„All you need is love“ zum Abschluss

Rundum gelungenes Benefizkonzert bringt 6000 Euro für die Flüchtlingsarbeit

TEMPERAMENTVOLL: Vanda Guzman und viele andere Musiker sorgten am Sonntagabend für tolle Stimmung in der bis auf den letzten Platz besetzten evangelischen Kirche Walldorf. Bei dem Benefizkonzert zugunsten der Flüchtlingsarbeit kamen stolze 6000 Euro zusammen. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Das Benefizkonzert für die Flüchtlingsarbeit bot für jeden etwas: Von Klassik über Gospels bis zum Boogie-Woogie war am Sonntagabend alles dabei. Insgesamt kamen durch Eintrittsgelder und die Unterstützung von Sponsoren 6000 Euro zusammen.
Die evangelische Kirche Walldorf war bis auf den allerletzten Platz besetzt. Extra aufgestellte Stuhlreihen unterstrichen das große Interesse an dem ausschließlich von Musikern aus Mörfelden-Walldorf bestrittenen Konzertabend und seinem Hintergrund: Der Unterstützung der Flüchtlingsarbeit.

Manuel Campos, der die Benefizveranstaltung gemeinsam mit Manfred Knacker auf die Beine stellte, begrüßte rund 360 Gäste und führte charmant und informativ durch den Abend. Immer wieder erinnerte er an Flucht und Vertreibung und forderte eine andere Asylpolitik ein. 1,8 Milliarden Euro gebe die Europäische Union für die Sicherung ihrer Außengrenzen aus. Seit dem Jahr 2000 seien 23 000 Menschen beim Versuch die Grenzen dennoch zu überqueren gestorben, führte Campos aus.
Gleichzeitig nehme ein armes Land wie der Libanon 34 Prozent der mehr als drei Millionen syrischen Flüchtlinge auf, während Europa nur etwa drei Prozent einreisen lasse. Mit seinen politischen Kommentaren sprach Campos wichtige Punkte an, die zusammen mit dem breit aufgestellten Programm für einen gelungenen Abend sorgten.
Den musikalischen Anfang machte Sängerin Inge Remler. Mit ihrer Interpretation von Carol Kings „You’ve got a friend“ griff sie den Gedanken des Benefizkonzerts auf. Die rund 160 Flüchtlinge in Mörfelden-Walldorf haben mit dem Netzwerk Asyl einen guten Freund gefunden, dem es allerdings an finanziellen Mitteln fehlt. Dank des ausverkauften Konzerts und dem Verzicht aller Künstler auf Gagen hat sich das nun etwas geändert.
Weiter ging es mit Friederich Haller, der als Kirchenmusiker eigentlich an der Orgel zuhause ist, diesmal aber am Klavier die Suite XI von Georg Friedrich Händel aufführte. Dann wurde es voll auf der Bühne. Mehr als 20 Sängerinnen und Sänger zählt das Spiritual Gospel Projekt unter der Leitung von Stefan Küchler. Der Chor verstand es, die durchaus nachdenkliche Stimmung mit seinen Gospelstücken aufzulockern.
In der Pause standen Mitglieder von Rot-Weiß Walldorf hinter der Theke und reichten kleine Snacks und Erfrischungen. Kostenlos bereitgestellt wurden sie vom Restaurant Ciao und dem Getränkemarkt Pewi, die so halfen, Geld für die Flüchtlingsarbeit zu sammeln.
In der zweiten Konzerthälfte griff Manuel Campos zur Gitarre und sorgte für Liedermacher-Atmosphäre. Unter seinen politischen Stücken war auch der Titel „Asyl“, womit er den ersten Hintergrund des Konzerts noch einmal herausstellte. Hinrichtungen und Folter, Bürgerkriege und politische sowie religiöse Verfolgung seien nur einige der Fluchtgründe, betonte er im Laufe des Abends.
Für Unterhaltung im besten Sinne sorgte Vanda Guzman. Bei ihrem mitreißenden Auftritt war sie zwischen den Kirchenbänken unterwegs und ging mit dem Publikum auf Tuchfühlung. Gloria Gaynors „I will survive“ oder „I will always love you“ von Whitney Houston wurden entsprechend gefeiert.
Als letzter offizieller Programmpunkt des Abends war dann die Band „Orange Box“ an der Reihe. Statt anschließend einen guten Nachhauseweg zu wünschen, kündigte Ralf Baitinger aber den nicht ganz unbekannten Überraschungsgast an. Christoph Oeser hatte am Samstag noch im Bürgerhaus zu seiner „Boogie-Woogie-Night“ eingeladen, jetzt spielte er mit der „Orange Box“ und schüttelte eine fulminante Improvisation aus dem Ärmel.
Nach mehr als zwei Stunden verabschiedeten sich alle Musiker mit dem Beatles-Klassiker „All you need is love“, und Manfred Knacker verkündete das vorläufige Spendenergebnis von 5550 Euro. Dank der Einnahmen an der Abendkasse und dem guten Essens- und Getränkeverkauf spielte das Benefizkonzert aber schließlich stolze 6000 Euro ein.
Beim nächsten Koordinatorentreffen des Netzwerks Asyl wird nun diskutiert was mit dem Geld passieren soll, erklärte die städtische Integrationsbeauftragte Manuela Grabsch. Am liebsten würde sie einen festen monatlichen Etat für die fünf Arbeitsgruppen einrichten, über den unter anderem Unterrichtsmaterial für die Sprachkurse und der Betrieb des Begegnungscafés finanziert werden könnten. Für alle Wünsche und Ideen wird das Geld sicher nicht ausreichen.
Nach dem großen Erfolg des Benefizkonzerts schlossen Campos und Knacker eine Wiederholung nicht aus. So wird in einem Jahr vielleicht schon wieder Geld für die Flüchtlingsarbeit gesammelt. (seb)

Eigene Bewertung: Keine Durchschnitt: 5 (1 Bewertung)

HerunterladenQR Code URL: https://www.freitags-anzeiger.de/13388


X