Vier E-Kleinbusse für Kelsterbach

SiGGi auf Abruf: LNVG startet On-Demand-Pilotprojekt

Haben die neuen Shuttle-Busse der Öffentlichkeit vorgestellt (von links): Erster Kreisbeigeordneter Walter Astheimer, Landrat Thomas Will, Kelsterbachs Bürgermeister Manfred Ockel und Christian Sommer, Geschäftsführer der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft LNVG, welche die E-Busse betreibt. (Foto: Erlenbach)
Kelsterbach (erl). Die Stadt Kelsterbach wird Vorreiter bei einer neuen Form des öffentlichen Nahverkehrs. „On Demand“ (auf Abruf) nennt sich das neue Angebot, das in der Untermainstadt ab sofort startet. Die Erfahrungen sollen ausgewertet werden, danach wird entschieden, ob dieses System im gesamten Kreis Groß-Gerau nach und nach als drittes Standbein eingeführt wird und neben Bussen und Bahnen greift.

Bei einer Feierstunde auf dem Rathausplatz wurde das Projekt vergangenen Donnerstag vorgestellt. Vier neue Kleinbusse mit Elektroantrieb namens „SiGGi“ stehen ab sofort bereit, um auf Abruf eingesetzt zu werden und das eigene Auto innerhalb der Stadt weitgehend überflüssig zu machen. Denn im Gegensatz zum regulären Busverkehr gibt es für die On-Demand-Shuttlebusse keine festen, sondern gewissermaßen nur virtuelle Haltestellen.
Jeder kann einen der vier Busse für seine Fahrten anfordern. Diese kommen dann fast bis vor die Haustür und fahren ihre Kundinnen und Kunden dorthin, wo sie gerne hin möchten. Interessant dürfte dies vor allem für ältere Menschen sein, die kein eigenes Auto mehr haben oder jene, die gerne mal feiern und abends dennoch sicher nach Hause kommen wollen.

Bus wird über App angefordert, über die wird auch gezahlt 

Mit Blick auf den aktuellen Busverkehr merkte Bürgermeister Manfred Ockel an, dass die großen Fahrzeuge oftmals nur mit wenigen Passagieren unterwegs seien. Da es sich in der Regel um Dieselfahrzeuge handelt, ist das alles andere als umweltfreundlich und zukunftsweisend. Die neuen Shuttlebusse – einer davon wird in den nächsten Monaten barrierefrei umgebaut – müssen allerdings über eine App angefordert werden, was das System besonders für hoch betagte Menschen schwierig machen dürfte, denn nicht jeder ist im Alter internetaffin. Über die RMV-On-Demand-App wird ein Bus angefordert; die Ankunftszeit, die zwischen 10 und maximal 15 Minuten liegt, und die genaue Haltestelle – in der Regel in unmittelbarer Nähe der eigenen Haustür –, werden mitgeteilt. Das Ziel wird ebenfalls vorher in die App eingegeben, über die auch der Fahrpreis gezahlt wird.
Dieser liegt allerdings für Kunden, die keine Wochen- oder Monatskarte des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) haben, der das Modellprojekt betreut, bei 3,35 Euro für die einfache Fahrt. RMV-Karteninhaber zahlen nur einen Euro. Aber auch mit 3,35 Euro ist das Angebot zwar teurer als der reguläre Stadtbus, aber immer noch preisgünstiger, als ein Taxi zu nutzen. Immerhin konnten Interessenten das neue Angebot bis einschließlich 3. Oktober erst einmal kostenlos ausprobieren.

Landrat Will fordert bessere Unterstützung durch Bund und Land für Angebot 

Bürgermeister Ockel hofft auf eine gute Resonanz und wird in diesem Optimismus von den bisherigen Erfahrungen in den Modellkommunen benachbarter Landkreise bekräftigt. Die Internetbewertungen liegen nicht nur bei 4,9 von 5 Punkten; bislang wurden auch bereits mehr als 270 000 Fahrten registriert. Gute Voraussetzungen, um nach Mitteilung des RMV das System flächendeckend zu installieren. Das strebt auch Groß-Geraus Landrat Thomas Will an. Er hoffe, in den kommenden Jahren den On-Demand-Verkehr im gesamten Kreisgebiet anbieten zu können. In diesem Zusammenhang forderte Will indes auch eine bessere Unterstützung durch Bund und Land, damit dieses dritte Standbein, das den Nahverkehr deutlich attraktiver mache und ein guter Beitrag zur Verkehrswende sei, nicht an den Finanzen scheitern müsse.
Denn die Verkehrswende sei nicht alleine mit einem Neun-Euro-Ticket oder einem Nachfolgemodell zu erreichen. Weiterhin forderte Will, auch die Übergänge zwischen den einzelnen Verkehrsträgern müssten stimmen, der Nahverkehr müsse barrierefrei, die Infrastruktur entsprechend optimiert werden. Dazu gehörten auch einheitliche Tarifgebiete, damit die Kunden nicht immer beim Überschreiten eines Tarifgebietes neue Fahrscheine kaufen müssten. „Der Nahverkehr muss vom Fahrrad bis zum ICE funktionieren“, sagte der Landrat. Keinesfalls dürften jedoch Landkreise, Städte und Gemeinden auf den Kosten sitzen bleiben.
Der RMV betreibt in seinem Zuständigkeitsbereich den derzeit größten Modellversuch Deutschlands beim On-Demand-Verkehr. Der Shuttle-Bus in Kelsterbach fährt nun seit Dienstag offiziell im Stadtgebiet und kann täglich von Sonntag bis Donnerstag, jeweils 9 bis 24 Uhr, sowie freitags, samstags und vor Feiertagen im Zeitraum von 9 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts angefordert werden.

Weitere Infos zu SiGGi gibt es auf der Homepage des Rhein-Main-Verkehrsbundes

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