Wünsche für Mörfelden-Walldorf 2030

Bürger bringen bei Mitmachaktion Ideen für die Stadtentwicklung ein

Mehr Carsharing wünscht sich Annel Lindner – hier im Gespräch mit Bürgermeister Thomas Winkler –, da so der Verkehr in der Stadt reduziert werden könnte. (Foto: Grünheid)

Mörfelden-Walldorf (ud). Bürgerbeteiligung wird auch in Corona-Zeiten nicht vernachlässigt, auch nicht bei einem so wichtigen Thema wie der Stadtplanung. Aus diesem Grund hatte die Verwaltung zu einer Mitmachaktion auf dem Dalles in Mörfelden eingeladen, um von den Bürgern zu erfahren, wie sich die Doppelstadt bis zum Jahr 2030 entwickeln soll. Ziel dieser Aktion ist es, zusammen mit den Bürgern ein ganzheitliches Stadtentwicklungskonzept zu entwickeln.

Zwar herrschte am Samstagmorgen dichter Nebel über der Stadt, aber dieser zeigte sich insoweit gnädig, dass er keinen Regen im Gepäck hatte. Denn bei Regen wäre die Veranstaltung ins Wasser gefallen. So aber war Claudia Schlegel vom Stadtplanungsamt eifrig damit beschäftigt, kleine Kärtchen mit Punkten zu verteilen. Mit diesen sollten die Bürger auf mehreren Stellwänden zu den Themen Wohnen, Mobilität, Leben, Natur und Miteinander ihre Einstellungen zu teils provokanten Thesen kundtun.

Lebendige Fußgängerzonen für die Stadt

So etwa fand die These „In Zukunft werden in Mörfelden-Walldorf nur noch klimaneutrale Gebäude gebaut“ große Zustimmung. Fast alle Punkte konzentrierten sich auf die Bewertungsmöglichkeiten positiv und eher positiv. Ähnlich auch die Reaktionen auf den Vorschlag „Bahnhofstraße und Langgasse werden zu lebendigen Fußgängerzonen“. Auch die Vision „Wir wachsen zusammen – es gibt in Zukunft keine Konkurrenz zwischen Mörfelden und Walldorf“ fand überwiegend positiven Anklang. Nicht so jedoch bei einer Bürgerin, die einen Aufkleber an einer Stellwand für Anregungen und Kritik anbrachte. Auf dem stand in großen Druckbuchstaben nur ein Wort: Moxit. Dahinter steckt – in Anlehnung an den Brexit – die verwegene Idee, Mörfelden und Walldorf wieder in zwei separate Kommunen zu trennen. Ihre Begründung: Mörfelden werde aufgrund dieses Zusammenschlusses ständig benachteiligt.
Besonders wichtig war den Bürgern das Thema Natur. So etwa äußerte Katja Scherer, ihr sei es besonders wichtig, die Grünflächen um die Stadt zu erhalten. Die Wiesen zwischen Mörfelden und Walldorf dürfen ihrer Ansicht nach nicht zugebaut werden. Dafür würde sie eher in Kauf nehmen, dass die Bebauung innerhalb der beiden Stadtteile verdichtet werde.
Annel Lindner begrüßte ausdrücklich große Fußgängerzonen und sprach sich für das Carsharing aus. Wenn sich mehrere Menschen ein Auto teilten, würde das für weniger Verkehr in den Straßen sorgen. Bernd Pirner sieht diese Aktion der Stadt grundsätzlich positiv, weil die Bürgerbeteiligung für eine größere Akzeptanz sorge. Dabei sind ihm vor allem die Themen Natur und Leben wichtig. Elementar sei, dass die Ergebnisse dieser Aktion im Anschluss auch ernst genommen werden.

„Die Leute wollen vor allem Grün“

Viele Bürger waren vom nahen Wochenmarkt auf den Dalles gekommen, parkten ihre Einkäufe an der Bank, welche die städtischen Mitarbeiter belegt hatten, um ihre Punkte zu verteilen. Auch ein paar Kinder mischten sich darunter und freuten sich, dass auch sie Punkte verteilen durften. „So können wir auch mal mitreden“, hieß es. Manche nutzten auch die Gelegenheit, um Probleme in der Stadt mit Bürgermeister Thomas Winkler (Grüne) und Erstem Stadtrat Karsten Groß (CDU) zu erörtern. Winkler sieht die Aktion als erfolgreich an und fasste zusammen: „Die Leute wollen vor allem Grün.“ Einzig das Wetter hätte besser sein können, meinte der Rathauschef.
Karsten Groß erläuterte einer Gruppe von Bürgern den Grund einiger Probleme in Mörfelden: Es fehle an Bebauungsplänen. Damit kam er auch auf die Frage zu sprechen, welche die DKP in direkter Nachbarschaft plakatiert hatte: „Was hat die Stadt mit dem Dalles vor?“ Zugleich sammelte die DKP/LL Unterschriften für ein Bürgerbegehren, um den „Ausverkauf städtischen Eigentums“ zu stoppen. Groß erläuterte daraufhin das Grundstücksgeschäft erneut: Die Stadt kauft von der BG Ried die Kleinmarkthalle am Dalles und verkauft dieser im Gegenzug ein Grundstück an der Parkstraße. Dadurch würden 24 Sozialwohnungen, die demnächst aus der Sozialbindung fallen, für weitere zehn bis 15 Jahre gesichert. Mit diesem Geschäft wäre auch die Grundlage für einen Bebauungsplan am Dalles gelegt.

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