Viel Charme und Nostalgie

Stadtmuseum stellt historische Kameras und Fotos aus Kelsterbach aus

ECHTE SCHMUCKSTÜCKE: Rund 30 historische Fotoapparate werden derzeit im Stadtmuseum gezeigt, Erhard Stenzinger (links) stellt bei der Eröffnung die alten Kameras vor. (Fotos: Koslowski)

Kelsterbach (rko). Da liegen sie zur Schau, die Schmuckstücke: Eine Agfa Colorflex, eine Carl Zeiss Werra III von 1959, eine Kodak Retina aus den Jahren 1951 bis 1954, eine Zeiss Ikon Symbolica von 1960 bis 1962, eine Canon A1 aus den Jahren 1978 bis 1985 und viele andere historische Kameras. 

Alte Modelle, die heute nur noch bei Liebhabern zu finden sind, gibt es zurzeit im Rahmen der Sonderausstellung „Historische Fotoapparate und Fotos“ im Stadtmuseum zu sehen. Rollfilm-, Kleinbild-, Platten- und Balgen-Reisekameras finden sich in den Vitrinen. Die älteste hier ausgestellte Plattenkamera wurde wohl in den 20er oder 30er Jahren hergestellt. Die genaue Jahreszahl ist nicht bekannt, weil der Firmenname der Kamera nicht sichtbar ist.
„Heute haben wir das alles digitalisiert im Handy“, sagte Erhard Stenzinger. Er führte die zwölf Besucher bei der Eröffnung durch die Ausstellung. Hartmut Blaum, Vorsitzender des Volksbildungswerks, stieß eine kleine Unterhaltung unter den Gästen über die Vorteile der analogen und digitalen Fotografie an. Bewusstes Fotografieren stehe den massenhaft produzierten Aufnahmen gegenüber – am Ende werde beides für gut befunden.
Stenzinger, früherer Betreiber einer Drogerie und eines Fotolabors, hatte die Exponate mit Rainer Wilhelm, Vorstandsmitglied beim Volksbildungswerk, sowie dem Ausstellungsleiter Karl Schmiedt zusammengestellt. Schmiedt wollte alte Aufnahmen aus dem Archiv des Museums zeigen. Warum also nicht einfach auch historische Kameras dazustellen?
Rund 30 Kameras und etwa 130 Aufnahmen können sich die Besucher nun im Stadtmuseum anschauen. Nostalgie und der Charme der technischen Anfänge des Fotografierens treffen hier aufeinander. 
Die Kameras stellten Kelsterbacher Bürger zur Verfügung. Erhard Stenzinger steuerte selbst zehn Geräte bei. Er bekam als zehnjähriger Bub 1957 seine erste Kamera von den Eltern zur Kommunion geschenkt. Der Junge malte gerne und es wurde vermutet, dass er vielleicht auch fotografieren möchte. Zu Recht. Nach seiner Lehrzeit kaufte sich Stenzinger 1970 vom eigenen Geld eine Zeiss Contarex mit einer im Durchmesser 90 Millimeter großen Frontlinse und drei Wechselmagazinen für Farb-, Schwarz-Weiß- und Diafilm-Aufnahmen, erzählte er mit leuchtenden Augen. 
Früher habe der Fotograf mehr mit einer Kamera arbeiten müssen. Wer an die alten Kameras gewöhnt sei, für den komme heute mit den digitalen Kameras die eigene Kreativität zu kurz. Stenzinger wurde in den 50er Jahren mit der analogen Fotografie groß.
Die Fotografen damals seien bewusster an die Aufnahme gegangenen und hätten nicht einfach nur auf den Auslöser gedrückt, wie es heute möglich sei und praktiziert werde, so Stenzinger. Dennoch habe der Fortschritt auch seine guten Seiten. Stenzinger selbst legte sich eine kleine Kompaktkamera mit einem Dreifach-Zoom zu. „Sie ist praktisch, hat eine Automatik“, fand er. Zu welchen Leistungen die alten Kameras imstande waren, zeigt die Ausstellung alter Fotos der Jahre 1900 b1950. Die Aufnahmen von der Landwirtschaft, dem Unter- und Oberdorf, der Schulzeit, vom Main und der Mainfähre sowie der Glanzstofffabrik vermitteln einen Eindruck nicht nur vom Leben der Menschen, sondern auch vom Blick der Fotografen für das Motiv. 
Elfie Schmiedt war von den Fotos begeistert. „Ich kenne die Leute alle“, stellte sie erfreut fest. Auf einem Bild ist sie selbst zu sehen, auf einem anderen erkannte sie die Großeltern. „Das sind schöne Erinnerungen“, lachte Schmiedt.
Die Sonderausstellung ist bei freiem Eintritt bis zum 2. Dezember immer sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Das Museum hat zudem über das Altstadtfest vom 7. bis 9. September geöffnet. 

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