Walking, Bosseln und Qigong

Verein BSG löst sich auf – TuS übernimmt Kursangebot und Mitglieder

Kelsterbach. Mit dem Jahreswechsel ging der Untermainstadt ein über viele Jahrzehnte aktiver Verein verloren: Der Verein Bewegung, Sport und Gesundheit (BSG) hat sich zum 31. Dezember 2016 aufgelöst, weil sich trotz intensiver Suche niemand für die Vorstandsposten gefunden hatte.

Doch die Mitglieder können auch weiter ihre Kurse besuchen, denn der Turn- und Sportverein (TuS) hat diese übernommen. Auch alle aktiven Übungsleiter sind zum TuS gewechselt. „Das war wirklich ein großes Glück“, freute sich die ehemalige BSG-Vorsitzende Stephanie Manzke.
Die Entscheidung, den Verein aufzulösen, war dem Vorstand alles andere als leicht gefallen. Die letzten fünf Jahre habe man intensiv nach einer neuen Vereinsführung gesucht, da die Vorstandsmitglieder aus verschiedenen Gründen ihre Ämter nicht mehr übernehmen konnten, sagte Manzke, die dem Verein seit 2011 vorstand. „Wir hatten auch in den Jahreshauptversammlungen immer wieder darauf hingewiesen, aber es hat sich leider niemand gefunden.“ 
Zwar hätten Vorstandsmitglieder einige Male eine Amtszeit drangehängt, da man den Verein nicht einfach aufgeben wollte. „Aber dann mussten wir die Notbremse ziehen“, bedauerte Manzke. 
Auch bei der letzten Jahreshauptversammlung im März 2016 hatten sich keine Nachfolger für den Vorstand gefunden. Daraufhin wurde im Juni eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, zu der rund 100 Mitglieder gekommen waren. Bis auf ein Mitglied haben alle der Vereinsauflösung zum Jahresende zugestimmt. Doch einfach so aufhören wollte niemand und so suchte der BSG nach Perspektiven für die rund 340 Vereinsmitglieder und die sieben Übungsleiter.
Fakt war, dass alle Übungsleiter ihre Kurse – darunter Wasser- und Wirbelsäulengymnastik, Walking, Bosseln, Qigong und Rückentraining – weiter anbieten wollten. Lediglich eine Übungsleiterin habe aus gesundheitlichen Gründen aufgehört. Außerdem hat sich die ohnehin nur sechs Mitglieder zählende Kegelabteilung endgültig aufgelöst. Nach der Vereinsauflösung begannen die Übungsleiter nach anderen Vereinen in Kelsterbach zu suchen, um weiter ihre Kurse anzubieten. „Wir haben gedacht, jetzt zerstreut sich alles“, so Stephanie Manzke.
Glücklicherweise seien aber alle Übungsleiter am Ende zum TuS gegangen, der diese mit offenen Armen empfangen habe, freute sich Manzke. Auch für die BSG-Mitglieder war das die beste Lösung, denn viele besuchen mehrere Kurse bei verschiedenen Trainern. Wären diese in verschiedenen Vereinen untergekommen, hätten sie in mehreren Vereinen Mitglied werden müssen. So hat sich nun lediglich der Jahresbeitrag erhöht, denn während die Mitgliedschaft beim BSG 40 Euro kostete, werden beim TuS pro Jahr 72 Euro fällig. „Aber die Mitglieder sind froh, dass es weitergeht“, sagte Manzke.
Die ehemalige BSG-Vorsitzende lobte die unkomplizierte und konstruktive Zusammenarbeit mit dem TuS-Vorstand und dem städtischen Sport- und Kulturamt, das den BSG unterstützte und die weitere Nutzung der Hallen und Räume zugesagt hatte. „Alle Seiten waren sehr offen, auch unsere Mitglieder haben das mitgetragen“, freute sich Manzke. Für die ausscheidende Übungsleiterin hat sich mittlerweile auch eine Nachfolge gefunden. Geändert hat sich für die BSG-Mitglieder so gut wie nichts, da auch alle Hallen- und Übungszeiten bestehen bleiben. 
Die Auflösung des BSG sieht man beim einstigen Vorstand mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Natürlich sei man traurig, da man viel Zeit und Arbeit investiert habe. „Auch der Vorstand hat gut zusammengearbeitet, wir waren eine tolle Truppe“, sagte Manzke. Noch 2014 hatte man zur 50-Jahr-Feier eine Broschüre über den im Oktober 1964 als Behindertensportgruppe (BSG) gegründeten Verein herausgegeben. Einst als Sportgruppe für Versehrte nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufen, hatte sich die Klientel des BSG bald geändert. Der Verein rückte zudem den Gesundheits- und Präventionssport stärker in den Vordergrund. 
Da vor allem Senioren das Angebot nutzten, gestaltete sich auch die Mitgliederstruktur entsprechend. Das sei mit ein Grund gewesen, warum sich kein neuer Vorstand gefunden habe. Viele hätten zwar als Rentner Zeit für das Ehrenamt, jedoch fehlten ihnen oft die nötigen PC-Kenntnisse. Für berufstätige Mitglieder dagegen seien die administrativen Aufgaben ein Zuviel an Zusatzarbeit. „Es wird unterschätzt, wie viel Zeit ein Ehrenamt erfordert“, so Manzke, die selbst auch als Übungsleiterin aktiv ist. 
Die Lösung mit dem TuS sieht sie als vorteilhaft für alle Seiten. Mit dem Schwerpunkt Gesundheitssport für ältere Menschen habe der TuS nun sein Angebot ergänzen können. Wäre das Kursangebot des BSG völlig aus der Vereinswelt verschwunden, hätte auch ein breit gefächertes Sportangebot für Senioren gefehlt. (nad)

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