Streifzug durch die Vergangenheit

240 Gäste kamen zum Heimatnachmittag

STAMMTISCH: Über das frühere Kelsterbach diskutierten (von links) Günter Scheider, Edi Fenkl, Georg Treutel, Heinrich Hoffmann, Karl Gesang und Werner Georg auf der Bühne. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Wir haben mit 50 Leuten angefangen. Jetzt sind fast 240 Besucher gekommen. Das kann man gar nicht mehr toppen“, strahlte Margarete Sandner. Auch die neunte Auflage von „Kelsterbach, einst und heute“ war zur Freude der Organisatoren ein voller Erfolg. Der Heimatnachmittag im Fritz-Treutel-Haus bot ein buntes Programm mit Musik, Filmen und Vorträgen.

Organisiert wird die nostalgische Veranstaltung von der AG 60 Plus des SPD-Ortsvereins. Allein sei das aber nicht zu stemmen, betonte Sandner, die den Nachmittag mit Günter Schneider ins Leben gerufen hatte. Unterstützt werden die Organisatoren von Vereinen, die sich mit Vorträgen einbringen. „Ohne die könnten wir das gar nicht schaffen“, sagte Sandner. 
Immer dabei sind die Sozialen Powerdamen der Genossen, die die Gäste mit Brezeln und Apfelwein versorgten. Eingestimmt wurden die Besucher mit sommerlichen Liedern vom Volkschor unter der Leitung von Andreas Stein. Echte Schätze gab es im Foyer zu sehen. Dort waren sechs historische Fahrräder von Sammler Manfred Teichfuß ausgestellt, darunter ein blaues Adler-Herrenrad mit Drei-Gang-Schaltung und Trommelbremsen, Baujahr 1954, sowie ein Frischauf-Herrenrad aus dem Jahr 1924. 
„In die Vergangenheit blicken ist genauso wichtig wie in die Zukunft schauen“, sagte Manfred Ockel. Mit der Veranstaltung werde ein Bogen geschlagen von der Vergangenheit in die Zukunft, so der Bürgermeister.
Wie sich Kelsterbach in den letzten Jahrzehnten verändert hat, zeigte ein Filmbeitrag von Roland Schmidt über die Ausstellung im Stadtmuseum zum Verschwinden des Einzelhandels. Einen der wenigen Betriebe, der sich gehalten habe, stellte Dietmar Luttenberger in einem Film vor: Die Bäckerei Möser. Gegründet im Jahr 1762 versorgt die Bäckerei die Bürger mit Backwaren in der nunmehr bald neunten Generation. Ein weiterer Filmvortrag von Erhard Stenzinger widmete sich der mittlerweile geschlossenen Gärtnerei Dürr in der Schwanheimer Straße. 
Die Vergangenheit und Zukunft eines Sportvereins beleuchtete Rüdiger Pfennig in seinem Vortrag zum Ball-Spiel-Club (BSC), der in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiert. 59 Mitglieder gründeten am 10. August 1947 den Verein, der aktuell über 570 Mitglieder zählt. Pfennig, selbst engagiertes BSC-Vorstandsmitglied, berichtete, wie nach dem Krieg vor allem Improvisationstalent gefragt war. Handball wurde damals auf dem Großfeld im Freien gespielt – Pfützen inklusive. 
Ab den 70er Jahren ging es in die Halle, bald boomte der Handball, zahlreiche Zuschauer strömten zu den Spielen, 1987 wurde die B-Jugend Vizehessenmeister. Heute, so Pfennig, zähle die Abteilung – die mit Raunheim und Flörsheim eine Spielgemeinschaft bildet – noch zwölf aktive Spieler. Unter anderem gibt es beim BSC noch eine Fußball- und eine Bosselabteilung. Wie Pfennig verkündete, richtet der BSC nach 2016 auch 2018 wieder die Deutsche Meisterschaft im Bosseln aus. 
Einen Streifzug durch Kelsterbach unternahm Ernst Freese, der von der Villa Goltz berichtete, die 1975 abgerissen und an deren Standort das Bürgerhaus gebaut wurde. Über das bei den Kelsterbachern schmerzlich vermisste Freibad schlug Freese den Bogen zur Kegelbahn auf der Friedrichshöhe und erinnerte an die erfolgreichen Kegler Willi und Ludwig Laun sowie Ernst Freese Senior, die 1955 Weltmeister wurden. Weitere Stationen waren die Kinos in Kelsterbach sowie die Glanzstofffabrik und das Gefangenenlager am Grenzweg zur Zeit des Zweiten Weltkriegs.
Über Kelsterbacher Eigenheiten, bekannte Urgesteine und Dialekte plauderten Günter Schneider, Edi Fenkl, Georg Treutel, Heinrich Hoffmann, Karl Gesang und Werner Georg als Stammtisch auf der Bühne und sorgten mit ihren Anekdoten für Lacher im Publikum. Der Stammtisch, betonte Margarete Sandner, wolle sich tatsächlich regelmäßig treffen. Wer Interesse habe, könne sich anschließen, Zeit und Treffpunkt würden noch bekannt gegeben, so Sandner. (nad)

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