Kunst harmoniert mit der Natur

Unter dem Titel „Kräftespiel“ wird im Skulpturenpark eine große Bandbreite geboten

DER SKULPTURENPARK eröffnete am Sonntag und lockte wieder zahlreiche Besucher in die Parkanlage am Mörfelder Bürgerhaus. Rund 400 Interessierte kamen zur Vernissage und bestaunten eine große Bandbreite an Objekten, Installationen und Skulpturen. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Bereits zum 17. Mal eröffnete am Sonntag die Freiluftgalerie neben dem Bürgerhaus. Die Werke der 14 Künstler fügen sich harmonisch in die kleine Parklandschaft ein, hängen zwischen den Bäumen und nehmen Bezug auf das saftige Grün. Rund 400 Gäste schlenderten bei der Vernissage des Skulpturenparks zwischen den Objekten umher und gingen mit den unterschiedlichen Materialien auf Tuchfühlung. Zu sehen sind die Werke unter der Überschrift „Kräftespiel“ noch bis zum 7. September.

„Jedes Jahr kommen mehr Besucher“, freute sich Kunsthistorikerin Isa Bickmann. Ihr fiel die nicht ganz einfache Aufgabe zu, in kurze Worte zu fassen, was im Laufe der letzten Woche Gestalt angenommen hatte. Nach und nach waren die Werke aus Stahl, Holz, Plastik und Stein angeliefert und aufgestellt worden. In ihrer Einführung gab Bickmann eine Einordnen der Skulpturen und Objekte und sicher auch so manchen Denkanstoß.
Als das diesjährige Thema „Kräftespiel“ feststand, ist Bickmann als erstes der Kinetikkünstler Michael Ernst eingefallen. Im Bürgerpark sind nun eine Raumschwinge und ein Windzirkel aus Stahl zu sehen. Beide reagieren ganz behutsam auf die Luftbewegung und sind ein Beispiel für Entschleunigung, so die Kunsthistorikerin.
Vollkommen statisch sind dagegen die Dreiecksfaltungen von Günter Wagner. Mit großer Krafteinwirkung knickte er längliche Stahlplatten leicht windschief zusammen. In der Parklandschaft wirken sie wie eine Antwort auf die Form der Bäume, erläuterte Bickmann.
Mit Cortenstahl arbeitet Sonja Edle von Hoeßle wegen seiner Leuchtkraft. Künstlich zum rosten gebracht, reagieren ihre geschwungenen Figuren auf den Einfall der Sonne und sind je nach Licht in unterschiedlichen Rottönen zu bestaunen. Ein weiterer Künstler, der sich zum extrem beständigen Material hingezogen fühlt, ist Robert Kögel. Seine Stahlskulpturen spielen mit der Form von Gerüsten.
Wirken Kögels Arbeiten besonders standfest, greift Matthias Will das Thema Stabilität auf. Seine Edelstahlobjekte wirken leicht und fragil. Nur durch verspannte Drähte werden sie in ihrer Form gehalten.
In die Höhe gehen die Skulpturen von Armin Göhringer. Mit der Kettensäge arbeitet er seine Werke aus jeweils einem länglichen Holzblock heraus und schafft durch einzelne Streben eine gewisse Transparenz und Zerbrechlichkeit.
Durchlässigkeit wird auch von Daniel Stern aufgegriffen. Aus unzähligen gleichförmigen Holzteilen setzte er ein kompaktes Geflecht zusammen, das dennoch transparent wirkt. „Die Arbeit hat alles, was eine Skulptur ausmacht“, betonte Bickmann.
In der Parkmitte ist das Werk von Eckart Steinhauser zu finden. Wie ein chaotischer Haufen liegt seine Holzarbeit „Fenster, Türe, Bank IV“ auf der Rasenfläche, in der ein Moment des Zusammenbruchs festgehalten ist.
Spielerisch bezieht Gertraud Haselbach die Parkbäume ein. Aus Buchstaben fertigte sie ornamentartige Flächen, die sie zwischen den Bäumen aufspannte oder um ihre Stämme legte.
Auch Heide Weidele nutzt die Parklandschaft für ihre Objekte. An ein Mandala erinnert ihr Werk aus Hula-Hoop-Reifen, das hoch oben über einem Weg in der Luft hängt. Eine weiteres schwebendes Objekt kommt von Michael Hischer. Aus Aluminium gestaltete er ein ausbalanciertes Element mit zwei Flügeln, dass durch den Wind in Bewegung gehalten wird.
Auch im Wasserbecken von Kirsten Kötter ist alles in Bewegung. Ein kleiner Motor lässt farbige Bälle aus unterschiedlichen Materialien im Kreis schwimmen. Die Installation „We are the World“ symbolisiert so die Gesellschaft.
Die einzigen Steinarbeiten kommen von Filipe Mirante, der dem Skulpturenpark seit seiner Gründung eng verbunden ist. Ganz im Stile der klassischen Bildhauerei zeigt er zwei Skulpturen, wovon eine abstrakt gehalten ist, während die zweite den Körper einer Frau nachempfindet.
Die Installation von Paul Hirsch wurde den Besuchern mit einer kleinen Performance vorgestellt. Eine Parkuhr aus Holz steht neben einem Baum im abgegrenzten Parkplatzbereich. Ist zuerst das Rattern einer Kettensäge zu hören, verstummt der Lärm, sobald eine Münze in die Parkuhr geworfen wird. „Hier wird auf ganz vielen Ebenen mit Holz gespielt“, erklärte Bickmann.
Die Einführung der Kunsthistorikerin verdeutlichte die große Bandbreite, die der Skulpturenpark in diesem Jahr abdeckt. Die über die Jahre gefestigte überregionale Bedeutung der Open-Air-Ausstellung hoben Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD), der Erste Kreisbeigeordnete Walter Astheimer (Grüne) sowie Christine Rother, die Vorsitzende des Landesverbands der Galerien, in ihren Grußworten hervor. Unter den Gästen waren außerdem Schirmherr Ottmar Hörl und die Frankfurter Künstlerin Wanda Pratschke, die außer Konkurrenz eine ihre Frauen‧skulpturen zeigt.
Wer jetzt neugierig auf den Skulpturenpark geworden ist, kann bei zwei Führungen am 10. und 24. August mehr über die Künstler und ihre Werke erfahren. Die Rundgänge durch den Park beginnen jeweils um 11 Uhr. (seb)

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