Nach 40 Jahren ist nun Schluss

Flughafenausbaugegner Dirk Treber zieht sich aus der Gremienarbeit zurück

DIRK TREBER hat seine Mitarbeit in der Fluglärmkommission und dem Forum Flughafen und Region beendet. Der engagierte Ausbaugegner möchte die Gremienarbeit nun anderen überlassen. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf (seb). Rund 40 Jahre engagiert sich Dirk Treber für Umwelt- und Lärmschutz und gegen den weiteren Flughafenausbau. Erst im Rahmen der Bürgerinitiativen und beim Bau des Hüttendorfs. Die vergangenen Jahrzehnte arbeitete er sich besonders akribisch in Sachthemen ein und war ehrenamtliches Mitglied der Fluglärmkommission und des Forums Flughafen und Region. Mittlerweile hat Dirk Treber dieses Engagement beendet und in der nächsten Woche wird er im Rahmen einer Feierstunde offiziell verabschiedet.

„40 Jahre sind genug“, erzählt er bei einem Treffen mit dem Freitags-Anzeiger. Dem Protest kehrt er nicht vollends den Rücken, die Gremienarbeit sollen nun aber andere übernehmen. An schnelle Erfolge beim Kampf gegen den Flughafenausbau habe er nie gedacht. Daher blickt er auch nicht voller Groll und Enttäuschung zurück: „Ohne unseren Protest wäre viel platt gemacht worden.“ Es gebe auch keine Nachtruhe, denn der Flughafen mache freiwillig keine Zugeständnisse. Das erlebte Dirk Treber immer wieder in unterschiedlichen Positionen. Für die Grünen zog er 1982 in den Hessischen Landtag ein, später arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fraktion. In Mörfelden-Walldorf war er hauptamtlicher Stadtrat und auch im Kreistag engagierte sich der heute 67-Jährige.

Mitarbeit in Gremien ist entscheidend

Um dem Flughafen mehr Lärm- und Umweltschutz abzutrotzen, brauche es eine starke Protestbewegung, zeigt er sich überzeugt. Aber auch die Mitarbeit in Gremien sei entscheidend. „Echte Schwerpunkte hatte ich nicht. Man ist als Generalist gefragt“, sagt Treber auf seine Arbeit in der Fluglärmkommission angesprochen. Seit 2006 gehörte er deren Vorstand an und über die Jahre setzte er sich etwa für eine bessere Öffentlichkeitsarbeit ein, bearbeitete das Flachstartverfahren und die Belastung der Luft mit Schadstoffen. Letzteres werde in Zukunft an Bedeutung gewinnen, aktuell stehe man hier erst am Anfang.
Ultrafeinstaub könne mit den gängigen Methoden nicht gemessen werden und die Grenzwerte hält der Aktivist für zu hoch. Zu den drängendsten Herausforderungen gehöre es deshalb, neue Messverfahren zu etablieren und darüber hinaus ein Konzept zur Lärmminderung aufzustellen. Denn der Lärm in der Region nehme weiter zu, wenn die Zahl der Flugbewegungen ansteige und dem Airport keine Grenzen gesetzt würden. 
Um die Bevölkerung besser zu schützen, fordert Treber eine jährliche Reduzierung des Lärms um 0,4 Dezibel. Leise Flugzeuge, Gebühren für Fluggesellschaften abhängig vom verursachten Lärm und eine Umrüstung älterer Modelle seien dafür nötig. Optimierungen bei Start- und Landeverfahren dagegen sieht der Experte als ausgereizt an. Unabhängig davon brauche es eine Ausweitung des Nachtflugverbots um zwei Stunden und Ausnahmeregelungen für späte Landungen müssten stark zurückgefahren werden.

Auch auf lokaler Ebene darf man Politik nicht aus der Verantwortung entlassen 

Wenn am nächsten Dienstag die Verabschiedung aus der Fluglärmkommission ansteht, hat sich auch der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir angekündigt. Unter Ausbaugegnern ist Al-Wazir nicht unumstritten, doch Treber sieht Vorteile in einem Verkehrsminister mit grünem Parteibuch. In der Fluglärmkommission habe sich Al-Wazir stärker als seine Vorgänger eingebracht und eine Stabsstelle mit acht Mitarbeitern geschaffen, die sich ausschließlich um den Fluglärmschutz kümmere. Oftmals seien den Verantwortlichen auf Landesebene aber auch die Hände gebunden. Denn bei zentralen Gesetzen gebe Berlin den Ton an, und dort bremse die Regierungskoalition. „Der ganz große Wurf ist nicht möglich“, meint Dirk Treber.
Resigniert hat er dennoch nicht. Vielmehr zeigt er sich weiterhin kämpferisch, was das Bohren der dicken Bretter in Sachen Lärmschutz angeht. Auch auf lokaler Ebene dürfe man die Politik dabei nicht aus der Verantwortung entlassen und müsse Druck machen, betont er. Aus den Gremien hat sich Dirk Treber zwar zurückgezogen, er wird aber weiterhin Vorsitzender der Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms bleiben und im Vorstand der Bundesvereinigung gegen Fluglärm mitarbeiten. Ganz ohne Engagement in Sachen Flughafen kann man sich ihn auch nur schwer vorstellen.

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