Neues Schulkonzept kommt gut an

Schadstofffreie Baumaterialien, Energieüberschuss, Unterricht für alle Schüler

DIE KARL-TREUTEL-SCHULE, wie sie sich Stadt und Schulleitung vorstellen. (Grafik: kplan AG)

Kelsterbach. Bis auf eine waren sich alle Stadtverordneten einig: Die Neukonzeption der Karl-Treutel-Schule wurde auf den Weg gebracht. Bürgermeister Manfred Ockel ging vor dem Parlament nochmals auf Fragen der Fraktion „Kelsterbacher Bürger“ im Haupt- und Finanzausschuss ein. Kamouran Omer Oglou hatte die Standortfrage neben der Integrierten Ganztagsschule (IGS) angeschnitten und gefragt, ob durch eine teure neue Schule ein pädagogischer Vorteil entstehe.

Wie bereits mehrmals im Freitags-Anzeiger berichtet, ist die Entscheidung für einen Neubau durch das Parlament längst gefallen. Jetzt entschieden sich die Stadtverordneten für ein frisches Konzept für die Grundschule am künftigen Standort im Baugebiet Länger Weg. Es geht dabei um Fördermittel. Mit einem pädagogischen Konzept, das nicht nur eine andere Raumaufteilung beinhalte, die es zulasse, so Bürgermeister Ockel, Kinder zu lehren und zu erziehen. Denn nur ein Raum genüge nicht mehr, wenn alle Kinder, „auch die mit Schwachstellen“, gefördert werden sollen. Dafür seien mehrere Räume, aber auch transparente Wände notwendig. 
Doch es gehe auch um schadstofffreie Baumaterialien, mit denen die neue Schule errichtet werden solle. Viele heute zulassungsfreie Materialien enthielten dennoch Schadstoffe. Und die sollen aus der neuen Karl-Treutel-Schule verbannt werden. Es gehe weiter um die Verzahnung von Schule und Nachmittagsbetreuung sowie um Barrierefreiheit, denn Inklusion, das Miteinander von behinderten und nicht behinderten Kindern, sei in alten Schulen kaum durchführbar, da diese nicht dementsprechend umgebaut werden könnten. 
Die Gebäude der neuen Karl-Treutel-Schule sollen ohne Energieverbrauch auskommen. Im Gegenteil, über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach werde man Energie erzeugen, die man nebenan der IGS zur Verfügung stellen wolle. 
Wie notwendig eine fünfzügige Schule sei, erklärte Ockel mit den aktuellen Einwohnerzahlen. Knapp 17 000 Menschen lebten nun in Kelsterbach, 4000 mehr als vor vier Jahren. Am alten Standort sei eine fünfzügige Schule nur zu verwirklichen, wenn man zusätzlich Container aufstelle, die keine pädagogische Neukonzeption erlaubten.
Zum geplanten Standort neben der IGS sagte Ockel, es gebe deutsche, europäische und internationale Schulen, wo Schüler von der ersten Klasse an bis zu ihrem Abschluss unterrichtet würden. Das habe sich bewährt. Er verwies darauf, dass die IGS zwar nahe sei, es aber trotzdem noch eine räumliche Distanz zwischen beiden Schulen gäbe.
Jürgen Zeller von der SPD erklärte, während der drei Jahre der Planung habe man im regen Austausch mit der Schulleitung der Karl-Treutel-Schule gestanden und sich gemeinsam in einem Informations- und Entscheidungsprozess bewegt. Dieser Austausch mit der Schulleitung gewährleiste die Nachhaltigkeit des Projektes. Bei den Kosten handele es sich zwar um ein Sümmchen, aber die Verantwortung als Kommunalpolitiker lasse keine andere Entscheidung zu.
Die Folgemaßnahmen und Kosten sprach Bruno Zecha (WIK) an und zählte auf: Ein neuer Kunstrasenplatz, ein Sportplatz, eventuell ein neues Lehrschwimmbecken. Das alte Schwimmbecken an der Karl-Treutel-Schule ist allerdings ziemlich marode, dergleichen die Sporthalle, so dass diese Kosten sowieso auf die Stadt zugekommen wären. Darauf wurde bereits in verschiedenen Ausschuss- und Parlamentssitzungen der letzten Jahre hingewiesen.
Die WIK stimmte für die Neukonzeption, wie auch die Fraktion der CDU. Christine Breser (CDU) fand es spannend, sich hier auf Neuland zu begeben, auch wenn es einen großen Betrag aufzuwenden gälte.
Gegen die Neukonzeption stimmt Tanja Mohr, die für die Linke in der WIK-Fraktion untergekommen ist. Auf ihre Nachfrage im Haupt- und Finanzausschuss hatte ihr Bürgermeister Ockel bereits erklärt, nein, man habe sich mit den Anwohnern am neuen Standort nicht gütlich einigen können. Mohr sagte gegenüber dem Freitags-Anzeiger, den Anliegern habe man damals beim Bau der Grundstücke zugesichert, dass das Gelände, auf dem die Schule gebaut werden soll, Grünfläche bleibe. Jetzt bekämen sie eine Schule vor die Nase gesetzt. So könne man mit den Leuten nicht umgehen, darum habe sie mit Nein gestimmt. (wn)

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