Der Ermittler ist selbst verdächtig

Brigitte Pons las in der Bücherei aus ihrem neuen Krimi „Der blauen Sehnsucht Tod“

NACH DER LESUNG signierte Brigitte Pons (links) gut gelaunt ihre Bücher. (Foto: Sonnabend)

Mörfelden-Walldorf. „Weit über ihm erfüllten die Motoren den Himmel mit dumpfem Dröhnen, kamen näher, jenseits der Wolken. Er erkannte jeden Typ am Geräusch. Jäger, Bomber, Freund oder Feind.“ Im Raum war es still, gespannt lauschten rund 40 Besucher den Worten von Brigitte Pons, deren Gesicht von einer Lampe in rotes Licht getaucht wurde.

Die Walldorfer Autorin stellte ihren aktuellen Kriminalroman „Der blauen Sehnsucht Tod“ bei einer Lesung in der Mörfelder Stadtbücherei vor. In Anspielung auf ihr 412 Seiten starkes Buch witzelte sie: „Ich hoffe, Sie haben alle ihren Schlafsack gepackt.“ Eine ganze Menge Stoff habe sie in ihrem neuen Krimi verarbeitet, erklärte Pons. Geld, Gewalt, Tierquälerei, Lügen, aber auch Vertrauen seien einige der Themen. Es sei immer etwas Besonderes vor heimischem Publikum zu lesen, freute sie sich.
Zunächst führte die Autorin das Publikum an einige Nebenschauplätze ihres Romans und tastete sich ganz allmählich zum Kern des Krimis vor: zwei toten Frauen. In beiden Fällen gehört Frank Liebknecht, den Pons zum zweiten Mal ermitteln lässt, zum Kreis der Verdächtigen. Bei der Tausendjahrfeier von Vielbrunn im Odenwald steht Liebknecht mit weiteren Musikern auf der Bühne und spielt Bass. Dabei lernt er Linda Ehlers kennen, die ihn heftig anflirtet und schließlich verführt. Kurze Zeit später ist sie tot.
Die Fremde war offenbar auf der Suche nach einem im Zweiten Weltkrieg verschollenen Gemälde von Franz Marc, dem „Turm der blauen Pferde“ aus dem Jahr 1913. Einen Druck des Originals, das laut Pons noch immer unauffindbar ist, enthüllte sie im Laufe der Lesung.
Liebknecht darf eigentlich nicht ermitteln, stellt aber trotzdem Nachforschungen an, die ihn zu dem etwas verwirrten Heinrich Ritter führen, der irgendwie mit dem Gemälde zu tun hat. Dessen Tochter Ingeborg versucht allerdings den Kontakt zu unterbinden. Bei der Lesung nutzte Pons den Effekt des roten Lichtes, wenn sie die Erinnerungen von Heinrich Ritter schilderte.
Als die Autorin im Familienkreis über ihre Nachforschungen zu den beiden Weltkriegen erzählte, ging ihr Vater in den Keller, um das Endstück einer Granate, das an einem Hufeisen befestigt war, zu holen. Das Erinnerungsstück hatte Pons zur Lesung mitgebracht. Gelandet ist die Granate seinerzeit im Hof ihrer Großeltern in Büttelborn, als die Amerikaner von Berkach aus schossen. Im Umkreis von etwa 50 Metern um das Haus der Großeltern fielen dem Angriff vier Menschen zum Opfer.
Viele Besucher waren durch die Lesung neugierig geworden, versorgten sich mit den beiden Liebknecht-Krimis, die von der Buchhandlung Giebel angeboten wurden, und ließen sich die Bücher gleich signieren.
Das aktuelle Buch ist Brigitte Pons’ vierter Kriminalroman. Daran gearbeitet hat sie etwa ein Jahr, aufgeteilt je zur Hälfte für Recherche und Schreiben. Mittlerweile ist die Schriftstellerei zu ihrem Hauptberuf geworden und sie wird von einem Literaturagenten unterstützt, erklärte sie im Gespräch mit dem Freitags-Anzeiger. Über den Erfolg ihrer Bücher freut sie sich, doch davon leben lässt es sich noch nicht, weshalb sie zusätzlich auf Minijobbasis bei einer Bank arbeitet.
Auf die Idee, das Gemälde von Franz Marc in eine Geschichte einzubinden, kam Pons, als sie für ein anderes Projekt Nachforschungen über den Maler Paul Klee anstellte. Dabei stieß sie auf die Künstlergruppe „Der blaue Reiter“, für deren Bilder sie sich begeisterte. Eine reale Geschichte mit Fiktion zu kombinieren sei für sie besonders reizvoll gewesen. Bei ihren Recherchen lernte sie viel über Kunst und Geschichte und bekam dazu einen anderen Bezug, so Pons.
Der dritte Fall „Nachtblau stirbt die Erinnerung“ von Frank Liebknecht sei bereits in Arbeit und werde im März 2016 erscheinen, erklärte die Autorin. Bereits im August diesen Jahres schickt sie mit ihrem Roman „Eine saubere Angelegenheit“ mit Torge Hansen einen weiteren Ermittler ins Rennen, der im Rhein-Main-Gebiet beheimatet ist.
Ihr aktueller Krimi „Der blauen Sehnsucht Tod“ (ISBN 978–38 02 59 39 63) ist im Buchhandel für 9,99 Euro erhältlich. (ine)

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