Weiße Tauben für den Jubilar

Pfarrer Paul Nieder feiert 70. Geburtstag – Ruhestand erst in fünf Jahren geplant

70 weisse Friedenstauben durfte Pfarrer Paul Nieder aufsteigen lassen. Mit rund 200 Gästen feierte der Pfarrer am Ostermontag seinen 70. Geburtstag nach. (Foto: Dormehl)

Mörfelden-Walldorf. Mit einem breiten Lächeln schlenderte Pfarrer Paul Nieder über das Kirchengelände. Doch weit kam er nicht. Unzählige Hände wurden ihm auf seinem Weg gereicht. Der Grund dafür war sein 70. Geburtstag. Der war zwar schon am 2. April, fiel aber mitten in die Fastenzeit. Deshalb wurde die große Feier auf den Ostermontag verschoben. Doch bevor die Fete steigen konnte, musste der katholische Pfarrer erst einmal arbeiten.

Die katholische Kirche in Walldorf platzte aus allen Nähten. Kein Sitzplatz war mehr frei und selbst Stehplätze waren Mangelware. Keiner wollte sich diese sehr persönliche Messe entgehen lassen. Neben seinen „Walldorfer Schäfchen“ besuchten auch viele Freunde und Verwandte des Geistlichen den Gottesdienst. Darunter auch sein langjähriger Freund Don Santiago del Cura Elena aus Burgos, der den Jubilar mit seinem Besuch überraschte.
Im Anschluss an den Gottesdienst staunte Nieder nicht schlecht: Vier weiße Kästen warteten auf ihn hinter der Kirche. Sie enthielten – passend zu Nieders runden Geburtstag – 70 weiße Friedenstauben. Beim Freilassen der ersten Taube sagte der Pfarrer: „Ich wünsche mir eine glückliche Gemeinde.“ Die hatte ihm auch dieses Geschenk gemacht. Anschließend ließ Nieder auch die restlichen 69 Tauben frei. Zur Freude der vielen Zuschauer sammelten sich die Vögel in der Luft und drehten noch einige Runden über der Kirche. Dann machten sie sich auf den Heimweg nach Heusenstamm.
Nach diesem Spektakel fanden sich rund 200 Gäste bei Brezeln und Wein im Gemeindehaus Arche ein – darunter auch Bürgermeister Heinz-Peter Becker sowie Pfarrer Josef Pasala aus der Nachbargemeinde Mörfelden.
Eine kleine Showeinlage hatte sich Gemeindereferentin Isabell Bienias zusammen mit anderen engagierten Mitgliedern der Pfarrei für den Jubilar ausgedacht. Unter dem Motto „Walldorf sucht den Superstar“ musste sich Pfarrer Paul Nieder zehn Aufgaben stellen. So wurde Nieder von den evangelischen Pfarrern Jochen Mühl, Thomas Stelzer und Esther Häcker einem Eignungstest unterzogen, ob er denn Ökumene-Beauftragter des Papstes werden kann. Dafür wurde Nieder mit Kirchentag-Accessoires ausgestattet und musste das Kirchentag-Lied „Herr, deine Liebe“ vorsingen.
Auch wurde Pfarrer Nieder mit dem „größten Fehler“ seines Lebens konfrontiert. Die Kommunionkinder hatten dafür drei verdeckte Kuchentabletts mitgebracht. Eines nach dem anderen wurde gelüftete: eine Fleischwurst, Käse und Frikadellen. Als Hinweis riefen die Kinder „Wir haben Hunger!“ Da fiel Pfarrer Nieder die Lösung ein: „Ich hatte bei einer Fahrt mit den Kommunionkindern nach Mainz die Aufgabe, Frikadellen mitzunehmen. Nun ja, wir waren in Mainz und die Frikadellen lagen noch zuhause im Kühlschrank.“
Am Ende durfte sich der Jubilar über ein großes Gefäß voller Schokoladen-Münzen freuen. Allerdings gab es für Nieder an diesem Tag nur wenige Geschenke. Der Pfarrer bat nämlich nur um Spenden zu Gunsten der bevorstehenden Anschaffung neuer Gesangbücher und Orgelbücher für die Christkönigskirche.
Am Rande der Feierlichkeit kam die Frage auf: Geht ein Pfarrer nicht auch mal in den Ruhestand? Schließlich ist Pfarrer Nieder schon im Rentenalter. Er beantwortete die Frage mit einem „Ja“. Noch fünf Jahre möchte Pfarrer Paul Nieder die Pfarrei in Walldorf leiten. „Danach kommt ja keiner mehr“, gab er als Grund an.
Trotz seines hohen Alters versprüht er so viel Energie und Freude, so dass er nach wie vor als Seelsorger für seine Gemeinde da sein will und kann. (ine)

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