Hohe Wände, dafür weniger Krach

Bahn verbessert Lärmschutz – Stadt plant Umgestaltung der Wald- und Bahnstraße

BALD WIRD ES RUHIGER FÜR DIE ANWOHNER – Schon im Frühjahr will die DB Netz AG entlang der Bahnstrecke Frankfurt–Wiesbaden Lärmschutzwände bauen. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Lärmschutzwände entlang der Bahnstrecke sollen die Anwohner vor dem Krach des Schienenverkehrs schützen. Damit diese das Stadtbild möglichst wenig beeinflussen, werden die Wände farblich gestaltet und begrünt. Geplant sind zudem eine Umgestaltung der Wald- und Bahnstraße samt Neuordnung der Parkplätze. Der Bauausschuss sprach sich am Montagabend einstimmig für das vorläufige Gestaltungs-konzept der Lärmschutzwände aus. 

Laut Bürgermeister Manfred Ockel (SPD) hat die DB Netz AG letzte Woche das Planfeststellungsverfahren zu den Lärmschutzwänden in Kelsterbach abgeschlossen. Die Bahn will den Auftrag bereits im Winter ausschreiben, die Installation der Wände soll im Frühjahr erfolgen.
Um die bis zu drei Meter hohen Wände ein wenig zu kaschieren und die trennende Wirkung zu mindern, hat die Stadt parallel zu den Lärmschutzmaßnahmen der Bahn ein Gestaltungskonzept in Auftrag gegeben. Da für die Wände auch große Teile des Grünstreifens entlang der Bahntrasse verschwinden, wird es laut Ockel in der Bahn- und Waldstraße und Teilen der Frankfurter Straße Ausgleichsmaßnahmen geben. 
Laut dem mit der Gestaltung beauftragten Architekt Wolf-Winhart Krug muss man zunächst Akzeptanz für die hohen Wände mitten im Stadtgebiet schaffen. „Wir erreichen damit eine Lärmminderung, die wir vorher nicht hatten“, betonte Krug. Erleichtert werden soll die Integration der Wände in das Stadtbild durch eine Farbgestaltung mit Ortsbezug. Für Kelsterbach schlug der Architekt mit Bezug zum Stadtlogo und dem Main sechs Farbtöne vor – von „dunkelblau“ am Boden bis „himmelweiß“ im oberen Bereich. Da die einzelnen Elemente der Mauer rund 50 Zentimeter hoch sind, können laut Krug an den höchsten Stellen der Lärmschutzwand alle Farbtöne genutzt werden.
An einigen Stellen sollen die Wände durch transparente Sichtfenster aus Plexiglas aufgelockert werden: Im Bereich zwischen Bahnhofsgebäude und Stellwerk sowie auf der Südseite in Höhe der Postfiliale. Da diese Sichtfenster laut Krug den Lärm reflektierten, seien sie nur an wenigen Stellen möglich, damit der Lärmschutz gewährleistet und die Bahn die Zuschüsse vom Bund für das Projekt erhält.
Die laut Krug „optische „Störung“ der Wand im Stadtbild wird durch Begrünung kaschiert. Das Planungsgebiet erstreckt sich von der Waldstraße ab Ecke Kolpingstraße entlang der Bahnstraße bis zur Überführung der Frankfurter Straße. Wie der Landschaftsarchitekt Jürgen Wagner erklärte, ist ein 70 Zentimeter breiter Grünstreifen entlang der Lärmschutzwand geplant. Dieser soll mit Hecken und – wegen der Nähe zur Oberleitung – schmalkronigen Säulenhainbuchen bepflanzt werden.
Einher mit der Begrünung geht nach den vorläufigen Plänen auch eine Neugestaltung der Wald- und Bahnstraße. „Die Straßen sind an manchen Stellen mit fast sieben Metern überbreit“, so Wagner. Eine Verengung der Straße auf 5,50 Meter würde zur Entschleunigung des Verkehrs beitragen, weswegen auch die Erhöhungen wegfallen könnten, so Wagner.
Gehwege sollen wegfallen und nur durch eine andere Pflasterung gekennzeichnet werden. Dabei soll auch der gesamte Bereich vor der Post ebenerdig werden. Geplant ist zudem eine Sanierung des Parkplatzes an der Bahnlinie in Höhe der Kolpingstraße sowie der Fahrradstellplätze auf der Südseite neben dem Abgang zur Bahnunterführung. Vor der Lärmschutzwand sollen in der Wald- und Bahnstraße längs zur Fahrbahn Parkplätze entstehen, die Stellflächen vor der Post bleiben erhalten.
SPD-Fraktionschef Jürgen Zeller zeigte sich mit der Farbgestaltung der Wände zufrieden, bat aber darum, mehr Fahrradstellplätze in den Planungen unterzubringen. Zudem sei in der Bahnstraße an den Ecken zur Mörfelder Straße und Weingärtenstraße ein Halteverbot nötig, da der Einblick für die Verkehrsteilnehmer in die Wald- beziehungsweise die Bahnstraße wegen parkender Autos teils unmöglich sei. „Ansonsten ist es eine optimale Umsetzung, um mit viel Grün den Lärmschutzschlauch freundlicher zu gestalten“, so der Ausschussvorsitzende.
Uwe Albert (CDU) nannte die Lärmschutzmaßnahme gewöhnungsbedürftig, jedoch notwendig, auch wenn er gerne mehr transparente Stellen sehen würde, um der Wand das Trennende zu nehmen. Bruno Zecha (WIK) forderte die Planer auf, vor einer Verengung der Straße mit der Feuerwehr zu sprechen, da diese im Notfall mit ihren Fahrzeugen durchkommen müsse. In der Bahnstraße mit ihrer langen Parkreihe sollten zudem vorübergehend parkende Lieferfahrzeuge bedacht werden. Hier könnte es sonst zu Staus kommen, so der WIK-Fraktionschef. Eine von Zecha ins Spiel gebrachte andere Farbkonzeption mit weniger strikten Übergängen wurde abgelehnt. Das sei zu teuer, so Wolf-Winhart Krug. Das vorgeschlagene Farbkonzept dagegen ist für die Stadt kostenneutral.
Schätzungsweise zwei Millionen Euro sind dagegen für die Begrünung der Lärmschutzwände und die Straßengestaltung veranschlagt. Bürgermeister Ockel betonte auf Nachfrage von Tanja Mohr (Linke), dass die Bewohner in die späteren Planungen bei der Art der Begrünung sowie den Themen Parkplätze und Gestaltung der Grundstückseinfahrten einbezogen werden sollen. (nad)

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