Begleitet worden waren die Rathauschefs, die seit einiger Zeit die interkommunale Zusammenarbeit unter dem Motto „Drei gewinnt“ forcieren, von Vertretern der Wirtschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft, der Nassauischen Heimstätte und des Auswärtigen Amtes.
Die drei Kommunen verfügen zusammen über rund 130 Hektar freie Gewerbefläche – unter anderem auf dem Mönchhof- und dem Ticonagelände. Wolle man diese schnell und mit qualitativ hochwertigem Gewerbe füllen, müsse man auf der Suche nach Firmen auch über die Region und Deutschland hinausschauen, erklärte Jühe.
Zu Beginn der Reise hatten die Teilnehmer in Hangzhou-Jianggan die offizielle Vereinbarung im Beisein von Vertretern der chinesischen Verwaltung unterschrieben. Dem waren Besichtigungen von Unternehmen, Schulen und Ausbildungszentren sowie Gespräche mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft gefolgt.
Gut angekommen, so Jühe, sei der Film über Raunheim, Rüsselsheim und Kelsterbach, den die „Drei gewinnt“-Delegation den chinesischen Partnern gezeigt hatte. Darin werben die Städte unter anderem mit der Nähe zum Frankfurter Flughafen und den Standorten Opel und der Hochschule Rhein-Main in Rüsselsheim.
Im Laufe der Reise hatten die Kommunen außerdem einzelne Freundschaftsvereinbarungen mit den Stadtbezirken beschlossen. So pflegt Raunheim nun eine Kooperation mit Chengdu-Pixian und Rüsselsheim mit Hangzhou-Jianggan. Kelsterbach hat einen Vertrag mit dem 1,5 Millionen Einwohner zählenden Stadtbezirk Chengdu-Dayi abgeschlossen.
„Dort ist vieles noch im Rohbau, doch es ist ein aufstrebender Stadtbezirk und der Eindruck war sehr positiv“, erklärte Ockel. In Chengdu-Dayi habe man sich eine Schule für Mechatroniker angeschaut. Da auch die IGS den Schwerpunkt auf Berufsausbildung lege, könne er sich einen Austausch und den Ausbau der Beziehungen vorstellen, so Ockel.
„Wir haben einen guten Eindruck hinterlassen und wurden auch durch die deutsche Botschaft hervorragend betreut“, so Ockel. Die Botschaft hätte zudem das Engagement des Dreierbündnisses als bisher einmalig gelobt, erklärte Kelsterbachs Bürgermeister.
„Am Anfang war die Skepsis in der Öffentlichkeit groß, aber die Reise hat sich auf alle Fälle gelohnt“, sagte Patrick Burghardt. Ein Rüsselsheimer Unternehmen habe während der Reise sogar einen Vertrag abschließen können. Eine Absichtserklärung unterschrieben Raunheim und eine chinesische Firma, deren LED-Leuchten bereits den Geh- und Radweg entlang der Mainzer Straße in Höhe des Einkaufszentrums erleuchten. Raunheim verspricht Hilfe, damit das Unternehmen in Deutschland Fuß fasst und kann im Gegenzug auf eine Firmenansiedlung hoffen.
Die chinesische Seite sei nicht nur an der Ansiedlung deutscher Firmen interessiert, sondern auch an den Themen Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Wohnen im Alter und duale Ausbildung, erklärte Jühe. Es sei eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die allerdings auch nur durch das geschlossene Auftreten der drei Kommunen möglich geworden sei. Denn während Raunheim und Kelsterbach über genügend Ansiedlungsfläche verfügten, biete Rüsselsheim mit Opel und der Hochschule das Knowhow.
Damit nicht nur eine Stadt von einer chinesischen Firmenansiedlung profitiert, sollen die generierten Gewerbesteuern unter den drei Städten aufgeteilt werden. Dazu gibt es bereits einen Entwurf, der den Parlamenten der drei Städte demnächst zur Diskussion vorgelegt wird.( nad).
Kelsterbach
13.11.2013