Wohnungen im Lego-Stecksystem

Ausschuss stimmt für Modulbau in der Waldstraße – Kostenpunkt: 4,6 Millionen Euro

HOCHMODERN und aus nachhaltigen Ressourcen gebaut: So sollen die geplanten 22 Sozialwohnungen in der Waldstraße aussehen. (Grafik: Variahome)

Kelsterbach (nad). Barrierefrei, Fußbodenheizung und eine ansprechenden Außenfassade aus Massivholz – die in der Waldstraße geplanten 22 Sozialwohnungen können sich sehen lassen. Im Bauausschuss am Montagabend wurde das Wohnhaus, das in Modulbauweise errichtet wird, nun vorgestellt. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf knapp 4,6 Millionen Euro. Dazu kommen noch einmal rund 13 000 Euro für ein CO2-Zertifikat, das die Klimaneutralität des Gebäudes dokumentiert.

Die Wohnungsnot ist groß in Kelsterbach, deswegen hat die Stadt im letzten Jahr den Beschluss gefasst, selbst Sozialwohnungen zu bauen. Die sollen in der Waldstraße 113–115 auf der Freifläche gegenüber dem ehemaligen Airporthotel entstehen. Den Zuschlag hat nach einer Ausschreibung über das kommunale Vergabezentrum Groß-Gerau die Firma Bauer Holzbausysteme aus dem Allgäu bekommen. Wie Zoran Radovic vom beauftragten Planungsbüro ausführte, sei die Firma der günstigste Bieter gewesen. Zwei weitere Angebote hätten bei 8,3 beziehungsweise rund sieben Millionen Euro gelegen. Das liege auch an der aktuell hohen Nachfrage nach Modulbauten, so Radovic. Zwei weitere Firmen waren indes abgesprungen.

Module werden innerhalb weniger Tage zusammengebaut

So wird nun die Allgäuer Firma den Bau der Wohnungen übernehmen, denn das Gremium stimmte geschlossen für die Auftragsvergabe. Das mehrfach ausgezeichnete mittelständische Unternehmen hat sich auf den Bau von klimaneutralen Massivholzhäusern in nachhaltiger Modulbauweise spezialisiert. Man dürfe nicht nur über den Klimawandel sprechen, sondern müsse auch Maßnahmen dagegen umsetzen, betonte Geschäftsführer Jörg Bauer. Ende September sollen die Wohnungen innerhalb weniger Tage errichtet werden. „Die Module werden vollständig bei uns im Werk angefertigt und dann ausgeliefert“, erklärte Bauer. Die Bauzeit halte man auch ein, da alles vorproduziert und per Tieflader nach Kelsterbach gebracht werde.
Da es der Platz in der Waldstraße nicht zulässt, werden nicht alle Teile auf einmal, sondern über mehrere Tage geliefert. „Jedes Modul wiegt zwischen 22 und 25 Tonnen“, sagte Bauer und werde ähnlich einem Lego-System vor Ort zusammengesteckt. Bei Bedarf könnte das gesamte Gebäude sogar wieder versetzt werden. Fast alle Bauteile des Wohnhauses mit Ausnahme der Bodenplatten werden ökologisch nachhaltig produziert. Auch ist das vierstöckige Gebäude als Niedrigenergiehaus geplant, damit die Nebenkosten für die Mieter gering bleiben.

Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen

Vorgesehen sind fünf Zwei-Zimmer-Wohnungen mit circa 49 Quadratmetern, zwölf Drei-Zimmer-Wohnungen mit 75 Quadratmetern sowie fünf Vier-Zimmer-Wohnungen mit knapp 90 Quadratmetern. Die Drei-Zimmer-Wohnungen verfügen über ein zweites Schlafzimmer, die Vier-Zimmer-Wohnungen über ein zusätzliches Gäste-WC. „Alle Wohnungen haben einen großen Dielenbereich und sind barrierefrei wie das gesamte Gebäude“, betonte Bauer. Auch sei das gesamte Gebäude rollstuhlgerecht konzipiert. 
Neben dreifach-isolierten Fenstern ist jede Wohnung mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Die Wände sind zwar nur 90 Zentimeter dick, laut Bauer jedoch gut gedämmt. Die Außenwände sind aus Fichtenholz und werden mit einer Vorvergrauungslasur behandelt, damit sie nicht im Laufe der Jahre schwarz werden. Die Innenwände sind aus pflegeleichten und stabilen MDF-Platten, die auch schwere Küchenschränke tragen können. „Wenn ein Mieter auszieht und die Platte beschädigt ist, tauschen wir sie einfach aus“, erläuterte Bauer.

Eigene Erdwärmepumpe für jede Wohnung

Warmes Wasser erhalten die Wohnungen über eigene Erdwärmepumpen. Durch diese dezentrale Anlage für jede einzelne Wohnung gebe es keine Legionellen-Gefahr, auch sei, wenn einmal eine Pumpe ausfalle, nicht gleich das ganze Haus betroffen, schilderte Bauer den Vorteil. 
Erreichbar sind die Wohnungen per Aufzug und Laubengang, der knapp 2,50 Meter von den Wohnungen abgesetzt ist, um den Bewohnern eine größere Privatsphäre zu garantieren. Im Erdgeschoss wird es Sozial- und Schulungsräume geben, die – wenn sie nicht mehr benötigt werden – auch zu vollwertigen Wohnungen umgewandelt werden können. Außerdem gibt es einen Waschmaschinen- und Trockenraum, zusätzlich einen Abstellraum für Kinderwagen, der verglast und damit gut einsehbar ist.
Balkone sind nicht vorgesehen wegen der am Standort gering vorhandenen Außenfläche. Dafür haben die Wohnungen bodentiefe Fenster. Die Gestaltung der Außenfläche, kündigte Bürgermeister Manfred Ockel (SPD) an, übernehme dann ein Planer. Vorgesehen sind neben Parkplätzen auch Fahrradständer.

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