Kelsterbach: Radiobörse im Fritz-Treutel-Haus

Liebhaberstücke mit rauschfreiem Sound dank Bluetooth-Adapter

Was das Herz begehrt: Groß war die Auswahl, vor allem von alten Radios, bei der Sammlerbörse im Fritz-Treutel-Haus. Foto: Erlenbach

Kelsterbach – Wer am Sonntag das Fritz-Treutel-Haus besuchte, fühlte sich um Jahrzehnte zurückversetzt. Alte Röhrenradios, Funkgeräte aus Kriegszeiten, Plattenspieler, Grammophone und vor allem Radios aus allen Epochen stapelten sich auf den Tischen im großen Saal. Auch Schallplatten erlebten wieder eine Renaissance – in größeren Städten eröffnen sogar wieder Läden für besondere Schallplatten. Vor allem für solche in limitierten Auflagen, wird heute viel Geld bezahlt.
 

Nur eines fehlte bei der Radiobörse im Bürgerhaus: die Kassettenrekorder. Machten die doch in den 1970er und 1980er Jahren die jungen Leute glücklich, weil sie die Musik überall hin mitnehmen konnten – jedenfalls so lange, bis es Bandsalat gab. Der war meist mühsam wieder zu beseitigen, oftmals war die Kassette danach defekt.
„Für Kassettenrekorder gibt es derzeit keinen Markt“, wusste Boris Witke von den Radiofreunden Kelsterbach, die jedes Jahr im November eine Börse für alte Empfangsgeräte organisieren – vor allem, weil sich die Tonträger oft nur schwer reparieren lassen.
Auf der Börse konnten die Sammler fachsimpeln, nach nötigen Ersatzteilen schauen und Kontakte zu Gleichgesinnten suchen. Und im Gegensatz zu den Kassettenrekordern lassen sich die alten Radiogeräte mit ein wenig technischem Verständnis schnell wieder instand setzen, denn die Röhren, die damals verbaut wurden, sind Dutzendware und waren auch an diesem Sonntag in allen Größen und Ausfertigungen zu bekommen. Das Besondere: Bei diesen Röhren dauert es oft eine Minute und länger, bis das Radio überhaupt Musik spielt, weil es erst vorglühen muss.
Kaum gefragt sind allerdings Radios, die nur mit Mittel-, Kurz- oder Langwelle liefen. Die sind heute in der Regel nur noch als Dekorationsstücke verwendbar, denn wenn sie nicht auch UKW-Empfang hatten, gibt es heutzutage keinen Sender mehr, der auf diesen Geräten zu empfangen ist. Folglich sind sie recht preiswert für ein paar Zehner zu haben. Nur für die ersten Volksempfänger wird etwas mehr Geld von den Sammlern und Liebhabern solcher Raritäten bezahlt.
Mit einem alten Gerät lässt sich aber durchaus moderner, rauschfreier Empfang realisieren. An einem Stand wurden Bluetooth-Adapter für Röhrenradios zum Selbstbauen angeboten. Für 22 Euro waren diese Bausätze zu haben – für alte Radios mit modernem Sound. 
Zu beobachten war an diesem Sonntag, dass die Leidenschaft für alte Empfangsgeräte wohl vor allem Männer befällt. Frauen waren im Saal kaum auszumachen, außer wenn sie mit ihren Männern hinter einem Verkaufstisch standen.
Boris Witke weiß, dass es unter den Radiosammlern eine feste Szene gibt. Die trifft sich bei ähnlichen Börsen in der Region immer wieder. Und kaum jemand geht nach Hause, ohne etwas gekauft zu haben. Deshalb wollen die Kelsterbacher Radiofreunde die Börse bei freiem Eintritt auch im kommenden Jahr wieder im Bürgersaal organisieren. Von Hans Dieter Erlenbach

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