Kelsterbach feiert seine Online-Kerb

Showprogramm, Frühschoppen und Livemusik als Stream in die heimischen Wohnzimmer

„I’m still standing“: Ihr Showprogramm zu fetziger Musik hatten Kerweborsch und Giggel im Vorfeld des Kerbwochenendes im Bürgersaal absolviert. Am Samstagabend konnten die Kelsterbacher das gelungene Ergebnis online verfolgen und Zuhause mitfeiern. (Screenshot: Soliman)

Kelsterbach (sol). Kerb mal anders – Auf das Traditionsfest wollte niemand verzichten, also starteten Kulturamt und Kerweborsch einen Testballon: Eine Online-Kerb mit Showprogramm, Frühschoppen und Livemusik direkt in die Wohnzimmer der Menschen.

„Wir wollen es uns gemeinsam am Wochenende gemütlich machen“, wandte sich Bürgermeister Manfred Ockel an die Zuschauer. Die Stadt geht mit ihrem Konzept „Kerb daheim“ neue Wege, in dem sie das Volksfest in eine Online-Veranstaltung verwandelte. Wie gut die Neuauflage ankam, zeigte sich bereits am Freitag, als auf dem Wochenmarkt ein limitierter „Kerb daheim“-Bembel verkauft wurde, der so begehrt war, dass er nach nur fünf Minuten ausverkauft war. Der Bembel, ganz im kelsterbachtypischen rot-weiß gehalten, wurde vom Comedy-Duo Mundstuhl mitdesignt, die auch Gastgeber der Onlinekerb waren. Auf humorige Weise dichteten die Komiker Lars Niedereichholz und Ande Werner das Kerwelied ins passende „Die Kelsterbacher Kerb is dahaam, was sein die Leut so froh“ um.

Kerwepräse greift beim Showprogramm zum Mikro 

Um die Kelsterbacher wirklich froh zu stimmen, waren die wichtigsten Programmpunkte im Vorfeld von einem Filmteam im Fritz-Treutel-Haus aufgezeichnet worden. So musste niemand auf den traditionellen Fassbieranstich verzichten. Seinen Vorsatz, nicht mehr als drei Schläge zum Anzapfen zu benötigen, unterbot der Bürgermeister knapp, bevor er das Bier an Kerwepräsident Sven Wellinger und Giggelsmädche Anna-Lena Hofmann ausschenkte. Auch Tanja und Markus Diestelkamp, die sich mit den Worten „Wir sind’s eure Festzeltwirte, auch wir feiern mit euch die ‚Kerb daheim’“, vorstellten, erhielten je einen Becher des kühlen Blonden. Für die Festwirte aus Mainz-Kastel war die Kelsterbacher Kerb nach der für alle Schausteller existenzbedrohenden langen Corona-Pause eine lang ersehnte Möglichkeit zur Bewirtung. Bereits im Vorfeld hatten die Kerweborsch zwei Mal bei der Familie Diestelkamp vorbeigeschaut, um sich nach ihnen zu erkundigen. 
Natürlich durfte das Showprogramm der Kerweborsch, ein Eckpfeiler jeder Kerb, nicht fehlen. „Von Kiss bis Michael Jackson: alles dabei“, kommentierten Mundstuhl den Zusammenschnitt der letzten Feste. Neben Mönchen mit einer Vorliebe für Justin Timberlake, trafen die Zuschauer während der digitalen Reise in die Vergangenheit auch auf tanzende Star-Wars-Sturmtruppler.
Die Kerweborsch ruhten sich aber nicht auf den Lorbeeren der vergangenen Jahre aus. Die sieben Aktiven und ihr Giggel überzeugten mit neu einstudierten Choreografien zu „Summer of 69“ und „I’m still standing“. Anschließend griff der Präse zum Mikrofon und gab unplugged ein Stück zum Besten, dessen Refrain „Wir haben noch lange nicht genug, auf in ein neues Jahr“, die aktuelle Situation treffend beschrieb.
Für Partystimmung im heimischen Wohnzimmer sorgten die „Matthias Baselmann Band“ und „GHB Live“ mit Hits von Toto, Pink und Ariana Grande. Beim Frühshoppen am Sonntag, musikalisch untermalt vom Blasorchester Höchst, wurde von aufgezeichneten Videos zur Liveübertragung vom Schlossplatz gewechselt.

Digitale Welt mit dem Geschehen vor Ort  verbinden

Laut Robin Schmalz vom Kulturamt war es das Ziel, die digitale Welt mit dem Geschehen vor Ort zu verbinden. Da die Kamera über eineinhalb Stunden denselben Bildausschnitt mit einem Baum im Fokus zeigte, war die eher negative Kritik, die in Echtzeit über die Chatfunktion zu lesen war, wenig überraschend. Zwischen Kommentaren wie „voll langweilig“, fand sich aber immer wieder positives Feedback, in dem die „schee Musik“ hervorgehoben wurde. Dass der spontan umgesetzte Frühshoppen im Schatten der vorherigen Tage stehen würde, sei ihm klar gewesen, es sei aber darum gegangen, die Veranstaltung abzurunden. Schmalz betonte: „Ich bin super zufrieden mit dem ganzen Wochenende. Wir haben da was Cooles auf die Beine gestellt“.
Dem dürfte Hofmann zustimmen, die als erstes Giggelsmädche überhaupt in eine zweite Amtszeit eingeführt wurde. Auf den üblichen Giggelsschlag wurde – wie auch auf den Kerweumzug am Sonntag, der zunächst im kleinen Rahmen nur mit Kerweborsch und Riesenbembel noch angedacht war – zwar verzichtet, eine neue Schärpe erhielt sie aber dennoch. Die drei Tage „Kerb daheim“ beendeten dann Mundstuhl passend mit den Worten: „Die rot-weiße Fahne soll und wird niemals untergehn“.

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