Kidical Mass in Mörfelden-Walldorf: Demo für kinderfreundliche Straßen

Für eine Pro-Rad-Wende aus einem Guss/ Rund 70 Teilnehmer

Rund 70 Teilnehmer zählte die jüngste Fahrraddemo Kidical Mass in Walldorf. Das Aktionsbündnis fordert mehr Sicherheit für Kinder, die zu Fuß, mit Roller oder Fahrrad im Straßenverkehr unterwegs sind.        Foto: Friedrich
 

Mörfelden-Walldorf – Klingelkonzert und Fahrradkorso: Junge Verkehrsteilnehmer haben am Samstagmittag ordentlich Radau gemacht. Bei der Protestaktion „Kidical Mass“ traten rund 70 Teilnehmer in die Pedalen, um für mehr Sicherheit von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehr zu demonstrieren. Zum bereits dritten Mal hatte Sarah Schaback vom ADFC des Kreises Groß-Gerau wieder eine Fahrraddemo in ihrer Heimatstadt organisiert  – zum zweiten Mal im Stadtteil Walldorf.

„Es gibt für die Sicherheit von Fahrradfahrern noch viel zu tun“, sagt Maximilian Aschke, zweifacher Familienvater – „schon zu Fuß ist das Queren der Farmstraße in Höhe der Kita ein Abenteuer“, äußert er und befestigt ein „Kidical Mass“-Fähnchen am Kinderrad seiner Großen, der siebenjährigen Marie. „Morgens fahre ich meinen Sohn mit dem Fahrrad in den Kindergarten“, berichtet Sarah Schaback – „auf diesem kurzen Weg nehmen mir mindestens zwei Autos die Vorfahrt.“ Beobachtung der dreifachen Mutter: „Noch viel weniger als Fahrräder werden Kinder auf unseren Straßen mitgedacht.“
Bei der Fahrraddemo „Sichere Radwege für Groß und Klein“ jedenfalls erhalten die Teilnehmer auf ihrem fünf Kilometer langen Kurs maximalen Schutz: Ordnungsamt und Polizei rollen in ihren Kfz mit und sperren Kreuzungen für den Autoverkehr.
„Schade, ich hätte mir mehr Teilnehmer gewünscht“, bedauert Jürgen Pons. Der Stadtverordnete der Grünen strampelt mit, hält Ausschau nach politischen Kollegen, die hier ein Zeichen setzen. Die vielfach gewünschte Verkehrswende könne nur funktionieren, wenn Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger geboten wird: „Die Niederländer sind uns da weit voraus“, sagt Pons. „Wenngleich in den letzten Jahren viel für den Radverkehr in Mörfelden-Walldorf getan wurde, so ist noch Luft nach oben zu einem geschützten, kindertauglichen Radwegenetz. Wünschenswert sind mehr Tempo 30 im Ort und Schulstraßen ohne Autoverkehr“, fordert die Organisatorin.
Das Aktionsbündnis Kidical Mass denkt nicht in einzelnen Bauabschnitten, sondern in einer Pro-Rad-Wende aus einem Guss: Das meint geschützte oder baulich getrennte, breite Radwege an Hauptverkehrsstraßen und Tempo 30 innerorts, geschützte Kreuzungen (nach niederländischem Vorbild), Schulstraßen und Zonen ohne Autoverkehr (zumindest temporär), Fahrradstraßen und -zonen als flächendeckendes Netz und Grundlage für ein sicheres Schulwegnetz.
Mario Schuller, Vorsitzender des ADFC im Kreis Groß-Gerau, bekräftigt: „Die Bedingungen zum Radfahren sind in deutschen Kommunen oft so schlecht, dass Kinder nicht gefahrlos Rad fahren können. Wir brauchen endlich ein modernes Straßenverkehrsrecht, das der Sicherheit aller Menschen Vorrang gewährt und den Kommunen die nötige Gestaltungsfreiheit gibt, um die Verkehrswende vor Ort umzusetzen.“ Das meint auch die entsprechende Finanzausstattung durch den Bund.
Kidical Mass, der Name verrät es, ist keine deutsche Idee, sondern inzwischen eine weltweite Bewegung. Allein in Deutschland demonstrierte das Aktionsbündnis im Zeitraum vom 20. April bis 5. Mai in mehr als 200 Kommunen. Der Demo in Mörfelden-Walldorf schloss sich ein geselliges Finale an: Bei den Villakindern in der Waldstraße klang die Aktion mit Getränken und Kuchen aus. Darüber hinaus konnten sich Verkehrsanfänger auf dem Übungsparcours der Verkehrswacht ausprobieren – und zwar ganz, ohne Autos fürchten zu müssen. ula

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