„Der Herrgott muss ein Gewerkschafter sein“

DGB-Maifeier mit Fußballspielen, Hüpfburg, Musik und einer Ausstellung zum 110-jährigen Bestehen

110 JAHRE DGB-ORTSVERBAND Kelsterbach: Mit einer Ausstellung in der Aula am Sportpark machten die Gewerkschafter der Untermainstadt auf ihr Jubiläum am Maifeiertag aufmerksam, draußen wurde währenddessen Fußball gespielt, musiziert oder einfach nur gefeiert. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Kaum hatte der Handharmonika-Spielring Kelsterbach (HSK) das Lied „Viva España“ angestimmt, kam zum ersten Mal die Sonne kurz hinter der Wolkendecke hervor. Am Nachmittag dann konnten sich die Organisatoren der Maifeier doch noch über schönes Wetter freuen. „Der Herrgott muss ein Gewerkschafter sein“, freute sich DGB-Ortsverbandsvorsitzender Günter Schneider.

Der Sportpark war mal wieder Ausflugsziel für alle, die am Tag der Arbeit frei hatten. Schneider bedankte sich bei den Vereinen, die das Programm des Ortsverbandes bereicherten. In diesem Jahr fand die Maifeier in einem besonderen Rahmen statt, denn der DGB-Ortsverband feierte sein 110-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hatten die DGB-Mitglieder im Foyer der Aula eine Ausstellung über die Gewerkschaftsgeschichte vorbereitet.
Auch die Kundgebung in der Aula am Sportpark stand im Zeichen der DGB-Historie, denn am 2. Mai 1933 hatten die Nationalsozialisten die deutschen Gewerkschaften zerschlagen und deren Mitglieder verfolgt und zum Teil getötet. Dieser Gedenktag sei Geschichte und Mahnung zugleich, erklärte Schneider vor knapp 50 Zuhörern. Weiter forderte Schneider mehr soziale Gerechtigkeit.
Bundesweit standen die Kundgebungen in diesem Jahr unter dem Motto „Gute Arbeit. Sichere Rente. Soziales Europa“. „Arbeit wird entwertet, es gibt immer weniger sichere Jobs und fast ein Viertel der Menschen arbeiten im Niedriglohnsektor“, so Schneider.
Für einen gesetzlichen Mindestlohn trat Kai Eicker Wolf von DGB Hessen-Thüringen ein. „Das hat auch etwas mit Würde zu tun, denn unter 8,50 Euro sollte niemand arbeiten müssen“, so Wolf. Den Unternehmen gehe es prächtig, weshalb ordentliche Lohnsteigerungen angebracht und wegen der Binnennachfrage auch volkswirtschaftlich sinnvoll seien, sagte Wolf. „Wer sein Leben lang gearbeitet hat, der darf im Alter nicht auf Almosen angewiesen sein“, betonte Wolf.
Von den Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit bekamen die Teilnehmer des Jugendfußballturniers nichts mit. Auf zwei Kleinplätzen kämpften neun Mannschaften um Pokale und Medaillen. Ausgerichtet hatten das Turnier die Fußballer des BSC, die mit einer Mannschaft antraten. Mit den jungen Spielern im Alter zwischen vier und sechs Jahren fieberten auch die Eltern, die ihren Nachwuchs lautstark anfeuerten. Am Ende siegten die Kicker des SV Neuenhain I, die BSC-Spieler landeten auf dem letzten Platz.
Nach der Siegerehrung wurde es im Sportpark für kurze Zeit recht leer, bis dann am Nachmittag der nächste Schwung Besucher vorbeischaute. Viele machten Halt an den Ständen des BSC, wo es Gegrilltes, Pommes, kühle Getränke und Kuchen gab.
Die kleinen Gäste konnten sich auf einer Hüpfburg austoben, während der Handharmonika-Spielring mit seinen Interpretationen von „Ein Bett im Kornfeld“ und „Ich war noch niemals in New York“ für gute Stimmung sorgte. Wie in den USA getanzt wird, zeigten die Linedancer der Country Company, die Musikschule Kelsterbach unterhielt die Besucher unter anderem mit lockeren Jazzstücken.
Für Christine Helfert und Annelie Lange gehört es zur Tradition, am 1. Mai in den Sportpark zu gehen, allerdings weniger wegen der Gewerkschaftskundgebung. „Wir treffen hier Bekannte und schauen, was los ist“, erklärte Annelie Lange. Früher, als sie selbst noch berufstätig war, sei man auch mal zur Kundgebung nach Frankfurt gefahren oder mit den Kindern zum Fußballturnier in den Sportpark gegangen, so Helfert. Die Gewerkschaft unterstütze man zwar weiterhin, nutze den Tag aber auch für Fahrradausflüge, so Lange.
Für Spiros Boukogiannis hat der 1. Mai als Tag der Arbeit wenig Bedeutung. „Für uns ist das ein freier Tag, den wir meist mit der ganzen Familie bei einem Picknick verbringen“, so der Grieche. Weniger die Gewerkschaften stünden im Mittelpunkt, sondern dass es endlich der erste freie Tag nach dem Winter sei.
Auch für Petra van Die hat der 1. Mai keine große Bedeutung. „Ich komme aus Holland und da gibt es diesen Tag nicht“, erklärte van Die, die seit sechs Jahren in Deutschland wohnt. „Ich habe aber auch nicht das Gefühl, dass die Gewerkschaften für viele ein Thema sind. Die meisten machen mit ihren Familien Ausflüge“, so die Niederländerin.
Für Stefan Hildebrandt ist der 1. Mai vor allem ein freier Tag, an dem er etwas mit seiner Familie unternehmen kann. Er habe allerdings im Hinterkopf, dass es der Tag der Arbeit sei und es Kundgebungen gebe.
Am Schluss kickte noch die Soma des BSC gegen eine Promi-Stadtauswahl, besetzt mit Mitarbeitern der Stadt und einigen IGS-Lehrern. Dank der Unterstützung durch einige Viktoria-Kicker entschied die Promi-Stadtauswahl das Spiel für sich und so musste sich die Soma mit 1:6 Toren geschlagen geben. (nad)

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