Azubis helfen bei der Berufswahl

Ausbildungsmesse in der IGS bietet Achtklässlern Orientierung

So wird das gemacht: Katja Behr, Pflegedienstleiterin im Haus Weingarten, erklärte den Schülern, wie und womit im Pflegeheim gearbeitet wird. Bei Celine Hohenadel maß sie den Blutzucker. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Wie viel verdient man in den ersten Lehrjahren? Welchen Schulabschluss braucht man für den Beruf? Fragen stellen, Bewerbungsunterlagen prüfen lassen und Kontakte zu den ausbildenden Betrieben knüpfen – das alles konnten die Schüler der 8. Klassen der IGS beim Projekttag zur Berufsorientierung tun. Seit 2008 organisiert die Gesamtschule zusammen mit mehreren Unternehmen diese kleine Ausbildungsmesse für den 8. Jahrgang, denn dann beginnt für die Schüler schwerpunktmäßig die Berufsorientierung. Am Ende des Schuljahrs steht schließlich das erste Betriebspraktikum an.

Elektroniker, Altenpflegefachkraft, Mechaniker, Chemielaborant oder Verwaltungsfachkraft – die Informationen zu den Berufen gab es aus erster Hand. Denn unter dem Motto „Azubis stellen ihre Berufe vor“ erzählten rund 40 Auszubildende der 20 teilnehmenden Unternehmen aus ihrem Arbeitsleben und beantworteten geduldig Fragen zu ihrer Berufswahl und den Arbeitszeiten. An Messeständen verteilten die Unternehmen Infomappen, standen für Fragen bereit und gaben den Schülern gute Ratschläge auf den Weg.
Jeder Schüler hatte sich im Vorfeld aus den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung, Technik und Soziales je einen Betrieb ausgesucht. Mit den Azubis führten die Jugendlichen dann in kleinen Gruppen in den Klassenräumen knapp 40-minütige intensive Gespräche. „Die Kommunikation zwischen den Azubis und Schülern ist sehr gut“, erklärte Ilona Rübsamen. Durch die individuelle Ansprache der Gleichaltrigen sei die Aufmerksamkeit der Schüler gleich ganz anders, so die Stufenleiterin.
Neben großen Konzernen, wie die Deutsche Bahn, Opel und Fraport, waren auch kleinere Betriebe dabei, darunter Hörmann Automotive aus Gustavsburg, der Garten- und Landschaftsbaubetrieb Immo Herbst und verschiedene Krankenkassen. Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Agentur für Arbeit waren mit einem Stand vertreten. Die Kelsterbacher Stadtverwaltung sowie die Kindertagesstätten warben ebenfalls um Azubis. Die Idee der Messe sei es, dass die Schüler mit den Betrieben ins Gespräch kämen, betonte Rübsamen.
„Es ist wichtig, dass ihr gut Englisch könnt. Denn am Flughafen kommt es vor, dass ihr an einem Tag mehr Englisch als Deutsch redet“, erklärte Nina May von Heinemann Duty Free den Schülern an ihrem Stand. Wie man Kunden richtig berät, sei Teil der dreijährigen Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann beziehungsweise zur Einzelhandelskauffrau. Wichtig sei ein gepflegtes und vor allem freundliches Auftreten. „Man muss auch Ahnung von unserem Sortiment haben, wenn man eine Creme für 800 Euro oder einen Cognac für 2600 Euro verkaufen möchte“, betonte die Ausbilderin.
Dass viele Schüler in den 8. Klassen „noch nicht so weit seien“, räumte Nina May ein. Man müsse selbstsicher auftreten und dürfe keine Scheu haben. Während eines Praktikums können die Schüler jedoch schon früh rausfinden, ob der Beruf sie anspreche oder nicht.
Medizinisches Wissen und eine hohe Belastbarkeit setzt die Arbeit als Altenpflegefachkraft voraus. Über ihren Arbeitsalltag berichteten die Azubis Franziska Schmidt und Jennifer Tobisch sowie Pflegedienstleiterin Katja Behr und Yvonne Koslik, Einrichtungsleiterin von Haus Weingarten. Mindestens ein qualifizierter Hauptschulabschluss ist für die Berufsausbildung nötig, im dritten Lehrjahr gibt es rund 740 Euro netto für die Azubis.
Grundkenntnisse in Biologie und Mathematik sind von Vorteil, auch auf Deutsch wird wert gelegt. „Aber ganz wichtig ist soziale Kompetenz und Empathie“, betonte Koslik.
Gebannt lauschten die Schüler den Berichten der beiden Auszubildenden über ihren Arbeitstag, der zur Frühschicht um 6.30 Uhr beginnt. „Die Bewohner vertrauen uns und man lernt sich gut kennen“, erzählte Jennifer Tobisch. Zwar sei die Arbeit mit Schichtbetrieb schwer, aber das Gute überwiege.
Traurig sei sie allerdings gewesen, als eine Bewohnerin gestorben sei. „Das lässt einen nicht kalt, aber wir haben die Möglichkeit, darüber zu sprechen“, so Tobisch.
„Man kann mit Menschen arbeiten und ihnen helfen“, erklärte Franziska Schmidt ihre Motivation. Sie habe zuerst eine Ausbildung als Lackiererin abgeschlossen. Zu ihrem jetzigen Beruf sei sie gekommen, nachdem sie einer Freundin bei der Pflege der Oma geholfen habe.
„Ich könnte mir vorstellen, das später mal zu machen“, erklärte Niklas Lowski. Auch Victoria Kolenda gefiel der Beruf. „Es ist schön, mit älteren Menschen zusammenzuarbeiten und ihnen zu helfen“, so die IGS-Schülerin. (nad)

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