Alle lernen hier gemeinsam

Teachers on the Road bieten erste Deutschkurse für Flüchtlinge an

DIE SCHULBANK müssen die Flüchtlinge drücken, um Deutsch zu lernen.(Foto: Schlempp-Kasimir)

Kelsterbach. „Guten Morgen!“, „Wie heißen Sie?“, „Wie bitte?“ – groß und deutlich stehen die Vokabeln an der Tafel. In der Alten Schule im Unterdorf, in der sich viele Vereinsräume befinden, wird wieder die Schulbank gedrückt. Hier bringen Lehrer des Projekts „Teachers on the Road“ Flüchtlingen Grundkenntnisse der deutschen Sprache bei, um diesen die Integration und anstehende Behördengänge zu erleichtern.

In der Montagsklasse von Brigitte Lamberty sind 13 Erwachsene. Als ehemalige IGS-Lehrerin weiß Lamberty genau, wie man Sprache vermitteln muss. Unterstützt wird sie dabei von Ronja Sannwald, deren Mutter Anne Sannwald und Klaus Dürr. Die 20-jährige Ronja ist selbst noch Schülerin. Weil sie helfen möchte, opfert sie gern ein wenig Freizeit.

In der ersten Stunde wird viel Organisatorisches erledigt. Auch der Bildungsstand der Flüchtlinge ist extrem verschieden. Während der Syrer Hassan Samir Abitur hat und vier Sprachen spricht, haben andere nur wenige Jahre oder gar keine Schulbildung genießen können. In dem Kurs treffen auch unterschiedliche Charaktere aufeinander. Manche sind hochmotiviert, andere noch verunsichert.
„Das wichtigste ist, dass sie überhaupt hier sind, das ist schon mal was“, meint Lamberty zuversichtlich, sie geht mit viel Erfahrung an das Projekt. Eine Herausforderung sei der Umgang mit Schülern, die nur Arabisch sprechen. „Hier sind viele arabischsprachig und damit nicht lateinisch alphabetisiert, das ist etwas schwierig“, analysierte die ehemalige Gesamtschullehrerin die Situation. Hilfe erhält sie von Lara Sabbagh. Die 20-jährige Jura-Studentin hat syrische Wurzeln und spricht Arabisch. Sie ist als Vermittlerin eine große Hilfe.
In der ersten Unterrichtsstunde wird eine Lektion durchgearbeitet. Geübt werden Grußformeln wie „Guten Tag“, „Gute Nacht“ und „Auf Wiedersehen“. Nach zwei Stunden können die Schüler sich und die anderen schon auf Deutsch vorstellen.
Um allen Schülern gerecht zu werden, kombiniert Lamberty Frontal- und Gruppenunterricht. So fühle sich keiner vorgeführt und die Gruppe lerne gemeinsam. Die Flüchtlinge helfen sich gegenseitig und korrigieren auch einander.
Während einer Pause wird gemeinsam Kaffee getrunken und sich ausgetauscht. Auch der Koordinator des Projekts, Erster Stadtrat Kurt Linnert, schaut kurz vorbei und wird herzlich von den Flüchtlingen begrüßt.
In der nächsten Zeit beginnen noch weitere Kurse, die in der Regel zweimal wöchentlich jeweils für zwei Stunden stattfinden. Weitere Helfer sind willkommen. Sie werden gebeten, sich im Büro des Ersten Stadtrats zu melden. (lsk)

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