Nichts Neues zu tödlichen Schüssen

Staatsanwaltschaft hält sich bedeckt – Anwohner fühlen sich unsicher

EINE UMFANGREICHE SPURENSICHERUNG lief nach den Schüssen am Bürgerhaus. Zu welchen Ergebnissen die Ermittlungen bisher führten, kommentiert die Staatsanwaltschaft Darmstadt derzeit nicht. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Über die Hintergründe der tödlichen Schüsse am Bürgerhaus gibt es keine neuen Informationen. Auf Nachfrage verweist die Staatsanwaltschaft Darmstadt auf die laufenden Ermittlungen gegen drei Polizeibeamte und erklärt, sich aus ermittlungstaktischen Gründen zurückzuhalten. Es könnten noch einige Monate vergehen, bis die Ermittlungen abgeschlossen seien, sagte Staatsanwältin Barbara Homm gegenüber dem Freitags-Anzeiger.

In der Nacht zum Samstag, 28. Oktober, waren wie berichtet fünf Polizeibeamte am Bürgerhaus im Einsatz, nachdem sie aufgrund einer Auseinandersetzung zwischen zwei Männern alarmiert wurden. Bei der versuchten Festnahme eines bewaffneten Tatverdächtigen feuerten drei Beamte auf den Mann. Von 25 abgegebenen Schüssen trafen den 19-Jährigen acht Kugeln, darunter war ein tödlicher Treffer in den Oberkörper.
Bislang verweigern die drei Polizisten eine Aussage zu den Vorgängen. Ihre zwei Kollegen sind mittlerweile von der Staatsanwaltschaft vernommen worden, Details zu den Befragungen sollen aber nicht öffentlich gemacht werden. Man hoffe, dass noch weitere Zeugen Angaben zu den Ereignissen machen können, so die Staatsanwältin. Diese Zeugen wolle man nicht mit den Aussagen der Beamten beeinflussen.
Unterdessen laufen die weiteren Ermittlungen, wozu etwa ballistische Untersuchungen und die Rekonstruktion der Abläufe gehören. Am Bürgerhaus fand dazu nach den Schüssen eine umfangreiche Spurensicherung statt.
Wie aufwendig die Ermittlungen ablaufen, zeigte sich in der letzten Woche. Am Donnerstag kreiste gegen 14 Uhr ein Polizeihubschrauber über Mörfelden. Wie eine Nachfrage beim Polizeipräsidium Südhessen ergab, sind dabei Luftaufnahmen angefertigt worden. Anhand der Bilder will man das Geschehen nun besser rekonstruieren können.
Aus unmittelbarer Nähe erlebte Robert Galbicska den Polizeieinsatz. Der Anwohner hörte Schreie und Hilferufe aus Richtung der Ringstraße und wollte eigentlich gerade ins Bett gehen. Kurz darauf schreckten ihn mehrere laute Geräusche auf, bei denen es sich offenbar um Warnschüsse handelte. Vorsichtig blickte er aus dem Fenster und konnte die versuchte Festnahme beobachten.
Der Tatverdächtige sei mit einem langen Messer bewaffnet gewesen und habe nicht auf die Polizei reagiert. Dabei habe er gewirkt, als stehe er neben sich und sei nicht zu beruhigen gewesen. „Die Polizei hat korrekt gehandelt“, meint Galbicska. Nach den Schüssen seien Rettungswagen und Notarzt schnell vor Ort gewesen, und man habe alles unternommen, um den 19-Jährigen zu retten.
Bevor es zu dem Festnahmeversuch kam, hatte der Tatverdächtige einen ihm unbekannten Mann angegriffen. Dieser befindet sich noch immer im Krankenhaus, ist aber auf dem Wege der Besserung, so Staatsanwältin Homm. Bei dem Messerangriff sei ein Organ verletzt worden, weshalb der 24-Jährige nach einer Operation zuerst noch auf der Intensivstation gelegen habe.
Der Angriff sei völlig überraschend gekommen, sagte Galbicska. Er kennt das Opfer und berichtet von schweren Schnittverletzungen an beiden Händen. Vor dem Zwischenfall sei er mit der Bahn von der Arbeit gekommen und auf dem Weg nach Hause gewesen. Der 24-Jährige sei noch immer geschockt und müsse die Tat langsam verarbeiten.
Rund um das Bürgerhaus fühlten sich viele Anwohner unsicher, sagte Robert Galbicska weiter. Schon vor den Schüssen sei man mit einem unguten Gefühl über den Weg am Bürgerhaus gelaufen. Hier sei es dunkel, einige Lampen wären defekt, und oftmals würden sich hier Gruppen zum Trinken treffen. Einmal sei es dabei zu einer Schlägerei gekommen und es musste die Polizei gerufen werden, schildert Galbicska die Situation am Bürgerhaus.
Zu einem allgemeinen Gefühl der Unsicherheit dürfte auch beitragen, dass erst Mitte August ein Mann in Mörfelden erschossen wurde. Der 43-jährige hatte gerade seine kleine Tochter ins Auto gesetzt, als er von hinten kaltblütig ermordet wurde. Die Hintergründe der Tat sind noch immer unklar, die Polizei hat keine heiße Spur. (seb)

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