Kelsterbach: Evangelische Frauenhilfe St. Martin nach über 110 Jahren aufgelöst

Gelder gehen an karitative Vereine und Institutionen

Ein letztes Kaffeekränzchen im Haus Feste Burg gab es vor der Versammlung, in der die Auflösung der Frauenhilfe formal beschlossen wurde. Angedacht ist, sich in lockerem Rahmen nach Absprache auch weiterhin zu treffen. Foto: Postl

Kelsterbach – Die letzte Mitgliederversammlung der evangelischen Frauenhilfe der St. Martinsgemeinde am Mittwoch vergangene Woche wurde – obwohl die Auflösung bekannt war – noch einmal zu einer emotionalen Angelegenheit. Um die Auflösung der Vereinigung, die seit 1912 in der Gemeinde bestand, rechtskräftig abzusichern, galt es, den amtierenden Vorstand zu entlasten, was einstimmig geschah.
„Jetzt kommt es. Das dicke Ende“, sagte die Vorsitzende Katja Ehrlich sichtlich bewegt und verkündete die offizielle Auflösung zum Jahresende. „Mit einem lachenden aber auch einem weinenden Auge blicke ich auf das zurück, was wir, mit eurer Unterstützung alles vollbracht haben“, dankte Ehrlich allen für ihr Engagement.

Der Mitgliederversammlung vorausgegangen, war eine Andacht mit Pfarrerin Helen Lee im Haus Feste Burg. Auch sie dankte im Namen des Kirchenvorstandes der Frauenhilfe, die so viel Gutes getan und so vielen Menschen geholfen habe – dies werde nicht vergessen.
„Ich hätte mir zwar ein paar mehr Mitglieder gewünscht, aber es ist, wie es nun mal ist“, zeigte sich Ehrlich zunächst etwas enttäuscht. Bei Kaffee und Kuchen lockerte dann die Stimmung etwas auf. „Nun müssen wir aber zum Formalen kommen, denn es soll ja alles korrekt abgewickelt werden“, eröffnete die Vorsitzende offiziell die Mitgliederversammlung.
In ihrem Rückblick verwies Ehrlich auf die letzten Veranstaltungen unter Beteiligung der Frauenhilfe, wie das Jahresfest, das Altstadtfest sowie den Weihnachtsmarkt, die immer noch erträgliche Einnahmen gebracht hatten. Sie sei ziemlich betrübt, ja enttäuscht, dass es so gekommen ist. Aber die Jugend wolle sich nicht mehr binden und zu etwas verpflichten, nannte Ehrlich die Gründe für die Auflösung. Die wenigen noch aktiven Damen der Frauenhilfe sind selbst in ein Alter gekommen, in dem sie die anstehenden Aufgaben nicht mehr bewältigen können. „Ich möchte mich bei meinem Vorstand, bei den Bezirksfrauen und einfach bei allen Mitgliedern bedanken, die mich unterstützt und so mit dazu beigetragen haben, dass wir viel Gutes tun konnten“, betonte die Vorsitzende.
Die erkrankte Kassenführerin, Christa van der Burg, konnte ihren letzten Bericht nicht selbst vortragen, dies übernahm Elfie Schmiedt. Sie verwies auf einen stolzen Kassenstand, der nun verteilt würde. Mit 10 000 Euro wurde die St. Martinsgemeinde bedacht, bei der die Frauenhilfe immer offenen Türen fand. Jeweils 1000 Euro gingen an bisher bereits unterstützte Vereine und Institutionen, wie etwa der Verein für krebskranke Kinder in Frankfurt, das Hospiz Lebensbrücke in Flörsheim, der Förderverein der Helen-Keller-Schule, das Palliative-Care-Team Leuchtturm in Groß-Gerau, die Wohnstätte Inselhof in Königstädten oder die Clown Doktoren der Kinderklinik Rüsselsheim. „Die restlichen Euros werden wir für die anstehenden Verwaltungsangelegenheiten brauchen“, sagte Schmiedt. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet, somit kann die Auflösung nun auch formal umgesetzt werden.
Die stellvertretende Vorsitzende Claudia Rohn dankte im Namen des Vorstands und dem ganzen Team der Frauenhilfe der Vorsitzenden Katja Ehrlich für ihr Engagement. „Du hast seit 2003 als Frontfrau unsere schöne Gemeinschaft geprägt und mit deinem besonderen Engagement die Frauenhilfe St. Martin zu einem Begriff in der Stadt gemacht“, sagte Rohn. Sie verwies auf die vielen Zusammenkünfte der Frauen in privater Atmosphäre, etwa im heimischen Hof der Familie Ehrlich. Unter großem Beifall überreichte Rohn der Vorsitzenden einen Blumenstrauß als Dankeschön. „Es wäre schön, wenn es noch irgendwie weitergehen würde, denn ich habe in dieser Gemeinschaft viele Freundschaften gefunden“, wünschte sich Ehrlich.
Tatsächlich wollen sich die Frauen immer wieder mal in lockerer Atmosphäre nach Absprache treffen, sagte Silvana Dreilich-Rolle aus der Gruppe der Frauenhilfe. Das erste Treffen steht schon fest, nämlich am 7. Februar im Haus Feste Burg. „Vielleicht findet sich gar ein Team, das – freilich ohne Vereinsbindung – die eine oder andere Veranstaltung fortführen möchte“, so Dreilich-Rolle. pos
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