Merfeller Kerb wieder ein voller Erfolg

Beim Rummel auf dem Dalles trifft Tradition auf Moderne

Rosenkavaliere on tour: Auch in diesem Jahr verteilten die Merfeller Kerweborsch entlang der Umzugsstrecke Blumen an die Damenwelt. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf (ula). „Unn wann’s dann uff St. Gallus geht, die Merfeller Kerb vor de Düre steht“ – so schallt es in jedem Jahr von der Leiter auf eine stattliche Festmenge, die sich am Dalles drängt. Felix Denk, jüngster Spross einer langen Reihe von Kerweväddern, bestieg am Samstag die Holzleiter, um den bekannten Satz in die Menschenmenge zu schmettern: „Ei Kerb iss heit, ihr liewe Leit.“

In Mörfeldens Innenstadt war angerichtet: Tradition traf auf Moderne, Altbekanntes auf neue Eindrücke. Bei Kaiserwetter zeigte sich die Merfeller Kerb von ihrer attraktivsten Seite: ein Fest für alle – und auch knapp 300 Jahre nach der Kirchweih anno 1730 bis heute das größte im Jahr. Die gesperrte Innenstadt zog am Festsamstag vierstellige Besuchermengen an, die je nach Gusto im Freefalltower Spaß hatten, eine rasante Karussellfahrt machten, eine gemütliche Runde auf den Rössern der Reitschul’ drehten, entspannt im Kerwecafé Platz nahmen oder über den Rummelplatz flanierten. „Denkt emol net an die Alltagssorje, geht liewer feiern bis zum Morje“ – die Empfehlung des Kerwevadders war Programm.

550 Gäste feierten Auftakt im Bürgerhaus mit Oktoberfestband 

Mehrere Hundert Menschen hatten sich zuvor zum Festumzug formiert und beim knapp zweistündigen Marsch gute Laune versprüht. Dass der Kerwebaum wegen der neuen Umzugsstrecke, die auch durch schmale Altstadtgassen führte, im Alleingang einen Umweg nehmen musste, störte nicht. Alle legten pünktlich auf dem Rummelplatz an. Der Festumzug löste sich auf. Die alten und neuen Kerweborsch dehnten die Muskeln. Und viele Zuschauer, die das Spektakel des Kerwebaumstellens verfolgten, zückten die Handys, um den Kraftakt festzuhalten. Schon der Auftakt ins Fest war ein rundum gelungener. 550 Gäste zählte Denis Leistner, Vorsitzender des Vereins Merfeller Kerweborsch, am Freitagabend im Mörfelder Bürgerhaus, wo die Frankfurter Oktoberfestband Alan Best offenkundig ein breites Publikum ansprach. „Ein toller Auftakt, besonders hat mich gefreut, dass so viele Generationen miteinander gefeiert haben“, so Leistner. Das Bild setzt sich am Samstag fort, die Kerb verbindet Menschen jeden Alters, Nationalität und Geschlechts – ein buntes Zeichen des Friedens in einer weltpolitisch schwierigen Zeit.
Vier Schläge benötigte Bürgermeister Thomas Winkler, dann floss das Freibier aus dem Fass. Die Kerweborsch schüttelten die Müdigkeit ab (Kerwevadder Denk: „Manche von uns haben gar nicht geschlafen“) und sangen ihre Lieder. 15 waren es diesmal, ein paar mehr sollen es fürs nächste Mal werden. Aber in einer Geste der Toleranz wurden drei Walldorfer in den Trupp der Brauchtumsträger integriert: „Wir sind tolerant“, so der Kerwevadder – zumal die Walldorfer Kerwetradition eingeschlafen sei. Als der 17 Meter lange Festbaum stand, fiel von Denis Leistner die Anspannung ab. Der ausrichtende Merfeller Kerweverein musste wegen höherer Sicherheitsbestimmung für den Umzug diesmal eine enorme Hürde nehmen.

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