„Das Erbe geht nicht verloren“

Freunde der Waldenser lösen Verein auf – Arbeit soll in Kirchengemeinde weitergehen

FAST ALLE HÄNDE GINGEN HOCH: Mit großer Mehrheit beschlossen die Freunde der Waldenser die Auflösung ihres Vereins. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Die „Freunde der Waldenser“ lösen sich zum Jahresende auf. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung stimmte einem entsprechenden Antrag des Vorstands zu. Der Verein besteht seit 1978 und gründete sich, um die Geschichte der waldensischen Glaubensbewegung in der Gegenwart zu verankern. 

Für diese Aufgabe fehlt es an Nachwuchs, wie die Vorsitzende Marion Meffert-Kreß im evangelischen Gemeindezentrum berichtete. Knapp 80 Mitglieder waren gekommen, um über die Zukunft ihres Vereins zu entscheiden. In der Vergangenheit waren Veranstaltungen der Waldenserfreunde oft nicht so gut besucht, sagte Meffert-Kreß. 
Ein großes Problem ist der Altersdurchschnitt, der bei den rund 220 Mitgliedern um die 70 Jahre liegt. Man habe es nicht geschafft, jüngere Generationen anzusprechen und für Traditionen der Waldenser zu interessieren, räumte die Vorsitzende ein. Bereits im Februar hatte sich der Vorstand daher mit der Ankündigung zur Wiederwahl gestellt, dass die Vereinsarbeit innerhalb der Kirchengemeinde weitergeführt werden soll. „Das Erbe der Waldenser geht nicht verloren“, betonte Meffert-Kreß.
Nahezu alle Mitglieder unterstützten die Pläne des Vorstands. Sorgen gab es aber, ob die Kirchengemeinde überhaupt noch Interesse an ihren waldensischen Wurzeln habe. Vor einer Auflösung sollte geprüft werden, ob Pfarrer und Kirchenvorstand einer Kooperation etwas abgewinnen können. Diese Bedenken versuchte Marion Meffert-Kreß auszuräumen. Wichtige Themen der Waldenser würden wie in der Vergangenheit weiter im Kirchenvorstand diskutiert. Außerdem verwies die Vorsitzende darauf, dass Pfarrer Thomas Stelzer einen Infozettel zum Waldensertum zusammengestellt hat. „Das ist etwas, das wir in 35 Jahren nicht geschafft haben.“ 
Der Pfarrer weilte im Urlaub, hatte für den Verein aber einen Brief verfasst. Darin betonte er, dass Veranstaltungen der Waldenserfreunde in Zukunft fortgeführt werden sollen. Zusammen mit der Kirchengemeinde wolle man sich dafür einsetzen, auch Menschen für die Traditionen der Glaubensbewegung zu interessieren, die keine Wurzeln im Waldensertum haben. Da es derzeit noch viele ältere Waldenser gebe, sei es wichtig, gemeinsam die Weichen für die Zukunft zu stellen. 
Dass es damit ernst gemeint ist, unterstrich der stellvertretende Vorsitzende Reinhold Jakob mit Blick auf das nächste Jahr. Pfarrer Stelzer plane für September 2017 eine sechstägige Gemeindereise nach Torre Pellice und in die umliegenden Täler der Waldenserbewegung.
Auch wenn die Abstimmung vielen nicht leicht gefallen sein dürfte, sprachen sich 73 Mitglieder für eine Auflösung aus. Bei zwei Gegenstimmen und drei Enthaltungen hat der Vorstand nun die Aufgabe, den Verein bis zum 31. Dezember abzuwickeln. 
Auf Bedauern stieß die Entscheidung beim Präsidenten der Deutschen Waldenservereinigung, Herbert Temme. Bislang waren alle „Freunde der Waldenser“ auch Mitglied in der Vereinigung und trugen so dazu bei, deren Arbeit zu ermöglichen. Temme warb daher dafür, dass die Waldenser sich für eine Mitgliedschaft in der Vereinigung entscheiden. (seb)

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