Denkmal des Widerstands

Schautafeln erinnern an politisch Verfolgte in Walldorf

AUF VIER SCHAUTAFELN ist die Geschichte des Walldorfer Widerstands gegen die Nationalsozialisten zusammengefasst. Am Sonntag wurde das Denkmal der Öffentlichkeit vorgestellt. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 an der Macht waren, wurde die Opposition endgültig brutal ausgeschaltet und unterdrückt. Dennoch gab es Widerstand. In Walldorf erinnert ein Denkmal an mutige Menschen, die sich den Nazis entgegenstellten und daraufhin politisch verfolgt wurden. 

Die am Sonntag in der Langstraße eingeweihten Schautafeln sind das Pendant zum vor rund zwei Jahren eingeweihten Denkmal auf dem Mörfelder Kirchplatz. In beiden Stadtteilen wird so an den Standorten der einstigen Rathäuser dafür gesorgt, dass politisch Verfolgte nicht vergessen werden. 
„Einen Schlussstrich darf es weder heute noch in Zukunft geben“, machte Bürgermeister Heinz-Peter Becker deutlich. Die NS-Zeit stehe für einen zu großen Kulturbruch und mit dem Holocaust für einen monströsen Massenmord. Dieser Teil der Geschichte könne nicht ad acta gelegt werden.
Mit Hintergrundtexten, Biografien und Fotos rufe das Denkmal die Einzigartigkeit der Ortsgeschichte in Erinnerung, sagte Museumsleiterin Cornelia Rühlig bei der Vorstellung der Schautafeln. Jede von ihnen widmet sich einem Thema. Den Anfang macht die Schilderung der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933. Nachdem in Berlin der Reichstag brannte, verteilten NSDAP- und SA-Mitglieder in Walldorf Flugblätter. Kommunisten und Sozialdemokraten stellten sie, und es kam zu einem Handgemenge, bei dem eine Waffe bei einem der Nazis gesehen wurde. Die Konsequenz der Nacht war, dass mehrere Oppositionelle bis zu sechs Monate ins Gefängnis mussten. 
Die nächste Tafel dreht sich um Festnahmen, Verbote und die Gleichschaltung im Jahr 1933. In Walldorf bedeutete dies, dass Bürgermeister Adam Jourdan und sein Stellvertreter Ernst Emmerich abgesetzt wurden. Weiter schilderte Cornelia Rühlig, wie es zu zahlreichen Hausdurchsuchungen und Inhaftierungen kam. Wer von den Nazis mitgenommen wurde, landete erst im Rathaus, wo es nicht selten zu Misshandlungen kam. Danach ging es für viele weiter ins KZ Osthofen.
Anders als in Mörfelden spielte die Kirche in Walldorf eine wichtige Rolle, was auf der dritten Tafel aufgearbeitet ist. Pfarrer Allwohn hatte die Machtübernahme durch die Nazis noch als „Wendung durch Gottes Fügung“ gefeiert, während sein Nachfolger Wilhelm Drommershauser sich entschieden gegen die Nazis stellte und offen zum Widerstand aufrief. „Wäre er ein Kommunist gewesen, hätte man ihn sofort ins KZ gesteckt.“, betonte die Museumsleiterin. Eine wichtige Rolle spielten auch Mitglieder der Frauenhilfe. 
Auf der letzten Tafel wird die Zeit bis zur Befreiung durch die US-Truppen zusammengefasst. Auch während dieser Jahre gab es Oppositionelle, wie etwa Jakob Emmerich. Nachdem er kommunistische Zeitschriften auslegte, verurteilte man ihn zu drei Jahren Haft. Sein Sohn Georg Emmerich berichtete, der Vater habe die schweren Schritte der Gefängniswärter nie vergessen können. Nachts wären Mitgefangene aus ihren Zellen geholt und geschlagen worden. Einige der Häftlinge seien nach einer Misshandlung nicht mehr zurückgekehrt und verschwunden. (seb)

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