340 Senioren entern die Nautilus

Schiff ahoi! Beliebte Ausflugsreise der Stadt führte diesmal nach Steinheim

RÜCKKEHR ins Untermainstädtchen: Von der Flussseite betrachtet bot auch die Heimat eine Traumkulisse. (Foto: Postl)

Kelsterbach (pos). „Kelsterbach ahoi!“, hieß es morgens, als die Nautilus mit 340 Senioren ablegte, um flussaufwärts nach Steinheim zu schippern.

„Wir sind voll ausgebucht, hatten sogar noch eine Warteliste und bisher sind auch alle gekommen“, bilanzierte die Chef-Organisatorin Heike Mertens kurz vorm Ablegen. Da das Wetter angenehm war, längst nicht so heiß wie angekündigt, gab es wohl keinen Rückzieher von der einmal gefassten Absicht, wieder an dieser Traditionsveranstaltung für Senioren der Stadt teilzunehmen. Beim Entern der Nautilus fing es zwar zu tröpfeln an, aber mit fortlaufender Fahrt wurde das Wetter immer besser. Ausgewählt hatte das Ausflugsziel Steinheim wieder Heike Mertens vom Kulturbüro der Stadt. „Ich bin auf diese kleine, romantische Altstadt aufmerksam gemacht worden, habe sie mir angesehen und war gleich angetan“, so Mertens. Die zu klärende Frage war nur: Gibt es dort einen Anlegesteg für die Primuslinie? „Ich habe nachgefragt und da es einen Steg gab, haben wir diese Tour so geplant“, erklärte Mertens.

Ausgangspunkt der Hessischen Apfelweinstraße

Sachkundige wissen, dass Steinheim aus einer römischen Siedlung am Fernweg von Darmstadt in die Wetterau entstand, denn dort führte eine Pfahlbrücke über den Main. Diese strategische Lage nutzten später die Herren von Eppstein, die eine bereits vorhanden kleine Burg mächtig ausbauten. Heute zeugen noch das Schloss, das Obertor und vor allem der Bergfried des Steinheimer Schlosses von der „Verwaltung“ der Gebietsansprüche. Bekannt ist Steinheim als Station der Deutschen Fachwerkstraße sowie Ausgangspunkt der Hessischen Apfelweinstraße, freilich mit den entsprechenden Feiern. Mit an Bord der Nautilus, zumindest auf der Hinfahrt, waren Stadtverordnetenvorsteherin Helga Oehne und Kelsterbachs Bürgermeister Manfred Ockel. „Wir freuen uns, dass sie alle unsere Einladung so zahlreich angenommen haben und wünschen Ihnen einen kurzweiligen Tag bei bester Stimmung, für die wieder unser lieber Musikus Rolf Best sorgt“, meinte der Bürgermeister und ging dann mit der Stadtverordnetenvorsteherin von Tisch zu Tisch, um alle Gäste persönlich zu begrüßen.
Schnell entschwand das Panorama der Perle vom Untermain aus dem Blickfeld, dafür säumten bald die Industrieanlagen des Industrieparks Hoechst auf der einen sowie das Höchster Schloss auf der anderen Seite das Ufer des Mains. „Ja, man kann in einer so dicht besiedelten Region nicht alles haben. Mal stinkt es nach Chemie, aber die Altstadt mit dem Schloss von Höchst ist auch schön, wobei Kelsterbach am schönsten ist“, meinte Bernhard Fischer.

„Von hier sieht das alles viel schöner aus, man hört kaum Straßenlärm und alles ist so stressfrei“

Bald erreichte man die Schleuse Griesheim, danach schwebte auch schon das Panorama von Mainhattan an beiden Seiten vorbei. Von den Ufern winkten freundliche Menschen, die gerade ihre Mittagspause dort verbrachten, die Senioren winkten zurück. „Von hier sieht das alles viel schöner aus, man hört kaum Straßenlärm und alles ist so stressfrei“, freuten sich Hiltraud und Herbert Wöber, die seit Jahren begeisterte Stammgäste der Seniorenschifffahrt sind. Vorbei an Offenbach mit dem ganz in Rot gehaltenen „Isenburger Schloss“ ging es mainaufwärts und nach der dritten Schleuse war man endlich am Anlegesteg in Steinheim. Gut, dass das Organisationsteam auf jeden Tisch einen Stadtplan mit entsprechenden Hinweisen zur Einkehr gelegt hatte. Um die markierten Stellen zu erreichen, bedurfte es allerdings eines guten Navigationsgespürs, denn Straßennamen waren nicht eingetragen. So kam es, dass sich die meisten Ausflügler auf die in fünf oder zehn Gehminuten entfernten beiden Lokale konzentrierten, mit der Folge, dass nur die ersten Platz fanden.

„Unser Städtchen ist doch das Schönste“

Wer es zum Café Huttenhof geschafft hatte, der konnte sich glücklich schätzen. Eine wunderbar ruhige Gartenatmosphäre, dazu leckere Torten und Kuchen in Übergröße. Auf dem Rückweg zum Schiff konnte man durch die schönen Altstadtgassen schlendern, vorbei an der berühmten Apfelweingasstätte, die sich gar als „ständige Residenz des 64. Bundesäppelwoikönigspaares, Luciea I. und Klaus III.“ bezeichnen darf. Eine lukullische Entdeckung hatte Rainer Rotthoff gemacht. „Ich habe Handkäs’ bestellt und den mit Apfel bekommen, das hatte ich so noch nicht gekannt, aber es hat ganz lecker geschmeckt“, so Rotthoff. Der Aufenthalt wurde allgemein als ein wenig zu kurz bezeichnet. „Eine halbe Stunde länger wäre ideal gewesen, da hätte ich mein Bier in Ruhe trinken können“, meinte ein etwas gestresster Senior, der gerade noch das Schiff erreichte. Anton Horneck, der auch die Landschaft während der Fahrt aufmerksam beobachtete, hätte sich zu ein paar Sehenswürdigkeiten entsprechende Infos gewünscht. „Ich habe so viel schöne Sachen, wie das Schloss bei Hanau gesehen, weiß aber nicht genau, was es war, da hätte doch jemand mal etwas sagen können“, so Horneck. Insgesamt zeigten sich die meisten Teilnehmer jedoch damit zufrieden, dass die Stadt Kelsterbach überhaupt noch so etwas für „ihre“ Senioren anbietet. Im Abendlicht erreichte die Nautilus, die von Kapitän Eugen Kratz und den Steuermänner Ilija und Dennis sicher durch alle Schleusen gesteuert wurde, wieder Kelsterbach. „Unser Städtchen ist doch das Schönste“, meinte viele, die vom Oberdeck das Panorama mit der Herz-Jesu-Kirche und der Kelsterbar mit den vielen Gästen fotografierten.

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