Digital Truck zu Gast an Karl-Treutel-Schule

Workshops für Schüler, Lehrer und Eltern zu Digitalen Medien im Unterricht

Abschlussveranstaltung im Digital Truck: Maximilian Plag (links) und Mohammed Souliman stellen die Arbeit und Ergebnisse der vergangenen Tage vor. (Foto: Koslowski)

Kelsterbach (rko). „Turtle forward ninety“, sagt einer der Schüler und folgt damit der Aufforderung von Maximilian Plag, der Roboter-Schildkröte einen Befehl zu erteilen. Programmiersprache ist englisch, die Schildkröte soll 90 Schritte vorwärts laufen. Das passierte allerdings nur exemplarisch und virtuell auf dem Bildschirm. Der Junge ist Schüler der Karl-Treutel-Schule (KTS). Plag ist Medienpädagoge beim Unternehmen Helliwood media & education des Fördervereins für Jugend und Sozialarbeit, das mit dem Digital Truck des Hessischen Kultusministeriums durch das Bundesland tourt.

Truck rollt durch 15 hessische Schulamtsbezirke 

Er gastierte mit diesem Truck, der zwei Container umfasst, sowie seinem Kollegen Mohammed Soulimani eine Woche an der Grundschule. Am vergangenen Freitag nun war die Abschlussveranstaltung. Die teilnehmenden fünf Klassen der Jahrgangsstufe drei sowie die vier Klassen der Jahrgangsstufe vier kamen der Reihe nach in den Digital Truck und stellten vor, was sie in den vergangenen Tagen gelernt haben. Mit der mobilen Digitalschule sollen die Potenziale der Nutzung von digitalen Medien beim schulischen Lernen sichtbar gemacht werden. Der Truck rollt durch die 15 hessischen Schulamtsbezirke und besucht dort jeweils zwei Schulen. Die Schulämter und die Schulträger würden nach logistischen und pädagogischen Gesichtspunkten über die Auswahl entscheiden, sagte Plag. Ein Truck bringt immerhin rund 25 Tonnen auf die Waage, der Zugang für einen Sattelaufleger muss also gewährleistet sein. 
An der KTS hat sich Lehrerin Lara Wendel um den Besuch des Digital Trucks beworben, berichteten Schulleiterin Christine Giese und ihre Stellvertreterin Sybille Schlemmer. „Wir haben festgestellt, dass die Digitalisierung eine neue Kulturtechnik ist, die man lernen muss“, sagte Gise über den Hintergrund der Bewerbung. Mit dem Digitalen Truck sollen Schüler, Eltern und Lehrer für die digitale Bildung begeistert werden, sagte Plag. Es gab also nicht nur Workshops für die Schüler, sondern auch Veranstaltungen für Lehrkräfte und Eltern. Die Lehrkräfte sollen an die Ideen anknüpfen und diese in den Unterricht integrieren.

Auch Kinder mit Förderbedarf sind dabei

Plag informierte, wo Apps zu finden sind, und gab Auskunft über ihre Preise. „Wir fahren seit Oktober 2021 durch Hessen und sehen, dass die Schulen immer mehr in die Gänge kommen“, berichtete Plag von seinen Beobachtungen. Mit was haben sich nun die Schüler beschäftigt? Sie programmierten unter anderem Schildkröten, erweckten Zeichnungen zum Leben und – „wir haben Maschinen etwas beigebracht“, informierte Plag. Die Schüler dachten sich auch Geschichten aus und schrieben digitale Bücher. „Die Kinder sind enorm begeisterungsfähig“, schilderte der Medienpädagoge seine Erfahrung. Denn die Mädchen und Jungen dürfen kreativ sein, schaffen individuelle Ergebnisse und programmieren einen eigenen Roboter. Das wichtige: Er habe noch nie erlebt, dass ein Schüler überfordert sei, sagte Plag. Alle Kinder würden bei den Workshops mitkommen, auch Kinder mit Förderbedarf. Schüler David war begeistert vom Digital Truck und den Workshops. Der „Turtle Coder“ faszinierte ihn am meisten. „Wir konnten für das Leben viel lernen und wenn man Programmierer werden will, war das sehr interessant“, stellte der Junge fest. Denn er kann sich durchaus vorstellen, nach der Schullaufbahn den Beruf des Programmierers zu ergreifen. 
Aber es gibt in Europa auch konträre Entwicklungen, so etwa wollen die Schweden die Digitalisierung des Unterrichts wieder zurückfahren und stärker zu Heften und Büchern greifen. Plag betonte, dass digitale Elemente doch nur ein Instrument des Unterrichts seien. „Man kann mithilfe der digitalen Technik und Apps lesen und rechnen lernen“, stellte er fest. Die Menschen würden sich im Zeitalter der digitalen Technik befinden – und diese Technik sei nicht mehr aufzuhalten. Schulleiterin Giese versteht die Kritik, wenn man den Kindern nur Tablets an die Hand geben würde. Es sei aber durchaus notwendig, die Kinder wohl dosiert auf das Internet und die Tablets vorzubereiten. Schlemmer sagte, dass die Schule sehr vorsichtig agiere. Es müsse ein bewusster Umgang mit den digitalen Medien nahegebracht werden, gepaart mit traditionellen Unterrichtsmethoden.

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