Naturschätze vor der Haustür

Erste Führung über den „Natura Trail“ mit 15 Teilnehmern

ÜBER DEN SANDTROCKENRASEN zwischen den Stadtteilen Mörfelden und Walldorf wanderten die Teilnehmer bei der Begehung des ersten hessischen „Natura Trails“, der auf einer Strecke von 12,5 Kilometern durch ein Naturschutzgebiet sowie rund um die Doppelstadt verläuft. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Für die Erstbegehung des „Natura Trails“ hatten sich die Naturfreunde Hessen und Mörfelden-Walldorf ein besonderes Datum ausgesucht – den vierten Hessischen Tag der Nachhaltigkeit mit landesweit hunderten Veranstaltungen. Eine davon war die erste Führung über den Wanderweg „Rund um Mörfelden-Walldorf – vom Naturfreunde-Haus zu den Sandtrockenrasen und zurück“. Los ging es am Mörfelder Bahnhof.

„Die meisten fahren einfach durch, und haben keine Ahnung, was hier eigentlich ist“, sagte Alfred Heimsch, der den „Natura Trail“ konzipierte. Und tatsächlich dürften viele Radfahrer und Spaziergänger nicht wissen, was es mit dem Gebiet zwischen den beiden Stadtteilen rund um die Bertha-von-Suttner-Schule auf sich hat. Genau aus diesem Grund eröffnen die Naturfreunde ihre „Trails“, von denen in den nächsten Jahren zehn Stück in ganz Hessen geplant sind. „Wir möchten die Schätze vor der eigenen Haustür bekannter machen“, so der zuständige Projektleiter Rainer Gilbert.
Durch welchen Landschaftstyp der 12,5 Kilometer lange Rundweg führt, merkte man mit jedem Schritt. Die 15 Teilnehmer hatten den asphaltierten Weg verlassen und waren am „Kobansloch“ angekommen. Hier war der besonders sandige und trockene Boden nicht mehr zu übersehen. Geologisch wird das Gebiet als Binnendüne eingeordnet und hat seinen Ursprung im früheren Flussbett des Mains. Als der Main noch in dieser Gegend verlief, schwemmte er Sand an. Das Wasser verschwand mit der Veränderung des Flusslaufs, der Sand blieb zurück.
Für die Landwirtschaft ist der nährstoffarme Boden nicht optimal, dafür habe sich hier eine kleine Biosphäre mit spezieller Vegetation und einer entsprechenden Tierwelt entwickelt, erklärte Alfred Heimsch. Die mitunter seltene Flora und Fauna führt dazu, dass das Gebiet zwischen Mörfelden und Walldorf als europäisches Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. In ganz Europa gibt es mehr als 26 000 solcher Natura-2000-Gebiete zum Erhalt der biologischen Vielfalt.
Natürlich entstanden ist das Gelände mit seinem niedrigen Graswuchs nicht. Erst durch Rodungsarbeiten im Mittelalter konnte sich die heute typische Vegetation ausbreiten. Damit der offene Landschaftscharakter nicht von Büschen und Sträuchern verdrängt werde, sei viel Arbeit notwendig, berichtete Herbert Debus vom BUND Kreisverband Groß-Gerau. „Besonders im Frühling ist es hier schön. Dann blühte alles und es duftet toll“, so Debus und erläuterte an einem der Äcker den Pflegeaufwand. Ohne den kontinuierlichen menschlichen Einsatz würde das historisch gewachsene Gelände in wenigen Jahren sein Gesicht vollständig verändern. 
Das sandige Terrain hatte die Wandergruppe bald hinter sich gelassen. Dann ging es noch auf den Oberwaldberg und im Anschluss für eine kurze Rast ins Naturfreundehaus. Anschließend wanderten die Teilnehmer wieder zurück zum Mörfelder Bahnhof. (seb)

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