Taxi-Unternehmerin Evangelia Ntasiopoulou bangt um ihre Existenz wegen Corona

„Dann müssen wir schließen“

BANGEN UM IHRE ZUKUNFT: Taxi-Unternehmerin Evangelia Ntasiopoulou und ihr Mann Lefti Anastassiadis leiden unter der Corona-Pandemie. (fa)

Kelsterbach (tami). „Lange halten wir das nicht mehr durch“, berichtet Evangelia Ntasiopoulou, die in Kelsterbach mit ihrem Mann Lefti Anastassiadis ein Taxi-Unternehmen betreibt, unter Tränen. Dauere die derzeitige Corona-Krise noch länger an, „so müssen wir schließen“.

Daran will die gesundheitlich stark angeschlagene Unternehmerin Ntasiopoulou zurzeit aber nicht denken. „Ich vertraue auf Hilfe vom Staat und auch vom lieben Gott.“ Sämtliche Aufträge seien dem Taxi-Unternehmen weggebrochen – und anderen Geschäftsleuten in der Untermainstadt ergehe es nicht anders. Auch sie fürchteten um ihre Existenz. „Frau Evi“, wie sie von guten Freunden auch genannt wird, hat ihr Unternehmen im November 1994 gegründet. Sie unterhält acht Fahrzeuge, darunter drei Kleinbusse. Bisher lief das Geschäft mit zwei Festangestellten und acht Aushilfen sehr gut. 

Kaum Kunden, doch die Kosten für die Fahrzeuge laufen weiter

Doch seit dem 13. März gibt es keine Aufträge mehr. Gefahren wird nur noch in Notfällen, etwa ins Krankenhaus, zu Bestrahlungen oder zur Dialyse. Die paar Euro, die das Unternehmen auf diese Weise einnimmt, sichert auf Dauer nicht seine Existenz. Denn die Kosten für die Fahrzeuge, darunter Versicherungen, laufen weiter. Aus Kostengründen konnten keine schützenden Plexiglasscheiben zwischen den Vorder- und Rücksitzen in den acht Fahrzeugen eingebaut werden. Deswegen stehen sieben der acht Autos zurzeit still, lediglich Lefti Anastassiadis ist noch ab und zu mit einem Taxi unterwegs. Er schützt sich und seine Fahrgäste mit einem Mundschutz sowie Desinfektionsmittel für die Hände. „Es war ein Kampf, Masken und Desinfektionsmittel überhaupt aufzutreiben.“ 
Ntasiopoulou sorgt sich zudem, dass sich ihr Mann bei den wenigen Fahrten mit dem Coronavirus infizieren und dann sie anstecken könnte. „Ich habe große Angst. Sogar sehr, sehr große Angst.“ Nicht verwunderlich, denn die Unternehmerin zählt wegen vieler Vorerkrankungen zur Risikogruppe. Diese ganzen Sorgen und Nöte beträfen zurzeit jedoch alle Kleinunternehmer und Selbstständige, berichtet sie. Ntasiopoulou, die das Büro leitet und auch den Telefondienst des Taxi-Betriebs absolviert, hat für ihre Mitarbeiter bereits Anträge auf Kurzarbeit gestellt. Nun muss sie auf die Hilfe des Staats vertrauen. „Er muss uns einfach helfen“, hofft sie. Täglich bete sie deshalb zu Gott und erbitte seine Hilfe. Ihren Fahrern hat sie bislang nicht gekündigt. „Da wäre ich ein schlechter Arbeitgeber.“ 

Mitarbeiter müssen in Kurzarbeit

Die Aufträge seien auch weggebrochen, weil die meisten Kunden die Enge und Nähe zum Fahrer im Taxi fürchten würden. Zurzeit herrschte überall Angst sowie Arbeitslosigkeit unter den Taxifahrern, weiß die Unternehmerin. Eigentlich hatten sich Evangelia Ntasiopoulou und ihr Mann auf das Osterfest gefreut, das die griechisch-orthodoxe Gemeinde, der sie angehören, immer eine Woche nach dem christlichen Osterfest begeht. Dieses Jahr wird es jedoch anders ausfallen als sonst – und ohne große Feiern mit Verwandten und Freunden.
Der Pater der griechisch-orthodoxen Gemeinde habe ihre Gläubigen jedoch mit Gebeten zum Osterfest in griechischer und deutscher Sprache versorgt. So kann jeder zu Hause das Osterfest feiern. Ohne den traditionellen Osterzopf aus Hefeteig, der bei den griechisch-orthodoxen Gläubigen zum Osterfest dazu gehört, geht es dann aber doch nicht. Lefti Anastassiadis hat diesmal die Aufgabe übernommen und für sich und seine Familie die zum Fest beliebte Leckerei gebacken. „Ich hoffe und bete, dass diese Krise bald überstanden sein wird und wir alle gesund bleiben“, betont Ntasiopoulou. Auch damit das Taxi-Unternehmen bald wieder Fahrt aufnehmen kann.

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