Fraport prescht mit Flugsteig G vor

Fertigstellung schon 2020 geplant

DER FLUGSTEIG G des geplanten Terminals 3 soll als erstes in Angriff genommen und bis zum Jahr 2020 fertiggestellt werden. (Grafik: Fraport AG)

Rhein-Main. Der dritte Finger, der Flugsteig G, des geplanten Terminals 3 soll bereits ab 2018 gebaut werden. Die Fraport AG reichte letzte Woche den Bauantrag bei der Stadt Frankfurt ein. Das Terminal 3 entsteht auf der Südseite des Frankfurter Flughafens, auf dem Gelände der ehemaligen Air Base, unweit von Mörfelden-Walldorf.

2020 soll die erste Bauphase für den Flugsteig G abgeschlossen sein. Vier bis fünf Millionen Passagiere sollen ihn dann nutzen, obwohl es mit der Infrastruktur dann noch im Argen liegen wird. Es fehlen die Gepäckförderanlage und das geplante Personen-Transport-System (PTS).
Der Gepäcktransport zwischen dem alleinstehenden Flugsteig G und den Terminals 1 und 2 werde „über einen Ersatzverkehr geplant“, so in der Pressemeldung der Fraport AG zu lesen. Die Verbindung für Passagiere werde „vorübergehend über einen Bus-Shuttle-Verkehr“ hergestellt. Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts für das Terminal 3 selbst werde das Provisorium Flugsteig G an das dann fertiggestellte PTS-System und die Gepäckförderanlage angebunden. In dieser zweiten Bauphase des Flugsteigs G soll dieser für eine Kapazität von bis zu sieben Millionen Passagiere ausgebaut werden.
Erst in der dann folgenden dritten Bauphase erhält der Flugsteig G Brückenbauwerke und Fluggastbrücken. Übersetzt heißt das, erst dann können Flugzeuge andocken. Das in der ersten Bauphase 200 Millionen Euro teure Bauwerk soll, so der Flughafenbetreiber, die Terminals 1 und 2 bereits ab 2020 entlasten. Die beiden alten Terminals würden bereits in diesem Jahr an die Kapazitätsgrenze von 64 Millionen Passagiere herankommen, die sich zeitweise „unter Qualitätseinbußen“ auf etwa 68 Millionen Passagiere im Jahr ausweiten ließe.
Daher werde auch der erste Bauabschnitt des Terminals 3 mit den Flugsteigen H und J wie geplant gebaut. Hier sollen weitere 14 Millionen Passagiere abgefertigt werden können. Der Flughafenbetreiber spricht dabei von „unserer neuen Visitenkarten im internationalen Verkehr“. 
Die Entscheidung für den schnellen Bau des Flugsteigs G sei nach einer umfassenden Planung verschiedener Optionen getroffen worden und sie sei planfeststellungskonform, erklärt die Fraport AG.
Dem widersprach die Bürgerinitiative (BI) gegen Flughafenerweiterung Mörfelden-Waldorf. Der Planfeststellungsbeschluss 2007 sei aufgrund weit überhöhter Prognosen getroffen worden, wobei die zuständige Behörde es als erwiesen angesehen habe, dass die tatsächliche Luftverkehrsentwicklung nicht hinter den Prognosen in den Gutachten zurückbleiben würde. „ Von Low-Cost-Anbietern, die mittels Gebührenordnung erst aktiv angelockt werden mussten, ist darin keine Rede“, heißt es in einer Pressemitteilung der BI. 
Die Initiative sieht durch das Terminal 3 erhebliche Lärm- und Umweltbelastungen durch Flächenversiegelung, Schadstoffausstoß und Bodenlärm vor allem auf Walldorf und Zeppelinheim zukommen. Da die Billigflieger auf möglichst viele Umläufe pro Flieger angewiesen seien, werde der Druck auf die Nachtrandzeiten steigen, was das bereits löchrige Nachtflugverbot aufweichen könnte. 
Mit dem Bau des dritten Terminals steige zudem der Druck, einen S-Bahn-Anschluss durch Ein- und Ausschleifung auf die Riedbahn – die Linien 70 und S7 – zu gewährleisten, was den letzten Streifen Lärmschutzwald für Walldorf vernichten würde. Auch die Frage der Verkehrsanbindung sei Grund genug, die Baugenehmigung nicht zu erteilen, so die BI.
Auch Jürgen Lamprecht von den Frankfurter Bürgerinitiativen (F.B.I.) kritisierte den Flughafenbetreiber. Fraport wolle mit der Ankündigung eines weiteren Bauantrags für ein Billigflieger-Terminal Fakten schaffen, ohne eine Genehmigung nach dem Planfeststellungsbeschluss zu besitzen. Die Oberste Bauaufsichtsbehörde im Hessischen Umweltministerium könne die Erschließung des Terminals 3 aber nur genehmigen, wenn die im Planfeststellungsbeschluss verfügten Erschließungseinrichtungen gebrauchsfertig seien. Das betreffe das Passagiere-Transfer-System, die Gepäckförderanlage sowie die landseitige Erschließung an das Autobahn- und S-Bahnnetz, so die Frankfurter Bürgerinitiativen.
Tarek Al-Wazir, Verkehrsminister und Chef der obersten Baubehörde in Hessen, sei gefragt, die Öffentlichkeit bei seiner Entscheidung mit einzubinden und detailliert die Gründe seiner Entscheidung darzulegen. Spannend sei, wie vor den Wahlen die Parteien der durch den Flugverkehr betroffen Bevölkerung erklären wollten, wie es mit den zusätzlichen Billigfliegern fortan leiser und schadstoffärmer werde, heißt es in der Pressemitteilung der F.B.I. Lamprecht bezieht sich dabei auf den Fluglärmbericht 2017 des Umweltbundesamtes. (wn)

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