Flussregenpfeifer und Kreuzkröte

Gewerbegebiet Mönchhof: BUND sorgt sich um Ausgleichsflächen für Tiere

KONTROLLGANG: Gerhart Thallmayer und Bruno Zecha (links) haben auf den Ausgleichsflächen für Flussregenpfeifer auch Tümpel für die Laichablage der Kreuzkröte angelegt. (Foto: Dormehl)

Kelsterbach. Große eckige Steine – entlang der Bundesstraße 43 zwischen Kelsterbach und Raunheim finden sie sich massenweise. Eines dieser modernen Kunstwerke, könnte man vermuten. Nicht weit entfernt, nur durch einen Tümpel getrennt, liegen noch einmal so viele Steine auf einer gleichgroßen Fläche. „Zwei Ausgleichsflächen für den Flussregenpfeifer“, klärt Gerhart Thallmayer auf
Thallmayer ist Mitglied des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Raunheim. Die Ausgleichsflächen wurden im Zuge der Bebauung des Gewerbegebietes Mönchhof angelegt. Bruno Zecha, vom BUND Kelsterbach, begleitet Thallmayer auf einem Kontrollgang.

Thallmayer hebt einen der schweren, großen Steine auf, betrachtet ihn genau und erklärt: „Das ist keine gute Ausgleichsfläche für den Flussregenpfeifer. Er sucht möglichst flache Gegenden mit kleinen, abgerundeten Flusssteinen auf, wo er alles überblicken kann. Die Steine hier sind zu groß. Da weiß er nicht, ob möglicherweise ein Feind dahinter lauert.“
Der Flussregenpfeifer ist ein starengroßer Wattvogel mit sandbraunem Rücken und schneeweißer Bauchseite. Er lebt vorwiegend auf geschotterten Park- und Festplätzen. Bislang habe der Vogel die extra für ihn angelegten Ausgleichsflächen zwischen Main und Bahnlinie nicht angenommen, erklärt Bruno Zecha.
Die beiden Naturschützer begleiten seit 2008 die Bebauung des 110 Hektar großen Gewerbegebiets Mönchhof, das auf den Gemarkungen der Gemeinden Raunheim und Kelsterbach liegt.
Bevor Bagger und Planierraupen Platz für Gewerbeansiedlung schafften, gab es auf dem einstigen Trockenbiotop entlang der Bundesstraße eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Dort lebten, so in einer artenschutzrechtlichen Untersuchung nachzulesen, Flussregenpfeifer, Kreuzkröten und Zauneidechsen. Was die Untersuchung nicht aussagt: Auch hochgeschützte Vogelarten wie die Grauammer, der Steinschmätzer und das Braunkehlchen waren hier zuhause, so der BUND. Da gerade während ihrer Setz- und Brutzeit hier mit schwerem Gerät gearbeitet wurde, flüchteten die Vögel bis heute auf Nimmerwiedersehen.
„Während der Baumaßnahmen haben wir gesehen, wie die Kreuzkröten ihren Laich in Pfützen abgelegt haben. Daraufhin haben wir hier einen kleinen Tümpel für sie angelegt“, erklärt Zecha.
Auch auf einer weiteren Ausgleichsfläche für den Flussregenpfeifer befindet sich ein Tümpel für Kreuzkröten. Diese Fläche liegt unmittelbar in der Nähe der großen Gewerbehallen. „Das ist eine gute Ausgleichsfläche. Flache Steine, Trockenbiotop – das gefällt dem Flussregenpfeifer“, ist sich Thallmayer sicher.
2011 gab es erste große Probleme mit den Ausgleichsflächen für den Flussregenpfeifer entlang der B 43. Binnen kurzer Zeit waren die Flächen verwildert. Daher gründete sich der Arbeitskreis Ökologische Baubegleitung Mönchhof (AKÖBM). Ihm gehören die Untere Naturschutzbehörde (UNB), Fraport REM (Real Estate Mönchhof), die Stadt Kelsterbach, der BUND und eine unparteiische Person an. Der AKÖBM hat bewirkt, dass die genannten Gebiete neu angelegt werden. Ebenso hat er Pflegepläne für die Ausgleichsflächen ausgearbeitet.
Dicht neben der umzäunten Ausgleichsfläche für den Flussregenpfeifer befindet sich ein Areal für die Zauneidechse. Sie liebt trockene Böschungen mit sandigen und gut besonnten Stellen. Letzteres ist deshalb unabdingbar, weil die Zauneidechse ihre Eier im Sand eingräbt und von der Sonne ausbrüten lässt. Das Areal scheint alle Kriterien zu erfüllen, Thallmayer findet trotzdem einen Schwachpunkt: „Das ist das falsche Material. Zauneidechsen brauchen Sand und keine Erde.“ Entlang des Mains von der Mönchhofkapelle kommend, befinden sich allerdings gute Beispiele, wie eine Ausgleichsfläche für die Zauneidechse aussehen muss.
Viele Diskussionen, viel Papierkrieg und viel Überzeugungsarbeit – seit sechs Jahren kämpfen Zecha und Thallmayer für den Umweltschutz auf dem Mönchhofgelände – und sie sind stolz auf das Ergebnis: „Wir haben bei einem Areal dieser Größe versucht, rechtzeitig großen Schaden zu vermeiden. Mit Hilfe der UNB haben wir gezeigt, dass Naturschutz wichtig ist“, sagt Bruno Zecha. (dor)

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