Mörfelden-Walldorf: Werrastraße in „Käte-und-Walter-Raiß-Straße“ umbenannt

Anerkennung für engagiertes Ehepaar

Stadtverordnetenvorsteher Franz-Rudolf Urhahn (links) und Bürgermeister Thomas Winkler enthüllten gemeinsam das neue Straßenschild. Foto: Koch

Mörfelden-Walldorf – Ein fröhliches Straßenfest: Das war die Veranstaltung am vergangenen Freitag zur Umbenennung der bisherigen Werrastraße in Walldorf, die fortan „Käte-und-Walter-Raiß-Straße“ heißt. Das Ehepaar genießt nach wie vor höchste Wertschätzung. Dies verdeutlicht der enorme Publikumsandrang. So waren mehr als 100 Menschen zur Straßenumbenennung gekommen.

Unter ihnen viele ehemalige Freunde, Nachbarn und Mitstreiter sowie Repräsentanten der Verwaltung und der politischen Gremien der Stadt. Für Letztere ergriffen Bürgermeister Thomas Winkler und Stadtverordnetenvorsteher Franz-Rudolf Urhahn das Wort. „Ich bin sehr glücklich, dass dies heute zustande kommt“, betonte der Bürgermeister. Die Stadtverordnetenversammlung habe einstimmig seinem Vorschlag zugestimmt, die Werrastraße in Käte-und-Walter-Raiß-Straße umzubenennen. Ein besserer Ort konnte kaum gefunden werden, denn dort steht noch heute das Haus, in dem das Ehepaar wohnte.
„In ihrem Haus fanden unzählige Treffen und Arbeitssitzungen statt. Zeitweise war hier die Zentrale der Bewegung gegen die Startbahn West“, sagte Winkler. So sei hier auch das Volksbegehren besprochen und organisiert worden, mit dem der Bau der Startbahn West verhindert werden sollte. Das Ehepaar Raiß hatte bei der Gründung der Bürgerinitiative gegen die Flughafenerweiterung wesentlich mitgewirkt. 
Käte Raiß (1930-2018) und Walter Raiß (1926-2014) waren hochpolitische Menschen. Sie setzten sich für die Opfer der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ebenso ein wie für die Kriegsopfer aus dem ehemaligen Jugoslawien. Käte Raiß war lange bei den Frauen für den Frieden aktiv und nahm an vielen Friedensmärschen teil. Zudem war sie seit der Gründung des Förderkreises Hüttenkirche die erste Vorsitzende des Vereins, der für den dauerhaften Erhalt der Hüttenkirche sorgte, die heute nur Dank dieses Engagements auf Mörfelden-Walldorfer Gemarkung steht. Sie war zudem über viele Jahre ehrenamtliches Mitglied des örtlichen Magistrats sowie der Stadtverordnetenversammlung gewesen (für die Grüne Bürgerliste und später die Grünen). Zwischen 1997 und 2001 war sie auch die Vorsitzende des Sozialausschusses.
Walter Raiß engagierte sich über Jahrzehnte insbesondere im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dessen Ehrenmitglied er seit 2003 war. Zuvor hatte er im BUND lange viele Funktionen ausgeübt, unter anderem als geschäftsführender Vorstandssprecher in Hessen und Landesschatzmeister. Darüber hinaus war er Mitglied im Fahrgastbeirat des RMV sowie Gründungsmitglied des Fördervereins Mönchbruch und der Stiftung Mönchbruch.
Winkler würdigte auch das Engagement des Ehepaars für den Naturschutz. „Sie wollten den nachfolgenden Generationen eine intakte Umwelt und Heimat hinterlassen.“ Zudem hätten sich beide immer für sozialpolitische Themen stark gemacht und stets über die Stadtgrenzen hinausgeschaut. Er betonte, dass sich beide sehr in der Friedensbewegung engagiert hätten und wesentlich an der Entstehung der Friedenspartnerschaft mit Wageningen beteiligt waren, aus der 1992 eine Städtepartnerschaft entstand. In diesem Zusammenhang begrüßte Winkler neben vielen Ehrengästen insbesondere Jack Bogers und Jelle de Gruyter aus Wageningen. Weiterhin hieß der Rathauschef insbesondere Ulrich Raiß, den Sohn von Käte und Walter Raiß, herzlich willkommen. Dieser freute sich im Gespräch mit dieser Zeitung über die Anerkennung und Wertschätzung für seine Eltern, für die stets die Sache im Vordergrund gestanden habe. Die lockere und entspannte Atmosphäre der Veranstaltung in Sichtweite ihres früheren Hauses hätte beiden wohl sehr gefallen.
Nach der Rede des Bürgermeisters teilte Franz-Rudolf Urhahn mit dem Publikum persönliche Erinnerungen an Käte und Walter Raiß. Viele der Treffen in deren Haus und die große Gastfreundschaft des Ehepaars sind ihm bis heute sehr lebhaft im Gedächtnis geblieben. Petra Schmidt von der Bürgerinitiative Mörfelden-Walldorf gegen den Flughafenausbau hob die große Bedeutung des Ehepaares in der Bewegung gegen die Startbahn West sowie in den Jahrzehnten danach gegen den weiteren Ausbau des Flughafens hervor. Werner Neumann und Herbert Debus (beide BUND) lobten das Engagement des Ehepaares für den Naturschutz vor Ort sowie weit über die Stadtgrenzen hinaus.
Jack Bogers erinnerte sich an seine deutschen Freunde, mit denen er das Engagement für den Frieden, die Demokratie und eine intakte Umwelt teilte. „Bevor wir sie persönlich kennengelernt haben, hatten wir schon viel Gutes über sie gehört“, erinnert sich Jelle de Gruyter an das Ehepaar. „Käte und Walter Raiß haben ihr Engagement für den Frieden und die Umwelt stets als Einheit gesehen“, sagte Herbert „Jossy“ Oswald. VON ALEXANDER KOCH

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