Alle Schüler sitzen in einem Boot

Aktionstag der Grundschulen für ein gerechtes inklusives Bildungssystem

KLEINE KÜNSTLER: Am Mainufer präsentierten die Grundschüler ihre selbstgebastelten Püppchen. (Foto: Georgi)

Kelsterbach. Warum ist das Wort „behindert“ eigentlich ein Schimpfwort? Und wer ist wodurch behindert? Kann man sogar behindert sein, wenn man eine Brille trägt oder ein Schulbuch vergisst? – Mit diesen Fragen befassten sich die Karl-Treutel- und die Bürgermeister-Hardt-Schüler und stellten fest, dass jeder Mensch unterschiedliche Hilfestellungen braucht und unterschiedliche Bedürfnisse hat, um Wissen für sich zu erlangen.

Aber ist dafür auch ausreichend Personal vorhanden? Die Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte der beiden Grundschulen sind beunruhigt über die bildungspolitischen Maßnahmen zur Inklusion. Zwar sieht eine im März 2009 in Kraft getretene UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit einer Behinderung gemeinsamen Unterricht in Schulen vor, doch gleichzeitig haben sich die Bedingungen hierfür verschlechtert. Die Klassenobergrenze von zwanzig Schülern wurde aufgehoben und die Ressourcen gekürzt.
Die Grundschulen möchten auch weiterhin Schule für alle Kelsterbacher Kinder sein, deshalb luden sie zum Aktionstag „Inklusion ja, aber richtig. Wir nehmen alle mit ins Boot“ ans Mainufer ein.
Die Schüler hatten im Vorfeld in den Klassen individuelle Püppchen gebastelt. Der Fantasie bei der Gestaltung des Äußeren waren keine Grenzen gesetzt. So gab es Figuren mit dunklen oder blonden Wuschelhaaren, mit bunten Stirnbändern oder vielen kleinen Zöpfen. Zu der Aktion brachten die Schüler ihre selbstgebastelten Püppchen mit, die zusammen ein fröhliches Bild abgaben. Jede Figur war unterschiedlich, aber alle gehörten zusammen.
Die Kinder trugen ihre Püppchen klassenweise zu einem Kanu und platzierten sie dort. Die Konrektorin der Karl-Treutel-Schule, Sybille Schlemmer, dankte dem Vorsitzenden der Paddlergilde, Uwe Klettenheimer, für das Bereitstellen des Bootes. „Diese sinnvolle Aktion unterstützen wir gerne“, so Klettenheimer, der sich aber auch darüber freute, das erst eine Woche alte Boot bei der Aktion vorstellen zu können.
„Wir wollen unsere Wertschätzung von Vielfalt zum Ausdruck bringen und unsere gemeinsame Verantwortung und Zusammenarbeit auf dem Weg zu einer inklusiven Bildung verdeutlichen, indem wir mit den Schülern der Karl-Treutel- und der Bürgermeister-Hardt-Schule diesen Aktionstag gestalten und ein Bild der Vielfalt zeigen. Wir verstehen uns als Schulen für alle Kinder Kelsterbachs“, so das Statement der Grundschulen.
Auch Erster Stadtrat Kurt Linnert kam zum Aktionstag und sah sich die Figuren der Schüler an. Er sparte nicht mit Kritik am Kultusministerium, das zwar inklusiven Unterricht vorschreibe, aber gleichzeitig die Bedingungen hierfür verschlechterte.
Bevor es in den Unterricht zurückging, sangen alle Kinder gemeinsam das Lied „Unsere Schule hat keine Segel“ und wedelten dabei mit selbstgebastelten Fähnchen. (geo)

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