Herzlich willkommen in der Steinzeit!

Fünftklässler beschäftigen sich während der IGS-Themenwoche mit den ersten Menschen

Feuerbohren: Wie man Feuer ohne Streichholz entzündet, nämlich durch Reibung mit einem Fiedelbogen, das probierten die Schüler selbst aus.  (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Er hatte eine Schulterhöhe von etwa zwei Metern und brachte einige hundert Kilogramm auf die Waage. Allein sein Geweih wog 40 Kilogramm und war fast vier Meter breit. Die Rede ist vom Riesenhirsch, der vor tausenden Jahren in Europa lebte. „Ein Super-Schnitzel für die Steinzeitjäger“, fand Holger Rittweger.

Riesenhirsche, Säbelzahntiger und der Alltag der Steinzeitmenschen. – Eine faszinierende Reise in die letzte Eiszeit unternahmen die Fünftklässler der Integrierten Ganztagsschule (IGS). Im Rahmen ihrer Themenwoche beschäftigten sich die Schüler mit der Steinzeit. Höhepunkt war der Besuch des Geowissenschaftlers Holger Rittweger, der sein mobiles Landschaftsmuseum (Molamu) mitbrachte.
Unter dem Motto „Steinzeit zum Anfassen“ begeisterte Rittweger die Schüler mit spannend aufbereiteten Fakten zu den Vorfahren der Menschen, ihrer Lebensweise und der damaligen Tierwelt. Natürlich durften die Mädchen und Jungen auch mal in die Rolle eines Steinzeitmenschen schlüpfen und im Freien mit Pfeil, Bogen und Speerschleuder den „Höhlenbären“, ein ausgelegtes Fell, erlegen.
Schon mehrmals war Rittweger an der IGS zu Besuch. Seit 2001 ist er mit seinem Molamu an Schulen unterwegs und vermittelt wissenschaftlich fundiertes Wissen zu einem Thema, das seiner Meinung nach in Schulen zu kurz komme, obwohl es zeitlich den größten Teil der Menschheitsgeschichte einnimmt. Denn die Altsteinzeit begann in Afrika vor circa 2,5 Millionen Jahren und endete etwa im Jahr 9500 vor Christus. „99,7 Prozent unserer Geschichte liegen also in der Steinzeit“, so Rittweger.
Dass die IGS sich regelmäßig in der Themenwoche mit der Steinzeit beschäftige, findet der Wissenschaftler vorbildlich. „Denn ginge man nach den heutigen Lehrplänen, wäre das Thema komplett weg“, bedauerte Rittweger.
Dabei könne man von den Steinzeitmenschen viel für die Gegenwart lernen. „Beispielsweise das Leben im Einklang mit der Natur“, erklärte Rittweger den gespannt lauschenden Kindern. Damit die Schüler einen lebhaften Eindruck von der Steinzeit bekommen, hatte der Geowissenschaftler die Naturwissenschaftsräume mit Wildschwein-Fellen, urzeitlich bemalten Stoffbahnen und informativen Schautafeln ausgestattet.
Auch die Kleidung ihrer Vorfahren probierten die Kinder an und schlüpften in verschiedene Felle. Die Schüler schminkten sich mit Rötel und Ocker, mit dem Fiedelbogen versuchten sie, ein Feuer nur durch Reibung zu entzünden.
Anhand von Schädeln und Knochen – teils Originalfunde – brachte Rittweger den Kindern die damalige Tierwelt näher. Backenzähne und Wirbelknochen des Mammuts zeigte der Wissenschaftler ebenso wie die Zähne des bis zu 800 Kilogramm schweren Höhlenbären, ein laut Rittweger besonders wehrhafter Pflanzenfresser mit langen Krallen. „Eine Backpfeife von ihm hätte wohl zum Gesichtsverlust geführt“, so Rittweger.
Dass es die Ice-Age-Filmreihe mit den wissenschaftlichen Fakten nicht so genau nimmt, lernten die Kinder auch. Denn Säbelzahntiger Diego lebte in Nordamerika, Faultier Sid in Südamerika und die Neandertaler bekanntlich in Europa – zusammen auf einem Erdteil tauchten die Akteure des Animationsfilms somit nie auf.
„Wir gehen aufrecht, wir sind clever und sehen verdammt gut aus“, beschrieb Rittweger den Homo Habibis, einen sehr stark behaarten und ausgestorbenen Vorfahren des heutigen Menschen, der vor rund zwei Millionen Jahren in Afrika lebte – dem Ursprungsort der Menschheit. „Leute, die rassistisch denken, sind also doppelt blöd, denn wird sind alle Geschwister. Jeder von uns ist ursprünglich Afrikaner“, erklärte Rittweger.
Bei den Schülern kam der Ausflug in die Steinzeit gut an. „Die Urzeitmenschen waren gar nicht so blöd und haben aus Steinen ganz tolle Werkzeuge gemacht“, fand Aygül und zeigte auf die Faustkeile. Esma und Iman gefielen der Schmuck und die Waffen. „Es war bestimmt gefährlich damals – wegen der Tiere“, so Iman. Zum Glück konnten sich die Menschen damals mit den Waffen gut schützen, waren sich die Schülerinnen einig.
Lob gab es auch für den Dozenten. „Er erklärt das alles so gut, dass man es prima versteht“, fand Luca, der sich schon immer für die Steinzeit interessiert hat. „Die Menschen damals waren sehr schlau und sind auch besser mit der Natur umgegangen“, meinte der Zehnjährige.
Die Ergebnisse der Themenwoche – auch die der anderen Jahrgänge – werden am Samstag, dem 17. Januar, von 9 bis 13 Uhr in der IGS präsentiert. Interessierte Besucher sind herzlich eingeladen. (nad)

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