Von der Linde blieben nur Stumpf und Wurzel
Die Gemeinde setzte bei der Ausrichtung des inzwischen 41. Fests wieder auf viele lieb gewonnene und bewährte Elemente. Von der Suppe „Quer durch de Garte“ bis zur Rockparty mit den „Flying Kerschgass Brothers“ am Samstag Abend. Dennoch war diesmal einiges anders. Vier Jahrzehnte lang hatte die imposante Linde auf dem Platz Besucher unter ihrem Blätterdach beschattet und für ein gesundes Mikroklima gesorgt. Der knapp 100-jährige Baum war bei dem Gewittersturm am Sonntag vor zwei Wochen umgeblasen worden. Es blieben nur Stumpf und Wurzel. Auch das Außenareal der Kita ist noch teilweise gesperrt. Nach dem verheerenden Sturm zuvor hatte die Einrichtung mit drei Gruppen zwei Tage schließen müssen, sagte Pfarrerin Meike Sohrmann. „Wir haben sechs Bäume verloren“, ergänzte Kollegin Andrea Schätzler-Weber, und wäre das Fachunternehmen, das die umgestürzten Bäume abtransportierte nicht so schnell gewesen, „hätte unser Kerschfest nicht stattfinden können“, sagte die Pfarrerin.
150 Helfer wurden für die drei Tage mobil gemacht
Doch es glückte, noch dazu bei prachtvollem Wetter. Bereits der sprichwörtlich verträumte Auftakt am Donnerstag Abend mit Wort und Musik sei eine wunderschöne Einstimmung gewesen, sagte die Pfarrerin. Das Motto: Träume an einem Sommerabend. Letztmals gestaltete Kantor Stefan Küchler den musikalischen Teil mit drei Chören. Küchler, der bereits im zarten Alter von zwölf Jahren die Orgel in der Kirche spielte, wird die Gemeinde im Herbst verlassen. 150 Helfer wurden für die folgenden drei Tage mobil gemacht, um in bester Gastgebermanier regelrechte Besuchermassen zu verwöhnen. Am Freitag wurde das Festgelände förmlich überrannt. Während Reibekuchen brutzelten, Cocktails gemixt und Wein ausgeschenkt wurde, sorgten „Still Young & Crispy“ mit ihrem Konzert für beste Unterhaltung. Soweit, so traditionell. Dennoch sah man hie und da Nuancen, die vom Erfolgsrezept abweichen. Die Gemeinde setzt auf Nachhaltigkeit: Einweggeschirr war tabu, wer Speisen mit nach Hause nehmen wollte wurde angehalten, Geschirr mitzubringen. Umweltschutz, wenn auch im Kleinen, erhält mehr Gewicht. „Das sind Makaroni“, die Kindergottesdiensteamer entdeckten eine Bio-Variante zum Plastikstrohhalm und servierten Sommercocktails ohne Alkohol, dafür mit Nudel. „Den Strohhalm essen meine Kinder gerade mit“, schmunzelte eine Mutter. Riesengedränge gab es nebenan: Die Ork´s, die Konfi-Teamer, verkauften Süßes an ihrer Tante-Emma-Bude.
Das SKV-Blasorchester schwitzt gerne
Wie zu Omas Zeiten wurden die Leckereien abgezählt und in Tütchen ausgegeben. Ein Kerschfest-Klassiker, bei dem die tobenden Kleinen nach der Party beim Kinderkerschfest in der Kita wieder zu Kräften kamen. „Es gelingt uns, junge Leute stärker einzubinden“, resümierte Schätzler-Weber mit Blick auf die tüchtigen Helfer.
Klaglos schoben die Küchenhelfer an Friteusen, Grills und Pfannen ihren Dienst. Die Rückkehr des Sommers sorgte für schweißgebadete Menschen. Auch das SKV-Blasorchester schwitzte bei seinem Nachmittagskonzert um die Wette. „Aber lieber so“, sagten die Musiker in einer Trinkpause: „Wir haben hier schon in dicken Jacken gespielt.“ Improvisationstalent gehörte zum 41. Kerschfest dazu, auch musikalisch. Nachdem die traditionellen Ukulelen ihren Sonntagsauftritt absagen mussten, formierte sich spontan eine neue Gruppe. Eine Jam-Session mündete in die Geburt der „Fishing Souls“, die beim 41. Kerschfest ihr Debüt feierten.
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