Regenbögen gegen die Corona-Krise

An vielen Fensterscheiben präsentieren Kinder der Doppelstadt ihr selbst gemaltes Symbol der Hoffnung

BUNTES ZEICHEN DER SOLIDARITÄT UND DES MUTMACHENS: Kinder in Mörfelden und Walldorf, wie Ben und Marilie haben ihre Fenster mit Regenbögen geschmückt. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf (ula). Die kleine Welt eines Kindes hat sich durch die Corona-Pandemie stark verändert. Kitas und Schulen sind geschlossen, die Eltern besorgt, der Kontakt zu Großeltern und Freunden findet nur noch per Telefon oder Skype statt, das Fußballtraining fällt bis auf Weiteres aus. „Als wir einkaufen waren und meine Tochter die vielen leeren Regale gesehen hat, da hat sie Angst bekommen“, berichtet die Mörfelderin Franzi Lorenz.

Dennoch setzt ausgerechnet die jüngste Generation ein farbiges Zeichen. Das Mut machen soll und zum Mitmachen auffordert. An vielen Fensterscheiben hängen Regenbogen-Bilder: Mit den Slogans „Wir bleiben Zuhause“ und „Alles wird gut“ werden die farbenfrohen Gemälde ergänzt. In beiden Stadtteilen werden Bilder gemalt und Fensterscheiben gestaltet. Kinder setzen ein solidarisches Zeichen, das Mut machen soll, eine Krise zu überwinden, deren Konsequenzen ältere Generationen immer wieder mit Erinnerungen aus dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung bringen.

„Meine Freundinnen fehlen mir“

Beim Straßen-Interview, aus sicherer Distanz, zeigt sich, dass Eltern häufig zu Alltagshelden werden müssen, um die derzeitige Situation zu stemmen. Vater und Mutter berufstätig, damit spiegelt die Familie Tietz ein heute übliches gesellschaftliches Bild. Inzwischen ist nicht nur der Papa, sondern auch die sechsjährige Emilia im Homeoffice und für die fünfjährige Olivia ist der Kindergartenbesuch gestrichen. „Meine Freundinnen fehlen mir“, sagt die Sechsjährige, „mir ist oft langweilig.“ Die Hausaufgaben ohne Schulbesuch seien fad. Ein Lichtblick: „Der Papa ist zuhause“, freut sich die kleinere Olivia, auch wenn Mama besser kocht. In der Küche waren jetzt die beiden Mädchen aktiv und bemalten das Fenster mit einem Regenbogen und Mutmachsprüchen.

„Alles wird gut!“ heißt die Losung 

Auch in Walldorf wird tüchtig gemalt. Die achtjährige Lilly und die siebenjährige Stella Poth haben mit ihren Regenbogen-Zeichnungen die Fensterscheiben dekoriert. „Alles wird gut!“ heißt die Losung der beiden, die sich trotz Ausgangssperre zuhause gut beschäftigen. „Dass die Kinder so mit der Situation umgehen, die sie noch gar nicht richtig verstehen können, ist eine super Leistung“, erklären die Eltern von Marilie (8) und Ben (6). Auch für die Familie Cezanne herrscht physisches Kontaktverbot zu Freunden und Bekannten. Die beiden Grundschüler tragen tapfer ihr Schicksal, „sie quengeln nicht. Aber es ist gut, dass sie zu zweit sind“, so die Cezannes.
Luana Bogun hat zwar kein Geschwisterchen, dafür Sammy. Das vierbeinige Familienmitglied, ein Golden-Doodle-Rüde, kennt weder Trübsal noch Langeweile. Die zwölfjährige Schülerin musste Sammy dennoch zur Ordnung rufen, um in Ruhe ihr Regenbogen-Bild zu malen, das jetzt an der Fensterscheibe klebt. Auch für Luana sind die sozialen Kontakte auf ein Minimum reduziert. Weil Familie Bogun Verwandtschaft am Ort hat, etwa die Oma in Walldorf, ist sie kreativ geworden, hat Überlebenspakete geschnürt und an die Angehörigen ausgefahren. Auch Luanas Regenbogen spielt da eine Rolle, der als Bild per Smartphone verschickt wurde.

Erdbeeren, Zwiebeln, Petersilie und Tomaten gepflanzt

In Mörfelden hat sich Franzi Lorenz viel einfallen lassen, um ihre Tochter zu beruhigen und im Rahmen der Möglichkeiten allerlei zu unternehmen. „Ich habe jetzt mein eigenes Beet“, berichtet Aliyah strahlend, „wir haben Erdbeeren, Zwiebeln, Petersilie und Tomaten gepflanzt“, so die Kleine. „# wir bleiben zuhause“, hat die Achtjährige auf ihr Bild geschrieben, das am Fenster hängt. Warum der Alltag in ihrer kleinen Welt derzeit nicht alltäglich ist, hat sie inzwischen gelernt, „wegen dem Corona-Virus“.

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