Mörfelden-Walldorf: Vier Tage lang Geselligkeit und Musik auf dem Kerschfest

Rund 150 Helfer stemmen die 45. Auflage

Traditionell sorgt das Blasorchester der SKV Mörfelden stets am frühen Samstagabend für mächtig Stimmung, so auch in diesem Jahr. Foto: Koch

Mörfelden-Walldorf – „Ich bin extra aus Schwerin mit dem E-Bike angereist“, erzählte Norbert Bolz. Er war einer von zahlreichen Gästen, die am vergangenen Wochenende beim 45. Kerschfest der evangelischen Kirchengemeinde Mörfelden mitfeierten – aber Bolz packte zudem mit an und hatte einiges zu erzählen. Aktuell wird er sich noch auf der Rückreise vom Fest befinden, die – wie die Fahrt in die Doppelstadt – etwa eine Woche dauerte.
So lange blieb Bolz auch in Mörfelden. 

„Mir gefallen das Fest und die Menschen in Südhessen sehr.“ Vor Jahren lernte er Hans Daimer sowie den inzwischen verstorbenen Bernd Scherer beim Segeln im hohen Norden kennen. Daimer und Scherer luden Bolz zu einem Gegenbesuch nach Mörfelden zum Kerschfest ein, was dieser gerne annahm. Zudem genießt der Norddeutsche nicht einfach nur das Fest, sondern hilft auch tatkräftig mit – so auch in diesem Jahr. „Ich wurde sehr herzlich aufgenommen.“ Die gute Zusammenarbeit und schöne Gemeinschaft machten ihm viel Spaß.
„Die vielen tollen Teams sind beeindruckend“, lobte auch Festbesucher Martin Schulmeyer die zahlreichen Ehrenamtlichen. Schulmeyer ist in Mörfelden geboren und aufgewachsen, wohnt inzwischen in Weiterstadt. Wenn möglich, besucht er das Kerschfest, um die Atmosphäre, die Livemusik und die selbst gemachten kulinarischen Spezialitäten zu genießen und Freunde und Bekannte wiederzusehen. 
Stets am letzten August-Wochenende wird vier Tage lang „Rund um die Kersch“ gefeiert. „Die Gäste schätzen die harmonische und friedliche Atmosphäre“, betonte Pfarrerin Andrea Schätzler-Weber. So auch jetzt wieder. Dank des evangelischen Kindergartens konnte wieder ein buntes Programm für Kinder auf die Beine gestellt werden. So gab es für die Kleinen unter anderem ein Kinderkerschfest am Samstag sowie ein vielseitiges Bastelangebot am Sonntag. „Bei uns sind alle Generationen herzlich willkommen“, hob Schätzler-Weber hervor.
Die Erwachsenen strömten an allen Tagen zum Fest, wobei es insbesondere am Freitag- und am Samstagabend im Innenhof des Gemeindehauses sehr voll wurde. Dieser soll übrigens auch mit dem Erlös aus dem Fest noch schöner gestaltet werden. Zum großen Andrang trugen neben dem Programm die vielen selbst gemachten Schmankerl bei. Zu Letzteren zählten etwa die beliebten Kartoffelpfannkuchen, die Pilzpfanne, Bratkartoffeln sowie die legendäre Gemüsesuppe „Quer durch de Gadde“, die stets am Sonntag die Besucher anzieht. 
Beim KiGo-Team wurden Cocktails angeboten, bei den „Orks“ knusprige Waffeln. Darüber hinaus gab es natürlich Gegrilltes und Fischspezialitäten. Letztere hatte die Frauenhilfe der Gemeinde vorbereitet, die erneut eine besonders große Helferinnengruppe stellte – ob nun für Standdienste, beim Kartoffelschälen und weiteren Aktivitäten. Zudem bot die Frauenhilfe herzhafte Schmalzbrote sowie selbst gebackene Kuchen an, die immer nachmittags stark nachgefragt waren. „Das Kerschfest hat für die ganze Gemeinde und insbesondere für uns als Frauenhilfe eine sehr große Bedeutung für das enge Gemeinschaftsgefühl“, betonte Ulrike Nicodem, Vorsitzende der Frauenhilfe. 
Am Donnerstag war das Kerschfest mit einem Gottesdienst eröffnet worden. Pfarrerin Schätzler-Weber trug Friedenspoesie aus verschiedenen Jahrhunderten und Ländern vor. Kirchen- und Gospelchor hatten nicht nur gelungene Einzelauftritte, sondern zur Freude der Besucher unter der Leitung von Kantorin Anna Myasoedova für den Anlass gemeinsame Stücke einstudiert. An den Folgetagen sorgten zahlreiche örtliche Bands für Stimmung, die schon seit vielen Jahren beim Kerschfest begeistern. Hierzu gehören „Still Young & Crispy“, die „Fishing Souls“, „The Fabulous Flying Kerschgass Brothers“ und das „Endgültige Südhessische Ukulelenorchester“. „Die Bands sind ein fester und beliebter Bestandteil unseres Festes“, so Schätzler-Weber.
Die Pfarrerin war jeden Tag auf dem Fest präsent und feierte am Sonntag mit der Gemeinde einen Festgottesdienst mit Taufe, der vom Posaunenchor musikalisch begleitet wurde. Ein Stammgast des Festes ist das Blasorchester der SKV Mörfelden, das stets am Samstagabend aufspielt. „Wir freuen uns immer sehr auf das Kerschfest, keiner möchte dieses verpassen“, erzählte Dirigent André Cezanne dieser Zeitung direkt nach dem Auftritt. Neben der SKV waren noch weitere Mörfelder Traditionsvereine auf dem Kerschfest präsent und trugen zu dessen Gelingen bei. So stand das örtliche Deutsche Rote Kreuz für eventuelle Notfälle parat. Die Merfeller Altkerweborsch übernahmen wie jedes Jahr am Samstagabend das Ausschenken an der Getränketheke.
Neben den vielen bewährten Traditionen gab es dieses Jahr auch eine Neuerung. Kristin Flach-Köhler und Silvia Stajerová warben im Auftrag der evangelischen Kirchengemeinden Mörfelden und Walldorf sowie des Dekanats mit einer Fotoaktion für die Beteiligung an der Landtagswahl am 8. Oktober. Hierbei hoben sie hervor, wie wichtig die Demokratie ist und dass diese vom Mitmachen lebt.
Genau davon lebt auch das Kerschfest. „Ohne die mehr als 150 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer könnten wir das Fest nicht stemmen“, sagte Uwe Harnisch, Vorsitzender des Kirchenvorstands. Er betont, dass das Fest auch 2020 und 2021 im deutlich kleineren Rahmen unter der Berücksichtigung der Corona-Auflagen stattgefunden hatte und auch da von der Bevölkerung sehr gut angenommen wurde. Seit 2022 kann das Fest wieder groß gefeiert werden. Harnisch: „Es war kein Problem, die vielen Ehrenamtlichen nach der Pandemie wieder zu reaktivieren.“ VON ALEXANDER KOCH

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