Nach 26 Jahren ist nun Schluss

Ingrid Schäfer gibt ihren Stand auf dem Wochenmarkt auf und hinterlässt eine Lücke

EIN LETZTES MAL verkaufte Ingrid Schäfer (rechts) auf dem Mörfelder Wochenmarkt Obst und Gemüse. 26 Jahre betrieb sie ihren Stand, nun wird er aus Altersgründen aufgegeben. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. An Heiligabend spielten sich auf dem Mörfelder Wochenmarkt immer wieder herzliche Szenen ab. Mit Umarmungen und kleinen Geschenken verabschiedeten sich Marktbesucher von Ingrid Schäfer und wünschten ihr alles Gute. 26 Jahre verkaufte sie an ihrem Stand Obst, Gemüse und Wurst. Am Samstag war sie zum letzten Mal auf dem Mörfelder Markt.

„Wir hören aus Altersgründen auf“, erklärte die 66-Jährige, sichtlich gerührt von den vielen Verabschiedungen. Gemeinsam mit ihrer Familie betreibt Ingrid Schäfer in Riedstadt-Wolfskehlen den Birkenhof, wo es in Zukunft etwas ruhiger zugehen soll. „Aber genug zu tun haben wir immer noch“, sagte sie angesichts von 150 Schweinen auf dem Hof. Für eine vom Sohn geführte Landmetzgerei werden jede Woche sieben Schweine geschlachtet.
Auf dem Bauernhof geht die Arbeit daher weiter, allein schon, um die vielen Tiere füttern zu können. Außerdem gibt es einen Hofladen, und die Familie fährt jeden Freitag auf den Markt nach Griesheim. „Vielleicht machen wir in Griesheim noch ein Jahr weiter. Dann ist Schluss.“
Angefangen hat es vor 26 Jahren mit Kartoffeln, Äpfeln, Eiern und Dosenwurst. Die Kundschaft fragte aber nach einem größeren Angebot, weshalb das Sortiment schrittweise vergrößert wurde. Heute zählt die Wurst aus eigener Herstellung zu den gefragten Spezialitäten. In den Sommermonaten ist das Angebot an Produkten vom eigenen Bauernhof besonders groß, über das restliche Jahr wird für den Markt zugekauft. Früher gab es auch eigene Spargel, doch das hat man mittlerweile aufgegeben. Zu teuer sei die Produktion geworden, erzählte Ingrid Schäfer.
„Wir waren immer hier. Nur ein Mal haben wir gefehlt“, sagte sie auf außergewöhnliche Erlebnisse angesprochen. Mitten im Winter lag der Schnee so hoch, dass man stecken geblieben sei. Mit dem Obst und Gemüse ging es am nächsten Tag in ein Altersheim, wo alles kostenlos verteilt wurde. Ansonsten stand Familie Schäfer im Winter auch bei minus zehn Grad hinter ihrem Stand. Als besonders anstrengend empfand Ingrid Schäfer die Arbeit über all die Jahre aber nicht. „Wir waren immer zufrieden und haben es gerne gemacht.“
Auf dem Wochenmarkt in Mörfelden wird der Familienbetrieb nun eine Lücke hinterlassen, die so schnell nicht zu schließen ist. Das berichteten Stadtrat Steffen Seinsche und Gerald Dinkel vom Ordnungsamt, die an Heiligabend zur Verabschiedung vorbeikamen.
Es werde schwierig, einen neuen Standbetreiber zu finden, der samstags freie Kapazitäten hat, erklärte Dinkel. Der Termin am Wochenende sei sehr gefragt, weshalb viele schon auf anderen Märkten verkaufen würden. Donnerstags in Walldorf wäre dies schnell gelöst, da könnte man noch zwei Runden mit Ständen um das Rathaus stellen, meinte er.
Dennoch zeigte sich Seinsche zuversichtlich, einen neuen Händler zu finden. Zumal der Weggang von Familie Schäfer zum Anlass genommen werden soll, die Marktsatzung zu überarbeiten. Aktuell schreibt die Satzung vor, dass nur Selbsterzeuger einen Stand aufbauen dürfen. Für die Zukunft kann sich Steffen Seinsche bei diesem Punkt eine Lockerung vorstellen. Angedacht ist weiter, den Markt stärker zu einem Treffpunkt auszubauen und dafür auch Sitzgelegenheiten aufstellen zu lassen. 
Wann eine Satzungsanpassung kommt, konnte der Dezernent noch nicht sagen. Denn derzeit gebe es noch andere Themen, die zuerst angegangen würden. (seb)

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