Es soll merklich leiser werden

Rund 4,7 Millionen Euro für Schallschutz entlang der Schiene – Bau bis Ende 2018

 DEN SYMBOLISCHEN SPATENSTICH absolvierten (von links) Alexander Pawlik (DB Netz AG), der Erste Kreisbeigeordnete Walter Astheimer, Stadtverordnetenvorsteherin Helga Oehne, Staatssekretär Norbert Barthle und Stadtrat Kurt Linnert. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Dass es auch mit Mikrofon fast unmöglich ist, gegen den Lärm eines vorbeirauschenden Güterzugs anzusprechen, zeigte sich bei der Rede von Staatssekretär Norbert Barthle. Der war für den symbolischen Spatenstich der Schallschutzwände nach Kelsterbach gekommen. Mit den Schutzwänden soll es entlang der viel befahrenen Strecke merklich leiser werden. Doch davor kommt auf die Anwohner zunächst Baulärm zu. Bis Ende 2018 sollen die Wände dann stehen.

Alexander Pawlik, Leiter Portfolio Lärmsanierung der DB Netz AG, warb um Verständnis dafür , dass die drei Schallschutzwände mit einer Gesamtlänge von rund 3,2 Kilometern in drei Bauabschnitten errichtet werden. Da es sich um eine viel befahrene Bahnstrecke handelt, kann es laut Pawlik vor allem an den Wochenende zu nächtlichem Baulärm kommen. „Aber wir versuchen, ihn zu minimieren“, versprach er.
Pawlik erinnerte, dass mit dem Aufbau des Schienennetzes vor rund 160 Jahren die industrielle Entwicklung begann. Durch den immer stärkeren Zuzug von Menschen in die Nähe der Bahnlinien sei in den 60er Jahren das Thema Verkehrslärm ins Blickfeld gerückt. Erstmals wurde der Schutz vor Verkehrslärm im Bundes-Immissionsschutzgesetz von 1974 geregelt, durch das Anwohner Anspruch auf Lärmschutz haben – allerdings nur beim Bau neuer Schienenwege oder bei wesentlichen Änderungen bestehender Wege.
Seit 1999 fördert die Bundesregierung auch Schallschutzmaßnahmen entlang bestehender Schienenwege. Große Anstrengungen habe die Bahn in den Bau leiserer Züge investiert. Dabei seien weniger Regionalbahnen das Problem, sondern der Güterverkehr. Bis 2020 wolle man den Schienenlärm halbieren und zudem die Güterzüge auf leisere, das Rollgeräusch minimierende Bremssohlen umstellen, sagte Pawlik.
Rund 150 Millionen Euro investieren Bahn und Bund pro Jahr in den Lärmschutz. Für die Wände in Kelsterbach werden etwa 4,7 Millionen Euro fällig, hinzu kommen noch einmal etwa 165 000 Euro für passive Maßnahmen.
Einen „freudigen Anlass“ nannte Norbert Barthle den symbolischen Spatenstich. „Das ist der Startschuss für eine dauerhafte Lärmentlastung der Bürger“, so der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und Infrastruktur. Der Lärmschutz ist laut Barthle das Kernelement einer nachhaltigen Verkehrspolitik und soll laut dem Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD weiter verbessert werden. Denn Lärmschutz erhöhe auch die Akzeptanz für Verkehr und Mobilität.
Um den Lärm bis 2020 zu halbieren, wird die Umrüstung von Güterwaggons auf leisere Bremsen mit 152 Millionen Euro gefördert. Über ein Bonus-Malus-System erhebt die Deutsche Bahn AG zudem lärmabhängige Entgelte für ihr Trassensystem und schafft laut Barthle damit einen finanziellen Anreiz für den Einsatz leiserer Waggons. Wie sich die Umrüstung auswirkt, soll durch ein Monitoring mit 15 Messstellen an den am stärksten befahrenen Stellen transparent gemacht werden. Daneben sei auch der stationäre Schutz an der Schiene wichtig. So würden in diesem Jahr mit 150 Millionen Euro rund 20 Millionen Euro mehr als 2015 in Lärmschutzmaßnahmen investiert, so Barthle.
„Das ist ein besonderer Tag für Kelsterbach und für die Menschen entlang der Bahnlinie“, freute sich der ehrenamtliche Erste Stadtrat Kurt Linnert über die „langersehnten Lärmschutzwände“. Es sei ein freiwilliges Schallschutzprogramm, zu dem die Bahn nicht gesetzlich verpflichtet sei, betonte Linnert. Dass Kelsterbach an der viel befahrenen Strecke Wiesbaden–Frankfurt ganz oben auf der Prioritätenliste stehe, sei auch den politischen Fürsprechern in Berlin – den Bundestagsabgeordneten Gerold Reichenbach (SPD) und Franz-Josef Jung (CDU) – zu verdanken.
Laut Linnert sind die drei Meter hohen Wände an einigen Stellen transparent. „Damit verliert man nicht den Kontakt zur anderen Seite“, meinte der Erste Stadtrat. Darüber hinaus habe die Stadt eine eigene Farbflächengestaltung entwickelt, damit sich die Wände möglichst harmonisch ins Stadtbild einfügten. Für die Kelsterbacher erfüllt sich 2017 ein weiterer lang gehegter Wunsch: Laut Linnert wird zwischen März und Juli endlich auch der Aufzug zu den Bahnsteigen gebaut. (nad)

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