Objekte aus Holz, Stahl und Plastik

21. Skulpturenpark eröffnet – Das Publikum auf künstlerischer Entdeckungsreise

VERSCHACHTELT und dennoch aus einem Stück: Das Objekt „Selbstbehauptung“ von Paul Hirsch. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf (ula). Einmal im Jahr verwandelt sich der Bürgerhauspark für rund fünf Wochen in eine Melangerie bizarrer Objekte: den Skulpturenpark. Zum 21. Mal wurde am Sonntag die Open-Air-Galerie zeitgenössischer Objektkunst eröffnet. Rund 350 Besucher aus dem südhessischen Raum kamen zur Eröffnung des facettenreichen Skulpturengartens. 

Im kleinen Park neben dem Bürgerhaus, der wegen der anhaltenden Trockenheit momentan nur verdorrte Wiese zu bieten hat, schmeichelt moderne Objekt- und Bildhauerkunst dem Auge. Riesige Stahlmonumente, knallbunte Arrangements aus Plastikreifen, Kristalle aus Holz, eine lackschwarze Installation aus Videobändern. Das Publikum ging am Sonntag auf Entdeckungsreise, fachsimpelte, zückte Handys für Fotoaufnahmen, genoss die Anwesenheit der „Schöpfer“ des virtuos verzauberten Gartens.
Elf Künstler zeigen ihre Arbeiten bis zum Sonntag, 2. September. An diesen Termin koppelt sich dann gleichzeitig eine große Überraschung: Bei der Finissage werden die besten Objekte aus Sicht der Jury, aber auch des Publikums prämiert.
„Phantastisch, wie der Skulpturenpark seit seinen Anfängen auch qualitativ gewachsen ist“, kommentierte ein treuer Besucher den diesjährigen Kunstgenuss. Unter 47 Bewerbern für die Open-Air-Galerie musste die Jury ein Dutzend auswählen, „das war schwierig“, so Barbara von Stechow. Seit den Anfängen des Skulpturenparks ist die Galeristin neben Otto Schaffner (Kommunale Galerie) mitverantwortlich für die Auswahl der Künstler – der Galerienverband Hessen und Rheinland-Pfalz ist Mitveranstalter des kommunalen Kreativstreichs. 
„Ohne Otto Schaffner wäre der Skulpturenpark nicht, was er ist: Sie sind die Seele des Skulpturenparks“, dankte von Stechow dem tüchtigen Mitstreiter, der wie stets ein bescheidenes Plätzchen in den hinteren Besucherreihen einnahm.
„Ursprünglich wollten wir mit dieser Veranstaltung gerade jungen Künstlern eine Bühne bieten“, sagte Schaffner, denn sich in der Kunstszene zu etablieren sei ein hartes Brot. Sah man im Vorjahr ausschließlich Arbeiten dieser jungen, wilden Objektkünstler und Bildhauer, klafft die Altersschere diesmal weit auseinander.
Die Jugend ist bei den Ausstellern in der Unterzahl. „47 Jahre liegen zwischen dem Jüngsten und dem Ältesten“, so Bürgermeister Heinz-Peter Becker. Ein Umstand, der der Qualität der Bewerbungen geschuldet ist.
Das Spektrum der Exponate ist facettenreich. Abstraktes neben Figürlichem, klassische Werkstoffe wie Holz und Stahl neben „kunstfernen Stoffen“, vom Hula-Hoop-Reifen bis zum Videoband. Zwei Aussteller hatten kurzfristig zurückgezogen, ein neuer kam hinzu: Lothar Steckenreiters Holzbüste auf Plastiktüte löste Spekulationen aus, könnte gar die aktuelle Flüchtlingssituation künstlerisch aufgreifen. 
Barbara von Stechow machte allen Laien Mut, nicht nach vorgefertigten Bedeutungen zu fragen, sondern den eigenen Interpretationen zur ausgestellten Kunst Raum zu geben.
Eine Aufforderung, der man nachkam. „Mich interessiert zum einen die handwerkliche Technik“, so Horst-Oliver Buchholz, der aus Hanau bis nach Mörfelden reiste, „zum zweiten der ästhetische Reiz und das freie Assoziieren.“ 
„Ich finde toll, wie aus Abfall Kunst entstehen kann“, meinte eine Walldorferin. Bemerkenswert sei auch, die Wechselwirkung des Skulpturengartens mit seinen Besuchern. „Ich komme gerne noch nach dem Schwimmtraining abends für einen Spaziergang hierher“, sagte Hartwig Keller, dann sehe man junge Leute auf den Parkbänken sitzen. Die Augen auf die Ausstellungsstücke gerichtet, statt auf das Display des Smartphones.
Nicht alles ist eine Erfolgsgeschichte. Um die Zukunft des Skulpturenparks finanziell zu gewährleisten, gründete sich schon vor Jahren ein Förderverein, der auch diesmal um Mitstreiter warb. Bislang zählt der Verein nur zehn Mitglieder. Immerhin: Der Skulpturenpark hängt am Finanztropf des Kultursommers Südhessen (KUSS), auch die Riedwerke sponsern die Freiluftausstellung, die jedermann jederzeit ohne Eintritt besuchen kann. 

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