Fehler dürfen gemacht werden

Jugendfeuerwehr 48 Stunden lang im Einsatz – Mit dem Boot auf den Main

BEHERZT retteten die jungen Feuerwehrleute die sechsjährige Stefanie. (Foto: Kriewitz)

Kelsterbach. Während einer Kinderturnstunde bricht im Flur der Mehrzweckhalle Nord ein Brand aus. Qualm dringt aus Türen und Fenstern. Drei Kinder befinden sich noch im Gebäude und sind verletzt. Außerdem müssen zwei Personen vom Dach geborgen werden.
Zum Glück ist das Szenario nicht echt sondern Teil der 48-Stunden-Übung der Jugendfeuerwehr. Von Freitag bis Sonntag besetzten rund 30 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren das Feuerwehrhaus, zwischendurch wurden sie immer wieder zu Übungseinsätzen gerufen. Betreut wurden sie von 15 erfahrenen Feuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen.

„Die Kinder und Jugendlichen sollen einen Einblick in das Feuerwehrleben bekommen und etwas für ihr Leben lernen“, so Jugendleiterin Nicole Wörpel. „Außerdem soll der Teamgeist gefördert werden“, fügte sie hinzu.
Die Teilnehmer der Übung hatten viele Einsätze zu bewältigen: Am Hinkelstein wurde ein Dachstuhlbrand inszeniert, den die Kinder und Jugendlichen in den Griff bekommen mussten. Mit einem Boot ging es am Abend auf den Main, um eine vermisste Person zu suchen. Auch unangenehme Aufgaben, wie beispielsweise eine Ölspur zu entfernen, mussten erledigt werden.
Den Höhepunkt bildete der simulierte Brand in der Mehrzweckhalle Nord. Wenige Minuten nachdem der Notruf in der Zentrale eingegangen war, rückten die Feuerwehrfahrzeuge an. Einsatzleiter Sven Schmitt verschaffte sich schnell einen Überblick und gab dann seine Anweisungen an die jungen Feuerwehrleute weiter. Diese rollten geschäftig Wasserschläuche aus und schlossen sie an, um sogleich mit den Löscharbeiten zu beginnen.
Mit der Drehleiter ging es auf das Dach, um Personen von dort zu retten. Einige bereiteten ihre Ausrüstung vor, um das Gebäude zu betreten, denn dort wurden drei verletzte Kinder vermutet.
„Ich habe mich am Fuß verletzt“, meinte die sechsjährige Stefanie, die eine der Vermissten spielte und sich humpelnd mit den beiden anderen Opfern Emma und Madita (beide 6 Jahre) ein Versteck suchte. Die Drei mussten nicht lange auf ihre Rettung warten. Mit Löschschlauch und Wärmebildkamera rückten die Teams vor, um sie zu bergen.
Die Betreuer waren immer zur Stelle, um – wenn nötig – Tipps zu geben. Auch ein vergessenes Funkgerät konnte bei dieser Gelegenheit schnell noch einmal ausgeliehen werden. „Bei der Übung läuft nicht alles perfekt“, berichtete Nicole Wörpel. „Sinn der Übung ist es auch, Fehler zu machen, aber dann zu sehen, wie es richtig geht“, so Wörpel.
Vor dem Eingang wurden die verletzten Kinder schon mit einer Trage empfangen. Stefanie, die wegen ihrer Verletzung am Fuß nicht mehr laufen konnte, wurde von einem jungen Feuerwehrmann aus dem bereits gelöschten Gebäude getragen. Die Betreuung der verletzten Kinder fiel noch etwas zurückhaltend aus. „Was würdet ihr euch denn wünschen, wenn ihr verletzt auf dieser Trage liegen würdet?“, fragte Einsatzleiter Sven Schmitt in die Runde, die sich um das verletzte Kind versammelt hat. „Ein wenig Händchenhalten oder gut zureden wäre nicht schlecht“, schlug er vor.
Trotz kleiner Fehler ist der Einsatzleiter mit seinem jungen Team sehr zufrieden. „Es hat gut geklappt und die Personen wurden schnell gefunden“, so Schmitt.
Trotz der brenzligen Einsätze kam der Spaß am Wochenende nicht zu kurz. Die Betreuer unternahmen mit den Kindern und Jugendlichen eine Nachtwanderung, veranstalteten eine kleine Olympiade und spielten Tischkicker.
„Die Kinder waren sehr motiviert“, freute sich Wörpel. „Wenn es nach ihnen gegangen wäre, hätten wir noch mehr Einsätze gemacht“, lachte sie. Auch nach der 48-Stunden-Übung geht es für die Jugendfeuerwehr weiter: Jeden Mittwoch um 17 Uhr sind regelmäßige Treffen im Feuerwehrhaus. (mki)

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