasserstand so stark, dass die Eingänge der Reusen teilweise nicht mehr unter der Wasseroberfläche lagen.
„Das macht mich traurig“, sagte ASV-Gewässerobmann Knut Röhr angesichts des kleinen Rinnsals im Gundbach. Röhr kann sich wiederum vorstellen, dass das Wasser nicht illegal abgepumpt wird, sondern die Arbeiten am neuen Flughafenterminal schuld am Wassermangel sind. Dass sich große Bauprojekte auf den Grundwasserspiegel auswirken, habe man schon während der Arbeiten am Frankfurter Kreuz erlebt, so Röhr. Um bis zu einen halben Meter sei damals der Stand des Walldorfer Badesees abgesunken.
Röhr vermutet also, dass der niedrige Wasserstand des Gundbachs mit den Vorbereitungen zum Bau des dritten Terminals zusammenhängt. Wo Fundamente gebaut würden, reguliere man in der Regel mit Pumpanlagen den Grundwasserstand. Das könne sich womöglich auf den Gundbach auswirken, sagte Röhr. (seb)

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